Zeitreise in Technicolor
unbekannt wie den Indianern, aber die Wikinger drängten sich instinktiv enger aneinander, als die Waffen eingesetzt wurden. Nicht so die Indianer. Sie gerieten in Panik. Der Lärm schmerzte in den Ohren. Überall stiegen Rauchwolken auf. Sie konnten nicht atmen und nicht sehen. Unbewußt rannten sie alle zu den Booten. Nach ein paar Minuten war alles vorbei.
Ottars Männer standen in einem dichten Häufchen beisammen, bereit, es mit jedem Feind aufzunehmen, sei er nun übernatürlich oder nicht. Selbst diejenigen, die wegen der Tränengasbomben nichts sehen konnten, stellten sich zum Kampf. Ihr Mut war bewundernswert.
Als Dallas die Sirene abstellte, war die Stille wie ein Schock. Barney ließ langsam die Arme sinken. Die Indianer befanden sich auf der Flucht, daran bestand kein Zweifel. Dallas' Stimme drang wie von weiter Ferne zu ihm herüber. Er deutete auf den Lastwagen, der immer noch auf der Hügelkuppe stand.
»Sie haben weder den Laster noch unser Lager angegriffen. Gino konnte also ungestört filmen.« Er sah auf die lachenden Nordmänner hinunter, die das brennende Holz auseinanderrissen. »Es scheint, daß Ihr Film gerettet ist.«
Barney wandte sich von den Toten und Verwundeten ab und stieg mit zitternden Knien den Hügel hinunter.
18
»Das ist der Sonnenuntergang, auf den wir gewartet haben, Barney«, sagte Charley Chang. »Sieh dir diese Farben an!«
»Also gut«, entgegnete Barney. »Sind Sie bereit, Gino?«
»Noch zwei Minuten«, erklärte der Kameramann und blinzelte durch den Sucher. »Sobald die Wolken da vorne sich vor die Sonne schieben, kann ich eine Direktaufnahme machen.«
»Schön.« Barney wandte sich an Ottar und Slithey, die in ihren besten Wikingerkostümen dastanden. Ottar hatte Gumminarben im Gesicht. »Das ist die letzte Szene, die allerletzte, und wir haben bis jetzt gewartet, um die richtigen Farben zu bekommen. Alles andere ist gedreht. Wir filmen in der Reihenfolge eins, drei, zwei, weil Szene Zwei euch gegen den Sonnenuntergang zeigt. Bei Szene Eins möchte ich, daß ihr nebeneinander ganz langsam den Hügel hinaufgeht und da stehenbleibt, wo wir einen Strich in den Sand gekratzt haben. Ihr seht aufs Meer hinaus, bis ich ›Jetzt!‹ rufe, dann nimmst du Ottar am Arm, Slithey. Das ist das Ende der ersten Szene. Anschließend legt dir Ottar den Arm um die Taille, und ihr bleibt so stehen, während wir zurückfahren und euch ganz klein gegen den Sonnenuntergang filmen. Verstanden?«
Beide nickten.
»Fertig!« rief Gino.
»Noch eines. Wenn wir mit Eins und Drei fertig sind, bleibt ihr gleich am Hügel, bis wir mit der Kamera nachkommen und Nummer Zwei filmen – das ist der Dialog. Alles klar?«
Es klappte. Ottar war nun fast so gut wie ein echter Schauspieler. Zumindest befolgte er die meisten Anordnungen ohne Widerspruch. Sie stiegen gemeinsam den Hügel hinauf und sahen in den Sonnenuntergang. Man hatte Bretter über das Gras gelegt, um das Fahrgestell der Kamera leichter bewegen zu können, und die Arbeiter fuhren sie langsam und vorsichtig zurück, so daß die Gestalten der Liebenden gleichmäßig in der Ferne verschwanden.
»Schnitt!« rief Barney, als die Kamera am Ende des Bretterwegs angelangt war. »Und jetzt schnell nach oben, bevor das Licht zu schwach wird.«
Es war alles blendend organisiert. Während die Kamera nach oben geschafft wurde, stellten die Tontechniker ihre Bänder und Mikrophone auf. Slithey prägte sich mit halbgeschlossenen Augen ihre Zeilen ein, während das Scriptgirl Ottar seine Sätze vorlas. Der Himmel war flammendrot, als sich die Sonne ins Meer senkte.
»Fertig«, sagte Gino.
»Kamera«, rief Barney. »Und ich möchte keinen Laut hören, verstanden?«
Ottar deutete auf das Meer hinaus. »Da drüben, irgendwo jenseits des Wassers ist unsere Heimat. Hast du immer noch Sehnsucht nach ihr, Gudrid?«
»Jetzt nicht mehr, auch wenn es lange Zeit schwer für mich war. Wir haben für dieses Land gekämpft. Viele sind dafür gestorben. Es gehört jetzt uns. Vinland ... unsere neue Heimat.«
»Schnitt. Das können wir lassen. Ich schätze, damit hätten wir es geschafft.«
Alle jubelten, und Slithey küßte Barney, und Ottar zerquetschte ihm die Hand. Es war ein aufregender Moment, denn der Film war bis auf ein paar Einzelheiten vollkommen fertig. Die Party am Abend versprach großartig zu werden.
Sie wurde es. Selbst das Wetter machte mit, und man konnte den Zelteingang offen lassen, nachdem man die Elektroofen eingeschaltet
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