Zeitriss: Thriller (German Edition)
sagen können, wie lange es noch dauert, bis Lord Elgin sich zum Angriff entschließt?«
Randall seufzte. »Solange wir die Gefangenen haben – und er überzeugt ist, dass sie gut behandelt werden –, wird er nicht angreifen. Der Zeitrahmen für ihre Rückkehr wird meiner Schätzung nach aber von Eurem Gemahl in Jehol bestimmt. Er wird enttäuscht und nervös werden, weil Ihr den Konflikt mit dem Feind nicht zügig löst. Früher oder später wird er auf Su Shuns Drängen hin verlangen, dass die Gefangenen hingerichtet werden. Darum müssen wir sie vorher an Elgin überstellen.«
Cixi schauderte angesichts seiner Voraussicht, tat aber, als käme dieses Gefühl von der Abendkühle.
Als Randall sie zittern sah, deutete er auf die Treppe des Palastes. »Wir sollten ins Warme gehen.«
»Es scheint, als wüsstet Ihr stets genau, was zu tun ist«, bemerkte sie kleinlaut, drehte sich um und drückte die hohe Tür auf. Mit langen, anmutigen Schritten lief sie über den schwarzen Marmorboden zum Kamin. Dort entzündete sie ein langes Streichholz und hielt es an das aufgeschichtete Holz.
Knackend wuchs das Feuer. Mit einer langsamen, fließenden Bewegung drehte sie sich zu Randall um, hielt das brennende Hölzchen vor die Lippen und blies es aus.
»Kann ich bei irgendetwas helfen?«, fragte Randall.
»Ich bin hier, um Euch zu bedienen«, sagte sie. »Nehmt Platz.« Sie wies auf das Polstersofa vor dem Kamin. »Ich bereite Euch grünen Tee, dann ein Abendessen.« Sie spürte die Wärme des flackernden Feuers im Rücken, während sie langsam ihre Jacke aufknöpfte. Randalls Augen waren auf sie geheftet, und er war wie erstarrt, als sie ganz langsam das scharlachrote Kleidungsstück auszog. Darunter trug sie eine elfenbeinfarbene, ärmellose Weste, die sie über den Brüsten zuhielt, als sie die Jacke zu Boden gleiten ließ.
Randall betrachtete Cixis Silhouette vor den Flammen, die hinter ihr loderten. Das flackernde Licht betonte ihre Kurven und steigerte ihre Schönheit, dass nur Venus es noch mit ihr aufnehmen konnte. Das war ein Moment, auf den sich Randall unzählige Male vorbereitet hatte: die Verführung durch die beste Geliebte aller Zeiten.
»Wie kann ich mich je für Eure Führung dankbar erweisen?«, sagte sie und ließ die Hände sinken. Die verschlusslose Weste aus hauchdünner Seide öffnete sich ein wenig und ließ den Ansatz ihres Busens und den flachen Bauch sehen.
Randall holte tief Luft und tat sein Bestes, um die Schwellung seiner Lenden zu ignorieren. »Unsere Beziehung muss ehrbar bleiben«, antwortete er. »Wenn ich Euch kompromittiere, untergrabe ich vielleicht Euer Verhältnis zum Sohn des Himmels. Das darf nicht passieren – besonders jetzt nicht.«
Cixi gab sich schüchtern, als sie langsam die Jadestäbchen aus dem Knoten zog, eines nach dem anderen, bis ihr die Haare schwer über die Schultern fielen. »Ich bin nur Eure Dienerin«, erwiderte sie. »Ihr seid mit großem Rat und Wissen in die Verbotene Stadt gekommen. Was kann ich Euch dafür geben?«
»Ihr braucht mir gar nichts zu geben«, sagte Randall und zwang sich, in die tanzenden Flammen zu blicken. Doch umsonst. Es konnte seine Gedanken nicht von ihr lösen.
Cixi wandte sich dem Feuer zu. »Wenn es nichts gibt, das Ihr begehrt, habe ich Glück«, meinte sie. »Aber bitte erlaubt mir, dass ich Euch eine Geschichte erzähle …«
Randall konnte kaum atmen, solange er in ihrem Anblick schwelgte. Er betrachtete die Linien ihrer eckigen Schultern, die Kurven ihres Rückens und den festen Hintern, der sich ihm entgegenzurecken schien.
»Ich würde alles tun, um den Thron zu schützen«, gab sie zu. »Schon in der Vergangenheit habe ich alles dafür getan. Der Sohn des Himmels ist mein Gemahl, doch der Thron ist mein oberster Gebieter. Das gehört zu den Dingen, die eine kaiserliche Gemahlin lernen muss, wenn sie eine treue Dienerin sein will.« Sie schwieg einen Moment. »Zuerst habe ich gebetet, Ihr mögt diesen Körper nicht als Belohnung für Eure Hilfe haben wollen – aber wenn Ihr es tätet, würde ich als Dienerin der Qing mich Euch pflichtschuldig hingeben, so dachte ich.« Sie drehte sich zur Seite in dem Wissen, dass sich ihr Körper vor dem Feuer auf das Schönste abzeichnete. »Nun wurde daraus im Laufe der Zeit weniger eine Pflicht als vielmehr eine Sache zwischen Euch und mir. Bitte vergebt mir meine Worte, wenn sie als Schmeichelei erscheinen, doch ich bin noch nie einem Mann wie Euch begegnet – einem Mann, der die
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