Zeitriss: Thriller (German Edition)
seine Sorgen wegen des vorgezogenen Transports beiseiteschieben. »Klingt interessant. Erzählen Sie mal.«
Der Professor schob die Handhelds zur Seite und setzte sich auf die Schreibtischkante. Wilson hatte sich über den mythischen Baum des Lebens informieren wollen und alles gelesen, was er finden konnte.
»Sie ist erstaunlich, Wilson. Ein scharfer Anblick! Eine Brünette, umwerfend schön. Sie müssten sie sogar kennen – sie heißt Minerva; sie arbeitet auf der Vorstandsetage.«
» Die Minerva?« Wilson sah ihn ungläubig an.
»Ja, hat mir erzählt, dass sie Sie kennt. Ist sie nicht die schönste Frau, die Sie je gesehen haben? Ich bin ihr gestern Nachmittag in der Cafeteria begegnet. Sie fand mich auf der Stelle sympathisch. Kann man ihr das verdenken?«, meinte er händereibend.
»Minerva von der Vorstandsetage?«, fragte Wilson, dessen Misstrauen sich sekündlich steigerte.
Der Professor drohte ihm mit dem Finger. »Ich weiß, was Sie denken. Sie ist kein Spion von Jasper und seinen Drohnen. Sie mag mich wirklich – das weiß ich genau.«
»Und woher, wenn ich fragen darf?«
»Sie hat es mir gesagt. Und heute hat sie mir dieses Aftershave geschickt.« Author schnupperte wieder an sich. »Sie finden doch nicht, dass ich zu viel genommen habe?«
Wilson beugte sich vor. »Professor, das Projekt ist in einem sehr heiklen Stadium. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Ihnen über alles zu sprechen. Das Letzte, was wir jetzt brauchen, sind Außenstehende, die alles durcheinanderbringen. Die Sie durcheinanderbringen.«
»Ich bin nicht durcheinander. Wir fühlen uns verbunden, Minerva und ich. Sie schätzt an Männern eher den Verstand als den Bizeps. Wir haben über die Pheromone in Parfüms geplaudert. Ein faszinierendes Thema, bei dem ich mich natürlich auskenne. Sie roch sehr gut, wissen Sie. Und sah auch sehr gut aus, muss ich sagen. Und ehe ich mich versah, war sie von mir verzaubert, und wir haben den Nachmittag zusammen verbracht.«
Wilson stützte den Kopf in die Hände und atmete tief durch, dann sah er den Professor an. »Und Sie finden nicht, dass das ein seltsamer Zufall ist?«
»Klar ist das ein seltsamer Zufall! Aber wen interessiert’s? Diese langbeinige Schönheit geht heute Abend mit mir aus. Und eines weiß ich sicher: Wenn ich mit keiner ausgehe, kann ich auch mit keiner schlafen. Ich werde sie mit meiner unglaublichen Intelligenz und meinem vortrefflichen Humor ins Bett locken. Ich habe ein Hirn so groß wie ein Planet, müssen Sie wissen. Und ich bin Ausländer … der Akzent!« Er nickte. »Sie hat überhaupt keine andere Wahl.«
»Professor, die Esra-Mission ist nicht mehr nur durch Jasper, sondern auch durch GM gefährdet. Ich konnte Ihnen bisher noch nicht davon erzählen, aber die Lage ist, na ja, kompliziert.«
Der kleine Mann warf die Arme hoch. »Ach, diese Kerle müssen immerzu Probleme machen! Erzählen Sie mir was Neues.«
»Sie haben recht«, sagte Wilson, der sah, dass das nicht der rechte Moment für diese Diskussion war. »Ich bin sicher, das wird sich einrenken. Wie dem auch sei … Sie meinen also, Ihr Akzent und Ihr Humor reichen, damit Minerva sich in Sie verliebt?«
»Wenn die Unterhaltung ins Stocken kommt, können wir ja das Spiel spielen, bei dem mir einer ein Datum nennt und ich ihm sage, welcher Wochentag das ist.«
Wilson schmunzelte. »Das kann keiner besser als Sie. Wow … Minerva von der Vorstandsetage.« Einen Moment lang schwiegen sie. »Professor, können Sie mir wenigstens einen Gefallen tun? Denken Sie einfach daran, dass sie für Jasper Tredwell arbeitet und dass Jasper Probleme mit der Esra-Mission hat.«
»Natürlich, natürlich. Aber wenn sie mit Sex winkt, werde ich schwach und tue bestimmt alles, um ihn zu kriegen.«
»Wirklich eigenartig«, brummte Wilson. »Vergessen Sie nur nicht, dass jeder Bruch der Vertraulichkeit alles gefährden kann. Das wäre für Jasper der bequemste Weg, um das Projekt ohne weitere Begründung stillzulegen.«
»Mensch, Sie sind neuerdings aber ernst!« Author schlug ihm auf die Schulter. »Ich werde kein Wort verraten! Darauf können Sie sich verlassen. Und wenn Sie sichergehen wollen, kommen Sie doch mit. Minerva meinte, Sie sind willkommen. Sie bringt sogar eine Freundin für Sie mit.«
Wilson schüttelte den Kopf. »Lieber bringe ich mich um, als zu viert mit Ihnen auszugehen.«
»Wir sind nicht zu viert, sondern zu sechst. Randall geht auch mit.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»In einer
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