Zeitriss: Thriller (German Edition)
ich schon sagte: Diese Mission darf nicht ignoriert werden – so gern ich auch von hier verschwinden würde.«
»Sie haben sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen«, stellte Jasper fest.
»Was für ein Spiel?«, fragte Wilson.
»Ich weiß, dass Sie eine Abmachung mit GM haben. Und damit gefährden Sie alles, was Sie zu schützen behaupten.«
»Zwischen GM und mir gibt es keine förmliche Vereinbarung.«
Jasper lehnte sich nach vorn und zeigte nach links, als wüsste er genau, wo sich sein Großvater gerade aufhielt. » GM hat Sie um Hilfe gebeten. Und solch eine Allianz bringt alles in Gefahr.«
»Wie wär’s, wenn wir ihn herbitten?«, sagte Wilson und zeigte in dieselbe Richtung. »Er wird Ihnen bestätigen, dass ich nichts zu verbergen habe.«
Jasper lachte leise. »Am 28. Juni ist GM in Ihr Büro gekommen und hat Sie um Hilfe gebeten. Und Sie haben sich dazu bereit erklärt.«
» GM kam in mein Büro, und trotz meiner Versuche, bei Enterprise Corporation rauszufliegen, hat er mich um meine volle Unterstützung für das Projekt gebeten, weiter nichts.« Er hielt es für klüger, GM s Forderung für sich zu behalten, solange Jaspers Motive unklar waren. »Und jetzt mal im Ernst«, fügte er hinzu, »ich bin doch bloß ein Bauer in diesem komplizierten Schachspiel. Sie und GM haben Randall Chen als Aufseher für die Mission ausgewählt. Offen gestanden weiß ich gar nicht, warum ich hier bin.«
»Sie sind hier, weil Sie enormen Einfluss auf Mr. Chen haben«, sagte Jasper. »Er vertraut Ihnen, weil Sie bereits in der Vergangenheit gewesen sind. Das ist der Grund, weshalb GM um Ihre Unterstützung wirbt.«
»Das verstehe ich, aber mein Einfluss ist unbedeutend.«
»Ich weiß von dem Lebenselixier«, sagte Jasper.
»Wir haben den Subtext entschlüsselt«, merkte Andre selbstgefällig an.
»Wie Sie wissen, ist mein Großvater todkrank«, fuhr Jasper fort, »und er wird alles tun, um sich zu retten.«
»Also, Sie beide sind doch kluge Männer«, sagte Wilson herablassend, »und nach der stimmigen Vorstellung hier zu urteilen, arbeiten Sie gut zusammen. Da werden Sie wohl beide begreifen, dass ich nicht die Verfälschung eines alttestamentarischen Auftrags unterstütze. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich das sein kann. Da sind Kräfte am Werk, mit denen nicht zu spaßen ist. Die Auftragsanweisungen müssen buchstabengetreu befolgt werden, wenn die Sache Erfolg haben soll. Von allen Menschen weiß ich das am besten.«
»Und darum will ich Ihre Hilfe«, sagte Jasper.
»Sie können mir nicht mal die Hand schütteln, ohne dass Sie plötzlich krank aussehen«, gab Wilson zu bedenken.
Jasper blickte ihm in die Augen. »Ich bin bereit, alles Nötige zu tun, um die Sicherheit von Enterprise Corporation zu gewährleisten.«
»Selbst wenn das den Tod Ihres Großvaters bedeutet?«
»Er ist ein alter Mann und hatte ein prachtvolles Leben. Nicht einmal er kann ewig leben – und sollte es auch nicht. Seine Zeit ist gekommen. Und sein Versuch, unsterblich zu werden, bringt uns alle in Gefahr; das ist eine Tatsache.«
»Wo befindet sich eigentlich dieses Elixier?«, fragte Wilson, um zu testen, wie entgegenkommend Jasper sein würde.
»Es kommt aus dem Saft eines Baumes.«
»Eines Baumes?«
»Ja«, bestätigte Andre. »Die Lebenskraft liegt in der Verbotenen Stadt in einer fünftausend Jahre alten Zypresse. Der Subtext bei Esra besagt, dass ihr Saft geheimnisvolle Kräfte enthält, die unter anderem ewiges Leben spenden.«
»Steht der Baum in den kaiserlichen Gärten?«, fragte Wilson.
Jasper nickte. » GM will eine Phiole voll Saft von diesem angeblichen Baum des Lebens, damit er sich von seiner Krankheit heilen kann. Darum lässt er die Esra-Mission fortsetzen.«
»Woher wollen Sie wissen, ob das Elixier transportiert werden kann? Das ist schließlich nicht bei allem möglich«, fragte Wilson.
»So oder so dürfen wir das Risiko nicht eingehen«, meinte Jasper. »Solange im Auftragstext nicht ausdrücklich steht, dass dieser Lebenssaft transportiert werden soll, sollte das auch nicht getan werden. Ein abweichendes Vorgehen könnte sehr gefährlich werden.«
»Da stimme ich vollkommen mit Ihnen überein«, sagte Wilson.
»Wenn die Umstände anders wären und es nach mir ginge, gäbe es überhaupt kein Unternehmen Esra – das möchte ich noch einmal klarstellen«, sagte Jasper.
»Das wäre sehr dumm«, erwiderte Wilson ruhig. »Der Auftragstext besagt, dass die Qing-Dynastie vor einem
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