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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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sagte Cixi. »Das werden sie niemals tun.«
    »Das ist eine gute Taktik«, widersprach Randall. »Solch ein Ultimatum wird ihn erst einmal lähmen.«
    »Es könnte auch seine Geduld überspannen, sodass sie reißt wie ein morscher Faden. Dann greift er die Stadt sofort an«, gab sie zu bedenken.
    Randall näherte sich ihr auf leisen Sohlen. »Ein Anführer muss alles abwägen, bevor er in die Schlacht zieht. Und vor allem muss er die Position des Feindes berücksichtigen, indem er sich vorstellt, was er in dessen Lage tun würde. Dagegen wird er dann handeln. Wenn wir völliges Selbstvertrauen an den Tag legen, wird Lord Elgin unsere Position im Nachhinein anzweifeln, und ohne mich an seiner Seite wird er verdutzt und handlungsunfähig sein. Er kann nicht wissen, wie stark oder schwach die Abwehr der Stadt ist. Er hat keine Ahnung. Und er wird fürchten, dass ich bei Euch bin und im Gegenzug seine Schwäche vorführe.«
    Cixi nickte kaum merklich. »Ich verstehe Euren Plan. Aber wenn wir so stark sind, warum teilen wir ihm dann mit, dass Harry Parkes im Falle eines Angriffs getötet wird?«
    »Das ist unsere Versicherungspolice«, erklärte Randall. »Und vor allem verschafft das unserem Anschein von Stärke Glaubwürdigkeit. Denn genau das würde Lord Elgin an unserer Stelle tun.«
    »Wenn dieser Plan so hervorragend ist, warum haben wir ihn dann nicht gestern in die Tat umgesetzt, bevor sich die Barbaren der Stadtmauer so weit näherten, dass sie dagegenspucken können?«
    »Ich habe nicht geglaubt, dass sie so weit gehen würden«, gab Randall zu. »Es ist sein Tun, das unseres vorantreibt. Wäre er noch weiter weg, würde uns der Plan als Schwäche ausgelegt werden. Aber dass wir ihn so dicht haben herankommen lassen, ehe wir unsere Karten aufdecken, ist für uns von Vorteil. Bitte bedenkt dabei, Edle Kaiserliche Gemahlin, dieser Plan wird uns nicht den Sieg bringen – er verschafft uns nur Zeit, damit die Gefangenen gesund werden können, ehe wir sie zu Elgin zurückschicken. Erst dann können die Verhandlungen beginnen und ein erfreuliches Ergebnis für Euch und das Reich erzielt werden.«
    »Woher weiß ich, dass ich Euch trauen kann?«, fragte sie.
    »Ihr habt gesagt, ein Mann, der nichts will, ist nicht vertrauenswürdig.« Randall nickte. »Ich habe Euch gestern Nacht viel über mein Verlangen verraten. Doch ich bin noch aus anderen Gründen hier. Ich muss die Herrschaft der Qing erhalten, als Krieger und Taktiker, der auf Euer Geheiß handelt. Ihr müsst mir dabei vertrauen. Ich muss mein Ziel erreichen, eher kann ich nicht von hier fort.«
    Cixis Gesicht blieb unbewegt.
    »Ihr habt gespürt, was gestern Nacht zwischen uns war«, sagte Randall. »Ihr habt mehr gespürt als einen dominanten Mann. Uns verbindet etwas, was ich selbst nicht ganz verstehe – ich will es Loyalität nennen. Ihr wisst, ich bin nicht hier, um Euch zu verletzen oder zu betrügen – das wisst Ihr jetzt mehr denn je. Und darum werdet Ihr Prinz Kung die Anweisung geben, die ich genannt habe. In der Zwischenzeit werde ich Harry Parkes besuchen und ihm erklären, was er tun muss, wenn er am Leben bleiben will.«
    »Mir bleibt nichts anderes übrig, nicht wahr?«, stellte Cixi fest. »Ihr seid im Augenblick unserer größten Schutzlosigkeit hierhergekommen. Ich bin in Eurer Hand und offenbar auch die Stadt.«
    »Und ich werde Euch nicht im Stich lassen.«
    Cixi verbeugte sich vor ihm. »Ehe wir die bevorzugte Halle des mächtigen Kangxi, Großvater des mächtigen Qianlong, verlassen, habe ich noch etwas zu sagen. Eure Herrschaft über mich in der vergangenen Nacht war Kraftvergeudung. Ich weiß, dass ein Mann sich nimmt, was er kann, wenn er die Macht dazu hat. Wie wir beide wissen, ist es die Aufgabe einer kaiserlichen Gemahlin, in erster Linie dem Drachenthron zu dienen. Aber merkt Euch eines, Blauäugiger: Ihr werdet von jetzt an Abstand wahren. Ihr könnt mich nicht nehmen, wie es Euch beliebt, ganz gleich, wie Ihr darüber denkt. Ich werde Euch bis zum letzten Atemzug abwehren und verhindern, dass Ihr mich je wieder berührt.«

33.
Peking, China
Verbotene Stadt
Garten Qianlongs
26. September 1860
Ortszeit: 22.27 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 207
    Ihn zu verführen war leichter gewesen, als Cixi sich vorgestellt hatte. Jetzt war er Wachs in ihren Händen; so groß waren seine Gewissensbisse. Sie hatte ihre Rolle perfekt gespielt, doch es blieb noch viel zu tun. Warum dieser Mann ihr half, war nach wie vor ein Rätsel. Doch mit der

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