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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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er zu fliehen beabsichtigt. Warum sollte ich es also tun?«
    »Ihr seid nicht meine Gefangene«, widersprach Randall grimmig lächelnd. »Es verhält sich wohl eher andersherum.«
    Cixi machte die Augen auf, ihr Blick war bereits auf ihn gerichtet. »Ihr habt meinen Körper mit Gewalt genommen, Randall Chen. Beleidigt mich nicht mit Euren Ängsten. Ihr seid ein Mann, der sich nimmt, was er begehrt, ungeachtet der Folgen.«
    Ihr wolltet mich! , dachte er spontan, doch er verkniff es sich zu sagen, denn dafür würde sie ihn verspotten. Stattdessen schlug er den Blick nieder und erwiderte: »Ich bin ein Mann.«
    Cixi schloss die Augen. »Und alle Männer sind schlecht, mit Ausnahme des Himmlischen Prinzen. Er stellt sein Land und sein Volk über alles andere, auch über sein eigenes Wohlergehen.«
    »Wie Ihr, Edle Kaiserliche Gemahlin«, sagte Randall. Eine Träne rollte über ihre rechte Wange, und Randall verließ die Kraft. »Ich bereue, was ich getan habe«, flüsterte er.
    »Ihr habt meinem Körper und meiner Seele Gewalt angetan«, sagte sie leise.
    Randalls Schuldgefühl breitete sich in ihm aus wie ein Krebsgeschwür, bis keine Selbstachtung mehr übrig war.
    »Und die ganze Zeit habt Ihr gewusst, dass der Vormarsch unserer Feinde weitergeht.«
    »Hat Elgin einen Angriff eingeleitet?«, fragte er ungläubig.
    Cixi riss die Augen auf und sah ihn hasserfüllt und verächtlich an. »Ihr habt mich auf die schlimmste Weise betrogen«, fauchte sie. »Während Ihr meinen Körper nahmt, ist Euer Verbündeter, Lord Elgin, mit seinen Truppen bis auf drei Kilometer an diese Mauern herangekommen. General Palu hat tausend Männer geschickt, um zu verhindern, dass die Franzosen und Briten Geschützstellungen einrichten. Doch seine Tataren wurden mit Gewehren großer Reichweite angegriffen. Wer nicht getötet wurde, floh zur Stadt zurück.«
    »Ihr müsst eingreifen«, drängte Randall. »Wenn die Alliierten wirklich bis auf die Reichweite ihrer Kanonen herangekommen sind, dann ist die Lage ernster, als ich dachte.«
    »Ihr habt behauptet zu wissen, wie wir sie besiegen können!«, erinnerte sie ihn zähneknirschend. »Doch mir scheint, Ihr versteht Euch am besten darauf, meine Position zu schwächen und die des Qing-Reiches.«
    Randall nahm vor ihr die Zenhaltung ein. »Ich bin hier, um Euch zu dienen, Edle Kaiserliche Gemahlin. Das schwöre ich bei meinen Vorfahren. Ich habe Euch gestern Nacht Unrecht getan und werde Euch nie wieder verärgern.« Er begann mit den hundertacht Bewegungen der Holzpuppe und deklamierte die Worte seines Meisters Le Dan. »Tao … Tien … Dee … Gian … Far.« Dazwischen atmete er tief durch.
    Weg … Himmel … Erde … Führung … Recht.
    »Das sind die Grundsätze, nach denen ich lebe«, deklamierte er weiter und brachte jedes Wort zum Schwingen.
    Cixi verfolgte staunend die meisterliche Ausführung. Solche Präzision hatte sie noch nicht gesehen, obwohl sie schon ihr Leben lang mit der Kampfkunst vertraut war. Der Kaiser hatte viele Eunuchenkrieger ausgebildet, die nur für drei Zwecke lebten: dem Kaiser zu gehorchen, in seinem Namen zu töten und die Konkubinen vor intakten Männern zu schützen. Sie widmeten also ihre ganze Zeit der Kampfkunst. Doch selbst bei ihnen hatte Cixi noch nie solche Kraft und Schönheit gesehen wie hier.
    Während der nächsten fünfzehn Minuten absolvierte Randall seine Übungen, dann verbeugte er sich vor ihr. »Meine Fähigkeiten stehen Euch sämtlich zur Verfügung«, sagte er. »Ich stehe an Eurer Seite und werde Euch helfen, die Verbotene Stadt zu schützen. Ich werde dafür sorgen, dass Tung Chi den Drachenthron besteigt.«
    Cixi erhob sich. Die Sonne schien ihr ins Gesicht. Ihr schwarzes Haar bildete einen starken Kontrast zu dem leuchtenden Zinnober der Wand hinter ihr. Schließlich sagte sie: »Wir befinden uns in einer düsteren Lage, Randall Chen. Welcher sollte unser nächster Zug sein?«
    »Ihr müsst Prinz Kung anweisen, eine weiße Flagge zu Lord Elgin zu schicken, und mit der weißen Flagge einen eigenhändigen Brief von Euch. Darin solltet Ihr Lord Elgin Folgendes androhen: Wenn auch nur ein Geschoss in die Stadtmauer Pekings einschlägt, werden, ehe das zweite trifft, Harry Parkes und sein Gefolge einen qualvollen Tod sterben. Ferner muss da stehen, dass der Sohn des Himmels zu einem Waffenstillstand bereit ist, wenn Franzosen und Briten die Taku-Festungen sofort zurückgeben und China verlassen.«
    »Das ist eine lächerliche Forderung«,

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