Zeitriss: Thriller (German Edition)
Prinz Kung schüchtern, »ihn aber nicht entfernen.« Das waren die Worte, die Randall ihm zugeflüstert hatte.
»Und woher soll ich wissen, ob das keine Falle ist?«, meinte Elgin in arrogantem Ton.
»Ihr dürft einen Eurer Männer schicken«, flüsterte Randall. »Harry Parkes.« Prinz Kung wiederholte es Wort für Wort.
Parkes war klar, wie wichtig es war, die vorgefundenen Umstände zu respektieren, und drang in einer kurzen Auseinandersetzung auf Elgin ein. Der setzte sich behäbig in seinen Stuhl und verkündete: »Mr. Parkes wird jetzt hinter den Vorhang sehen. Und merken Sie sich eins: Wenn ich mit dem Fortschritt der Verhandlungen an irgendeinem Punkt nicht zufrieden bin, wird der Vorhang fallen.«
Parkes richtete seine Jacke, hob das Kinn und schritt zielstrebig auf Prinz Kung zu. Er war neugierig auf die kaiserliche Gemahlin, die angeblich eine wahre Schönheit war. Er verbeugte sich vor dem Prinzen, dann schob er den Vorhang ein wenig zur Seite. Doch er blickte in ein völlig unerwartetes Gesicht. Randall Chens saphirblaue Augen sahen ihn an.
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte Randall leise.
Parkes fuhr taumelnd zurück, so heftig erschrak er. Nachdem er tief Luft geholt hatte, zog er den Vorhang ein zweites Mal beiseite. »Ich dachte, Ihr seid tot.«
Randall verstellte ihm den Blick auf Cixi. »Es braucht schon mehr als Ihre Kugeln, um mich umzubringen«, flüsterte er. »Ich schlage vor, Sie gehen zu Lord Elgin und schärfen ihm ein, den Vertrag einzuhalten, jeden einzelnen Artikel. Sie glauben, hier die Macht zu haben, aber das ist nicht so. Wenn Sie den Vorhang entfernen, wird die Geschichte mehr von meiner Rolle bei diesen Ereignissen handeln als von Ihrer.« Er schwieg einen Moment, damit Parkes das Gesagte verarbeiten konnte. »Gehen Sie jetzt … und lassen Sie es keinen Augenblick an Respekt mangeln.«
Parkes ließ den Vorhang fallen. Mit dem Ausdruck eines Mannes, der soeben einen Geist gesehen hat, drehte er sich um und schritt durch die Halle zu Lord Elgin zurück, um ihm ins Ohr zu flüstern.
»Was soll das heißen, er lebt?«, schnauzte der. Ungläubig sprang er auf und fuhr sich an den Backenbart. »Er muss –«
Parkes konnte ihn gerade rechtzeitig unterbrechen und machte ihm begreiflich, was die Anwesenheit des Blauäugigen bedeutete.
»Er kann unmöglich der Mann sein, der im Sommerpalast angeschossen wurde«, beharrte Elgin leise. »Das ist unmöglich.«
Prinz Kung ließ sich vernehmen: »Ihr dürft Captain Charles Gordon hinter den Vorhang schicken.«
Das erzeugte Unruhe unter den Offizieren, doch Gordon wurde nach vorn gedrängt, wo Elgin und Parkes aufgeregt mit ihm flüsterten, während Sir Hope den Hals reckte und die Ohren spitzte, um zu belauschen, was vor sich ging.
Endlich begab sich Gordon zu dem Vorhang und lüftete ihn behutsam.
Randall Chen erwartete ihn. »Ich habe Ihnen aufgetragen zu sagen, dass der Sommerpalast nicht zerstört werden darf. Mir scheint, Sie haben das nicht ausgerichtet.«
»Aber – Sie hatten einen Bauchschuss«, hauchte Gordon nervös. »Wie kann das sein?«
»Was ich über Ihre Zukunft gesagt habe, ist wahr«, erwiderte Randall. »Könige und Königinnen werden Ihren Namen kennen, Charles Gordon. Jetzt gehen Sie zurück zu Lord Elgin und sagen ihm, dass ich derselbe Mann bin.«
Der Vorhang schloss sich, und Cixi drückte Randalls Schulter. »Ihr habt sie alle gehörig erschreckt«, meinte sie amüsiert.
Nachdem Captain Gordon die Sache bestätigt hatte, wechselten Elgin und Parkes einen skeptischen Blick. Ihre frustrierte Frage, »Sind Sie absolut sicher?«, war trotz des allgemeinen Gemurmels zu verstehen.
»Ich verwette meinen Kopf darauf«, antwortete Captain Gordon, grüßte und trat weg.
Lord Elgin straffte sich. »Ich bitte um Erlaubnis, an den Vorhang treten zu dürfen«, sagte er höflich. Als diese erteilt wurde, folgte er seinen Vorgängern.
Randall empfing seinen einstigen Verbündeten mit strenger Miene. »Sie werden die Punkte unserer Abmachung einhalten«, sagte er energisch. »Sie werden den Vertrag unterzeichnen und das Land sofort verlassen. Nichts anderes werden Sie tun.«
»Aber Sie müssten doch tot sein«, flüsterte Elgin verblüfft.
»Sehe ich aus wie ein Geist?«, erwiderte Randall. »Gehen Sie zum Tisch und unterschreiben Sie. Dann wird die Geschichte Sie in ein günstiges Licht rücken – und nicht als bloßen Plünderer hinstellen. Ihrem Vater haftet die Plünderung des Parthenons ewig an. Ich
Weitere Kostenlose Bücher