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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Eifersucht überwältigen würde.
    Da er die Phiole schon mit dem Baumsaft gefüllt hatte, war er so gut wie reisefertig. In ein paar Stunden würde die Pekinger Konvention unterzeichnet. Cixi bekäme das Siegel, was ihr die Regentschaft über das Reich verschaffte. Und vor allem würden die Briten und Franzosen endlich mit ihren Expeditionstruppen abziehen und niemals wiederkommen. Erforderlich war nur noch, Cixi davon zu überzeugen, dass sie den Baum des Lebens nicht mehr antasten durfte. Aber sie war für ihre Eitelkeit bekannt, und wenn er sie glauben machen konnte, dass ihre Schönheit vom Erhalt des Baumes abhing, wäre dessen Schutz gesichert.
    Randalls Sinne waren beträchtlich geschärft, nachdem er von dem Saft getrunken hatte. Er konnte klarer denken, höher springen und kräftiger zuschlagen als je zuvor; er kam sogar mit wenigen Stunden Schlaf aus. Es war jammerschade, auf den Saft verzichten zu müssen, doch er wusste, dass das Anzapfen von Nachteil war. An der Stelle, wo Li-Zhang die Rinde angebohrt hatte, war eine große knotige Verdickung entstanden.
    Ein Palastwächter näherte sich von hinten. Randall hörte seine Schritte schon von weitem, als ginge er über ein Reisigbett.
    »Was gibt es?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Lord Elgin wird die Zeremonienhalle bald erreichen«, antwortete der Eunuch. »Die Edle Kaiserliche Gemahlin verlangt, dass wir sofort aufbrechen.«
    Sie saßen in bequemen Rosenholzsesseln hinter einem Vorhang am Ende der Zeremonienhalle. Cixis elegante Hand ruhte in Randalls Schoß. Es war recht dunkel in ihrem Versteck, sodass sie in das weite, offene Gebäude blicken, man umgekehrt aber nicht durch den Vorhang sehen konnte.
    Auf dessen anderer Seite saß Prinz Kung in einem ähnlichen Stuhl, vor sich die zahllosen roten Tische, an denen die britischen und französischen Offiziere der Vertragsunterzeichnung beiwohnen würden. Die Halle stand im südlichen Viertel der Chinesenstadt und war ein heruntergekommener Säulenbau, der sich zu einem weiten Hof öffnete. Im Vergleich zur Verbotenen Stadt fehlte ihm jegliche Pracht. Und selbst der große Wandteppich, der aufgespannt war, um Schatten zu spenden, bestand aus minderwertiger Seide und war ausgebleicht und an einigen Stellen löchrig.
    Wieder ließ Lord Elgin den Prinzen warten, während seine Leute das Gelände nach einem Hinterhalt und Sprengfallen absuchten. Erst als ihm versichert wurde, es sei alles in Ordnung, hielt er pompös Einzug. Im Gleichschritt marschierte das Kontingent Soldaten in den Hof und stellte sich zu beiden Seiten auf, sodass Lord Elgin, Sir Hope Grant und – deutlich hinkend – Harry Parkes durch die Mitte gingen, und die ganze Zeit über tönte »God Save the Queen« über die Mauern.
    Randall packte die kalte Wut, als er den arroganten Briten mit stolz gereckter Brust auf die offene Halle zukommen sah. Der Blick des aufgeblasenen Kerls wurde von den schmutzigen Säulen angezogen und wanderte dann über die zahllosen Reihen der Mandarine, die an einer Wand standen. Als er an den mittleren Tisch herantrat, besah er kurz die ordentlich ausgelegten Schriftstücke, dann richtete er seinen geringschätzigen Blick auf Prinz Kung. »Ein besseres Gebäude könnt Ihr für die Unterzeichnung eines so wichtigen Vertrages nicht erübrigen?«, schnauzte er.
    Prinz Kung stand sichtlich nervös von seinem Stuhl auf. Er hatte nicht nur Angst, die Fremden gegen sich aufzubringen, er hatte auch noch nie so viele von ihnen auf einmal gesehen, und ihre bärtigen Gesichter fand er zum Fürchten.
    »Wichtig ist nur, dass er unterzeichnet wird«, flüsterte Cixi durch den Vorhang. Prinz Kung wiederholte den Satz.
    »Wer ist hinter dem Vorhang?«, fragte Lord Elgin aufgebracht, der das Zischeln gehört hatte.
    »Mein Ratgeber«, antwortete Prinz Kung.
    »Ich will wissen, wer das ist!«
    »Das kann ich Euch nicht sagen«, erwiderte Prinz Kung sanftmütig.
    Lord Elgin stampfte mit dem Fuß auf. »Meine Truppen haben dieses Gebiet erobert«, schäumte er. »Ich habe jetzt hier die Befehlsgewalt, und Sie werden gehorchen!« Er drehte sich zu Sir Hope Grant um. »Reißen Sie den Vorhang herunter!«
    »Ich rate davon ab«, sagte Parkes leise. »Da sitzt sicherlich Cixi. Wir müssen Respekt zeigen und den Vorhang hängen lassen.«
    Elgin verdrehte seinen dicken Hals, um seinen Chefunterhändler anzusehen. »Die Zeit für solche Höflichkeiten ist vorbei. Entfernen Sie den Vorhang!«
    »Ihr dürft dahinterschauen«, sagte

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