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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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sein.«
    »Und wie oft muss ich Euch lieben?«, fragte sie. Seine Vorhersage schien sie nicht im Mindesten zu überraschen.
    »Während der nächsten vierzehn Tage achtundzwanzig Mal«, antwortete er, als hätte er sich die Zahl reiflich überlegt.
    Cixi machte eine ausholende Geste. »Und was ist mit den roten Teufeln, die vor der Stadt auf der Lauer liegen? Werden sie die Verbotene Stadt angreifen, während ich Euch erfreue?«
    Randall zögerte einen Moment lang. »Nein, das werden sie nicht, obwohl sie mich für tot halten.«
    »Ihr habt schon den Sommerpalast nicht vor ihnen bewahren können. Warum sollte es hiermit anders sein?«
    »Auf das eine hatte ich keinen Einfluss; hierauf jedoch sehr wohl.«
    »Und was ist hier anders?«
    »Ich kenne die Zukunft Pekings, Edle Kaiserliche Gemahlin.« Randall sah ihr in die Augen, damit sie das Ausmaß seiner Zuversicht erkennen konnte. »Diese Residenz wird unangetastet und der Baum des Lebens geschützt bleiben. Ihr solltet Prinz Kung anweisen, ein letztes Treffen mit Lord Elgin in die Wege zu leiten, in der Zeremonienhalle in der Chinesenstadt – dort wird die Pekinger Konvention zustande kommen.«
    »Nicht in der Verbotenen Stadt?«
    »Wir wollen nicht, dass Lord Elgin sie sieht«, erklärte Randall. »Er würde nur neidisch werden. Gier ist seine große Schwäche, wie schon bei seinem Vater. Die Chinesenstadt ist für Menschen wie ihn genau der richtige Treffpunkt. Er wird mit all seinen Offizieren kommen, und mit Harry Parkes natürlich, um sich als Sieger darzustellen. Ich finde es nur passend, wenn das an einem unwichtigen Ort geschieht.«
    »Müssen wir auf ihre Bedingungen eingehen?«, fragte Cixi.
    »Es gibt keine andere Wahl«, antwortete Randall mit Nachdruck. »Der Vertrag von Tientsin muss erfüllt und die Reparationen geleistet werden. Dafür wird die Herrschaft der Qing nicht angetastet – das ist die Abmachung. Jetzt ist nicht der Augenblick für Hochmut oder große Worte, Edle Kaiserliche Gemahlin. Der Baum des Lebens kann sich nicht selbst beschützen; das müssen wir tun. Darum werden ausländische Gesandte demnächst in Peking residieren, und zwar unter Eurem Schutz.« Er hielt inne, da er ihre Unzufriedenheit spürte. »Das ist nicht schlecht, Edle Kaiserliche Gemahlin. Die Welt wird kleiner. Da ist es von Vorteil und keine Bedrohung, mit den ausländischen Mächten sprechen zu können.«
    »Ich werde tun, was Ihr verlangt«, versprach sie.
    »Um Prinz Kung zu unterstützen, werden wir bei der Unterzeichnung des Vertrages beide hinter einem Vorhang sitzen. Nach der Unterzeichnung werden Lord Elgin und seine Leute zur Stadt hinausmarschieren und niemals wiederkehren.«
    Cixi nickte langsam. »So soll es sein.«
    »Und danach reist Ihr nach Jehol.«
    »Welchen Gegenstand muss ich an mich bringen?«
    »Das kaiserliche Siegel«, antwortete Randall. Das einzigartige Jadesiegel der Qing-Kaiser, das er um den Hals trug und mit dem alle offiziellen Dokumente gesiegelt werden mussten. »Ihr müsst seinen hinfälligen Körper nach besten Kräften erfreuen. Und wenn er nach dem Genuss ermattet daliegt, wird er nicht bemerken, dass Ihr es ihm weggenommen habt.«
    Cixi sah ihn fragend an. »Und wenn ich es habe? Ohne seine Unterschrift bringt es mir nichts ein.«
    Randall schob die Hände in ihre offene Weste. »Nachdem Ihr Jehol verlassen habt, wird Hsien Feng ein Abschiedsdekret unterzeichnen, auf dem Sterbebett, und wird Su Shun zum Regenten des Reiches bestimmen. Ohne das rote Siegel ist das Dokument ungültig. Bei Eurer Rückkehr führe ich Euch zu einem bereits unterzeichneten Schriftstück, das das kaiserliche Siegel trägt und das Euch zur Regentin des Reiches macht, bis Euer Sohn achtzehn Jahre alt wird.«
    »Solch ein Schriftstück existiert schon?«, fragte sie verblüfft.
    »Es befindet sich sicher verwahrt in der Verbotenen Stadt.«
    Cixi entwand sich seinen Händen und drehte sich voller Freude im Kreis, dass ihr die schwarzen Haare um das Gesicht flogen. »Mir scheint, Ihr habt für alles eine Lösung, Blauäugiger.« Noch einmal drehte sie sich. »Und dafür verdient Ihr alles, was ich zu geben habe. Kommt mit hinein, damit ich Euren Geist und Euren Körper erfreuen kann, mein Partner. Ihr werdet sehen: Das Warten hat sich gelohnt.«

49.
Peking, China
Chinesenviertel, Zeremonienhalle
24. Oktober 1860
Ortszeit: 14.59 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 235
    Lord Elgin näherte sich der Zeremonienhalle mit großem Pomp. Er hatte sogar zwei

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