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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Soldaten den Arm ab. Dann wendete er sein Pferd mit einem heftigen Schwenk des linken Armes, dass ihm die Blutstropfen von den Fingern spritzten, und befahl den Rückzug. Dies war der Moment, um den Feind zum Vormarsch zu bewegen und seine gefürchtete Verteidigung aufzubrechen, indem man sie überdehnte, und so der eigenen Infanterie das Herankämpfen zu ermöglichen. Die Schlacht im Rücken galoppierten Senggerinchin und seine Männer davon. Er drehte sich nicht um, um zu sehen, ob die roten Teufel vorrückten. Er hatte gelernt, dass man beim Rückzug nicht nach hinten schaute.
    Randall Chen ist tot, beteuerte er sich selbst. Das Kriegsglück wird sich wenden. Und er bekäme seinen Lohn. Die Lieblingsfrau des Kaisers würde sein werden, und die Reichtümer und der Glanz des Reichs lägen wieder in den Händen der Mongolen.
    Randall Chen erhob sich hastig vom Boden und stieg aufs Pferd. Den Pfeil hatte er erst im letzten Moment gesehen, sodass ihm nichts anderes übrig geblieben war, als sich rückwärts aus dem Sattel zu werfen. So hatte der Pfeil ihn um Haaresbreite verfehlt und dafür ein Pferd in den Hals getroffen. Dem steigenden Tier musste nun eine Kugel in den Kopf geschossen werden. Randall ahnte nicht, dass dieser Pfeil das Kriegsglück hatte wenden sollen.
    Wieder im Sattel, blickte er über das Schlachtfeld.
    »Sie ziehen sich zurück!«, rief Sir Hope. »Jagen wir ihnen nach?«
    »Bleiben Sie auf Ihrem Posten!«, rief Randall zurück. »Sie versuchen, uns dahin zu ziehen, wo sie am stärksten sind!« Soeben drängten die Punjabis schreiend mit aufgepflanztem Bajonett in die entstandene Lücke. »Halten Sie die Linie!«, forderte Randall noch einmal. »Sir Hope, rufen Sie die Männer zurück!«
    Die Schlacht um die Acht-Li-Brücke dauerte noch sieben Stunden – die Tataren zogen sich immer wieder zurück, um dann erneut einen Angriff in die Mitte der feindlichen Linien zu führen. Zu Senggerinchins großer Enttäuschung brach die Formation der Infanterie nicht auf und rückte vor, sondern entschied sich, die Stellung zu halten und jeden Frontalangriff fortgesetzt zu vereiteln. Die Veteraneneinheiten der tatarischen Kavallerie versuchten alles, um die Feinde einzukreisen, aber ohne Erfolg. Auf dem festen Boden der Felder waren die Engländer und Franzosen mit ihren größeren Pferden im Vorteil.
    Stunde um Stunde verringerte sich die Anzahl der Qing, die mannhaft versuchten, die Invasoren zu überwältigen. Doch die Gewehre der Verbündeten trafen auf eine Entfernung, bei der sich die chinesischen Generäle bisher sicher geglaubt hatten, und führten zur langsamen Zermürbung der Kampfmoral.
    »Der Blauäugige hat das Land verflucht«, flüsterte Senggerinchin zu sich selbst. Die Kugel in seiner Schulter saß tief im Knochen, und der starke Blutverlust machte ihn benommen. In einen dunkelblauen Umhang gehüllt saß er auf seinem verletzten Pony, bleich im Gesicht und mit hängenden Schultern. Er hatte sich auf die Hügel zurückgezogen, wo er die elende Lage seines Heeres sehen konnte.
    Die roten Teufel waren schließlich von ihrer Ausgangsposition über Tausende Gefallene hinweg zur Acht-Li-Brücke vorgerückt. Unter ihrem konzentrierten Angriff durchstießen sie die Qing-Linien in Richtung Chang Chia-wan. Die Tataren begannen, sich zusammenzudrängen, und hielten mit ihren Musketen und Bögen eine stümperhafte Verteidigung aufrecht, kamen aber gegen die Treffsicherheit der Enfields nicht an. Die verschanzten Reserven waren plötzlich in völliger Unordnung, als ein Bataillon Punjabis die Flankenbatterie der Qing überrannte. Mit jeder Minute zeigten sich mehr Lücken in den tatarischen Linien. Die gesamte Verteidigung der Qing wich zurück und drehte sich wie um eine Angel von Chang Chia-wan weg zum Fluss. Da erreichte Senggerinchin die Meldung, dass General Sheng Pao an der Acht-Li-Brücke gefallen und die Reste der Kaiserlichen Garde nach Peking geflohen seien.
    »Alles ist verloren«, sagte er.
    Nachdem er den blutigen Säbel seines großen Vorfahren aus der Scheide gezogen hatte, stieß er die Klinge vor sich in den Boden. »Gebt Befehl zum Rückzug«, sagte er schwer atmend und wandte sich beschämt mit seinem Pony von der Schlacht ab. Seine Aussicht auf Ruhm war zerstoben. Nach dem disziplinierten Kampf des Feindes zu urteilen, hatte sein Pfeil den Blauäugigen verfehlt. So sicher, wie er die Schlacht verloren hatte, war der Verräter noch am Leben. Senggerinchin beschloss, sich mit seinen

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