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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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verbliebenen Männern in die Berge der Mongolei zurückzuziehen, wo sie ihre Wunden pflegen und die Rache planen konnten – so unwahrscheinlich sie ihm jetzt vorkommen mochte.
    Inzwischen waren die Chinesen auf dem Rückzug.
    Trotzdem setzten die Verbündeten ihnen noch gut drei Kilometer weit nach und machten so viele wie möglich von ihnen nieder. Dann senkte sich plötzlich Stille über das Schlachtfeld, als der letzte Schuss gefallen und der Sieg für Elgin sicher war. Der Weg nach Peking war jetzt frei. In knapp zwanzig Kilometer Entfernung konnten sie das Juwel des Reiches liegen sehen.
    Lord Elgin ritt zu Sir Hope und Chen hinüber, die noch immer die Gegend mit dem Fernglas absuchten. »Der Sieg ist unser!«, dröhnte er.
    »Der größte Sieg in unseren Kolonien!«, ergänzte Sir Hope und wandte sich dann an Randall. »Wir haben heute ein großartiges Paar abgegeben, Mr. Chen.«
    »Die Ehre gebührt allein Ihnen«, erwiderte Randall. »Ich bitte nur um eines.« Er heftete seinen Blick auf Elgin. »Die Verbotene Stadt darf unter keinen Umständen eingenommen werden. Mir ist klar, dass Sie Peking überrennen könnten, wenn Sie es wollten. Aber wir haben eine Abmachung, und ich erwarte, dass Sie sie einhalten.«
    Lord Elgin zog lächelnd einen Mundwinkel hoch. »Kaiser Hsien Feng wird sich vor mir verbeugen. Und wenn ich es wünsche, wird ganz China unsere Kolonie. Das werden wir sehen.«
    »Das haben wir nicht abgemacht«, erwiderte Randall und versuchte, seine Wut zu unterdrücken. »Die Stadt muss unter chinesischer Verwaltung bleiben.«
    Elgin sah ihn ablehnend an. »Bis Harry Parkes zu mir zurückgekehrt ist, schließe ich gar nichts aus. Finden Sie ihn, und dann erörtern wir die Bedingungen.«
    Randall hatte ihm einen eindeutigen Sieg beschert und sich zugleich ein Ungeheuer herangezogen, das die Macht hatte, alles zu zerstören, das zu schützen er hergekommen war. »Sie werden meine Forderungen erfüllen«, sagte Randall bezwingend. »Denn so sicher, wie ich Ihnen beigestanden habe, kann ich auch der Gegenseite helfen.« Die fassungslosen Gesichter der beiden Briten bezeugten, dass seine Drohung verfing.
    »Wie können Sie es wagen?«, schnaubte Elgin
    »Wie können Sie es wagen!«, entgegnete Randall. »Sehen Sie die unzähligen Toten auf dem Schlachtfeld? Sie waren stolze Männer, die für ihr Land gekämpft haben. Sie waren Väter, Brüder, Söhne und Ehemänner. Und jetzt sind sie tot. Sie werden nicht zu ihren Familien zurückkehren. Da gibt es keine Schonung, keine zweite Chance. Sehen Sie, was Sie erobert haben … nur fünfzehn Kilometer blutgetränkter Erde. Wenn Sie es zu weit treiben, werden Sie und Ihre Männer hier liegen. Sie brauchen Verbündete, Lord Elgin. Und ich bin einer davon.«
    Es herrschte Schweigen. Elgin starrte entgeistert in die leuchtend blauen Augen seines Gegenübers.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen«, sagte Randall und bestieg seinen braunen Araber. »Als Ihr tüchtigster Dolmetscher werde ich Mr. Parkes und sein Gefolge finden und, so Gott will, lebend zu Ihnen zurückbringen.«
    Randall zog die Zügel zur Seite und ritt über das Schlachtfeld auf Tongzhou zu.

22.
Peking, China
Verbotene Stadt
Palast der Höchsten Harmonie
20. September 1860
Ortszeit: 17.38 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 201
    Die zehn Meter hohe Außenmauer der Verbotenen Stadt war leuchtend orangefarben durch das mineralische Farbpigment Zinnober. Zinnober wurde auch als die Königsfarbe bezeichnet, denn seine Verwendung war noch kostspieliger, als hätte man die Mauern mit Blattgold überzogen. An jeder Ecke der Palastfestung stand ein mächtiger Wachturm von außergewöhnlicher Schönheit. Rings um die Außenmauer verlief ein fünfzig Meter breiter Graben, über den vier schwer bewachte Brücken führten. Im Norden lag das Tor des Göttlichen Kriegers, im Süden das Mittagstor und im Osten und Westen die Blütentore. An diesen vier Stellen erreichte die schützende Mauer über zwanzig Meter an Höhe und war zwanzig Meter dick.
    Die Verbotene Stadt wurde auch die Innere Stadt genannt, weil sie innerhalb der Mauern der Kaiserstadt lag, welche wiederum innerhalb der Tatarenstadt und innerhalb der Stadtmauer Pekings lag. Im ganzen Reich war man sich darüber einig, dass die Verbotene Stadt der heiligste Platz auf Erden sei, da dort der Sohn des Himmels wohnte. Nach den Worten des Konfutse gab es kein Land, das nicht dem Himmlischen Fürsten gehörte, noch gab es Menschen innerhalb seiner

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