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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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auf Marjorie zu. Sie blieb stehen, Wut stieg in ihr auf. Welches Recht, zum Teufel, hatten sie, hierher zu kommen und sie in ihrem eigenen Garten anzuschreien?
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich nur genug für meine Familie habe. Für jeden ist es eine schwere Zeit«, sagte sie kühl. Aber ich würde nie betteln gehen, dachte sie. Kein moralisches Rückgrat, diese Leute.
    Der Mann kam näher. Instinktiv ging sie zurück und wahrte den Abstand zwischen sich und ihm.
    »Für jeden eine schwere Zeit«, äffte er sie nach. »Schlimm, nich wahr? Schlimm für jeden, solange man’n hübsches Haus hat und genug zu essen und vielleicht’n Auto und’nen Fernseher.« Seine Augen wanderten über das Haus, nahmen die Garage, die Fernsehantenne auf dem Dach und die Fenster auf. Gott sei Dank waren die Fenster verschlossen, dachte sie, und die Haustür auch.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen. Würden Sie jetzt bitte gehen.« Sie drehte sich um und wollte wieder ums Haus herumgehen. Der Mann hielt Schritt mit ihr, stumm folgten ihm die Frau und das Kind.
    »O ja, so ist es richtig. Drehn Sie uns nur den Rücken zu und gehn in Ihr großes Haus. So leicht werden Sie uns nich los. Der Tag wird kommen, an dem ihr alle von euerm verdammten hohen …«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn …«
    »Es reicht, Rog!«
    »Eure Zeit ist abgelaufen. Es wird’ne Revolution geben, und dann bettelt ihr um Hilfe. Und denken Sie etwa, Sie kriegen welche? Nich’n bisschen!«
    Marjorie beschleunigte ihren Schritt und versuchte, ihn abzuschütteln, bevor sie die Küchentür erreichte. Sie tastete in ihrer Tasche nach dem Schlüssel, als er von hinten an sie herantrat. Aus Angst, er könnte sie berühren, wirbelte sie herum.
    »Raus hier! Gehen Sie! Belästigen Sie mich nicht. Gehen Sie zu den Behörden. Verlassen Sie mein Grundstück!«
    Der Mann trat einen Schritt zurück. Sie packte den Eimer mit Hühnerfutter – es sollte nichts draußen bleiben, was er vielleicht stehlen könnte. Leicht drehte sich der Schlüssel im Schloss, Gott sei Dank, und sie schlug die Tür zu, als er gerade die Stufen hinaufkam. Im Nu hatte sie den Riegel vorgeschoben. Er schrie durch die Tür: »Du verdammte, eingebildete Nutte! Dir ist es scheißegal, ob wir verhungern, nich wahr?«
    Marjorie begann am ganzen Körper zu zittern, doch sie schrie zurück: »Ich rufe die Polizei, wenn Sie nicht sofort verschwinden.«
    Sie ging durchs Haus und betrachtete die Fenster. Sie wären so leicht aufzubrechen. Sie fühlte sich verwundbar, in ihrem eigenen Haus gefangen. Ihr Atem ging schnell und flach, sie verspürte einen Brechreiz. Draußen schrie der Mann immer noch, seine Sprache wurde immer obszöner.
    Das Telefon stand auf dem Tisch in der Diele. Sie nahm den Hörer und hielt ihn ans Ohr. Nichts. Sie drückte die Gabel ein paarmal. Nichts. Verdammt, verdammt, verdammt. Ausgerechnet jetzt! Es geschah natürlich öfter, dass das Telefon nicht funktionierte. Aber bitte nicht jetzt, betete sie stumm. Sie rüttelte das Telefon. Immer noch Stille. Sie war völlig abgeschnitten. Was, wenn der Mann einbricht? In Gedanken prüfte sie mögliche Waffen, den Schürhaken, die Küchenmesser – o Gott, nein, nicht mit Gewalttätigkeiten beginnen; sie waren zu zweit, und der Mann sah nach einem üblen Burschen aus. Nein, sie würde das Haus auf der Rückseite verlassen. Durch die Terrassentür im Wohnraum. Und dann ins Dorf rennen und Hilfe holen.
    Sie hörte ihn nicht mehr schreien, fürchtete sich aber, sich am Fenster zu zeigen, um zu sehen, ob er noch da war. Sie versuchte es noch einmal mit dem Telefon. Immer noch nichts. Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Jetzt konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit auf Türen und Fenster und lauschte nach Geräuschen eines gewaltsamen Einbruchs. Da klopfte es erneut an der Haustür. Sie war erleichtert zu wissen, dass der Mann noch draußen war. Die Hand um die Tischkante gepresst, stand sie abwartend in der Diele. Verschwinde, befahl sie ihm stumm. Wieder klopfte es. Nach einer Pause knirschende Fußgeräusche auf dem Kies. Ging er endlich? Dann klopfte es an der Küchentür. O Gott! Wie konnte sie ihn nur loswerden?
    »Marjorie! Wo bist du?«, rief eine Stimme.
    Eine Woge der Erleichterung erfasste sie, und sie war den Tränen nah. Sie war zu schwach, sich zu rühren.
    »Marjorie! Wo bist du?« Die Stimme entfernte sich. Sie nahm sich zusammen, ging zur Küchentür und öffnete sie.
    Ihre Freundin Heather war auf dem Weg zum

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