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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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solange alles seinen Gang geht und Sie die Vorverstärkerstufen und die Oszillographen in Nulljustierung halten.«
    »O nein, die waren alle in Ordnung.«
    »Dann« – gereizt spreizte Gordon die Hände – »haben Sie es irgendwo verbockt. Das Biertrinken interessiert mich nicht, mir geht es um das Experiment. Sehen Sie, nach gängiger Meinung braucht man vier Jahre Minimum, um fertig zu werden. Wollen Sie es so schnell schaffen?«
    »Klar.«
    »Dann tun Sie, was ich Ihnen sage, und lassen die Schludereien.«
    »Aber ich habe nicht geschludert.«
    »Das müssen Sie! Sie haben einfach nicht hingeschaut. Ich kann …«
    »Das Rauschen ist immer noch da«, sagte Cooper mit einer Gewissheit, die Gordon den Satz in der Mitte abbrechen ließ. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er diesen Mann, der nur drei Jahre jünger als er selbst war, aus keinem anderen Grund als seiner eigenen Frustration wegen einschüchtern wollte.
    »Sehen Sie, ich …«, begann Gordon, aber das nächste Wort blieb ihm im Hals stecken. Auf einmal war er sehr verlegen. »Okay, ich glaube Ihnen«, sagte er und bemühte sich um einen knappen, sachlichen Tonfall. »Sehen wir uns die Diagramme an!«
    Cooper hatte an dem großen Magneten gelehnt, der den Kern ihrer Apparatur umschloss. Er drehte sich um und bahnte sich seinen Weg durch die Gasse zwischen den Kabeln und Mikrowellenleitern. Das Experiment war noch im Gang. Der silbrige Kolben, der zwischen den Magnetpolen hing und von den Kabelzuleitungen fast völlig verdeckt wurde, trug jetzt eine Eishülle. In ihm sprudelte und schäumte flüssiges Helium bei einer Temperatur, die nur wenige Grad über dem absoluten Nullpunkt lag. Das Eis war gefrorenes Wasser aus der Luft in der Umgebung der Apparatur, und gelegentlich knackte es, wenn sich die Geräte ausdehnten und zusammenzogen, um Materialspannungen auszugleichen. In dem hell erleuchteten Labor summte elektronisches Leben. Wenige Meter entfernt bildeten die Regalreihen mit transistorisierten Messgeräten eine wärmende Luftwand. Von dem Helium verspürte Gordon jedoch einen sanften, kühlen Luftzug. Trotz der Kälte trug Cooper ein zerrissenes T-Shirt und Bluejeans. Gordon bevorzugte ein blaues, langärmeliges Button-down-Hemd aus feinstem Stoff, eine Cordhose, die sich am Gesäß ausbeulte, und eine Tweedjacke. Er hatte sich an die lockeren Formen im Labor noch nicht gewöhnt. Das würde er wahrscheinlich nie, wenn es bedeuten sollte, dass er so tief wie Cooper hinabsank.
    »Ich habe eine Menge Daten gesammelt«, sagte Cooper in normalem Gesprächston. Er ignorierte die Spannung, die noch Sekunden vorher geherrscht hatte. Gordon ging durch die Reihen von Oszillographen und Räderschränken zu Cooper, der die automatisch aufgezeichneten Diagramme sorgfältig ausbreitete. Das Papier hatte ein hellrotes Gittermuster, zu dem die grünen gezackten Linien deutlich kontrastierten und dadurch einen fast dreidimensionalen Eindruck erzeugten.
    »Sehen Sie?« Coopers Finger fuhr an den grünen Spitzen nach oben und unten entlang. »Hier müsste die Indium-Kernresonanz auftreten.«
    Gordon nickte. »Ein deutlicher Ausschlag nach oben – das müssten wir dingfest machen«, sagte er. Aber dort war nur ein Chaos schmaler vertikaler Linien, die bei der Bewegung des Stifts über das Papier durch zufällige mechanische Einwirkung entstanden waren.
    »Reiner Wirrwarr«, murmelte Cooper.
    »Genau«, bestätigte Gordon. Er spürte, wie bei diesem Eingeständnis seine Schultern nach unten sackten.
    »Aber ich hab auch das hier.« Cooper breitete ein weiteres Rechteck aus. Es wies eine gemischte Struktur auf. Rechts war eine Spitze mit glatten, ebenmäßigen Seiten. Aber die Mitte und die linke Seite zeigten ein bedeutungsloses Gekritzel.
    »Verdammt«, flüsterte Gordon vor sich hin. Auf diesem Diagramm nahm die Frequenz der Emissionen aus der Indium-Antimonid-Probe von links nach rechts zu. »Die hohen Frequenzen werden vom Rauschen gelöscht.«
    »Nicht immer.«
    »Hm?«
    »Hier ist ein weiterer Versuch. Ich habe ihn nur ein paar Minuten nach dem dort unternommen.«
    Gordon studierte das dritte x-y-Diagramm. Diesmal war auf der linken Seite ein deutlicher Ausschlag nach oben, bei den niedrigen Frequenzen, und rechts war nur noch Rauschen. »Ich kapiere es nicht.«
    »Ich ganz gewiss auch nicht.«
    »Vorher hatten wir immer nur ein flaches, konstantes Rauschen.«
    »Richtig.« Cooper blickte ihn ausdruckslos an. Gordon war hier der Professor, Cooper gab ihm das

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