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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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einen langen, niedrigen Chrysler herbeizuzaubern, der über die Anhöhe kam und mit surrendem Geräusch an ihm vorbeifuhr.
    Auf dem Weg zum Campus lenkte er mit einer Hand und drehte mit der anderen am Radio. Flüchtig glitt er über die disharmonischen Geräuschblöcke, die hier als Popmusik galten. Eigentlich bevorzugte er Folkmusik, hatte aber eine merkwürdige Sympathie für einige alte Songs von Buddy Holly; und er hatte sich kürzlich dabei ertappt, wie er unter der Dusche summte – Every day is agittin closer … Well, that’ll be the day … Er fand ein hochstimmiges Stück der Beach Boys und ließ den Knopf los. Die Tenortriller über Sand und Sonne beschrieben perfekt die Dia-Ansichten, die draußen vorbeihuschten. Er rollte den La Jolla Boulevard hinab und betrachtete die fernen kleinen Punkte, die auf einem sich langsam ausbreitenden Brandungsfächer ritten. Kinder, die unerklärlicherweise nicht in der Schule waren, obwohl der Unterricht schon vor zwei Wochen begonnen hatte.
    Unten angekommen, geriet er in eine langsame Schlange, die überwiegend aus großen schwarzen Lincolns und Cadillacs bestand. Er bremste ab und bemerkte neue Gebäude auf dem Mount Soledad. Die Erde war aufgerissen und terrassiert, Lastwagen krochen wie Insekten über den geschundenen Boden. Gordon lächelte schief. Er wusste, selbst wenn er das Experiment erfolgreich abschloss, einen festen Lehrauftrag und dadurch ein höheres Gehalt bekam, könnte er sich trotzdem die Häuser aus Zedernholz und Glas nicht leisten, die einmal hier am Hang aufragen würden. Jedenfalls nicht, wenn er nicht nebenberuflich als Berater tätig wurde und an der Universität schnell Karriere machte, vielleicht auch noch eine Teilzeitanstellung als Dekan ergatterte, um seinen monatlichen Gehaltsscheck in die Höhe zu treiben. Aber das war so unwahrscheinlich wie sonst nur was.
    Er zog eine Grimasse hinter seinem dichten schwarzen Bart und legte einen höheren Gang ein, als das Dirt’s out, Tide’s in der Beach Boys verklang. Der Chevy steuerte mit einem vollen, kehligen Brummen auf die University of California in La Jolla zu.
    Geistesabwesend tippte Gordon auf das Dewargefäß mit flüssigem Stickstoff. Er versuchte zu überlegen, wie er seinen Wunsch formulieren sollte, und vage wurde ihm bewusst, dass er Albert Cooper einfach nicht leiden konnte. Eigentlich war er ein angenehmer Typ: sandbraunes Haar, ein Mann, der langsam und manchmal sehr undeutlich sprach, sichtlich muskulös, wohl durch seine Hobbys Scuba-Tauchen und Tennis. Aber Coopers wortkarge Art ließ Gordons Treibkraft immer wieder erlahmen. Sein lächelndes, lässiges Verhalten schien auszudrücken, dass er Gordon auf eine abgeklärte Weise tolerierte, und das brachte Gordon in Rage.
    »Sehen Sie, Al«, sagte er und wandte sich abrupt von der dampfenden Öffnung des Gefäßes weg. »Sie sind jetzt schon über ein Jahr bei mir, richtig?«
    »Stimmt.«
    »Sie kamen bei Professor Lakin gut zurecht, ich kam in die Abteilung, Lakin war zu beschäftigt, also sind Sie zu mir gewechselt. Und ich habe Sie weiterbeschäftigt.« Gordon wippte auf den Hacken und steckte die Hände in seine Gesäßtasche. »Weil Lakin meinte, Sie seien gut.«
    »Klar.«
    »Und jetzt bosseln Sie schon – wie lange? – gut anderthalb Jahre an diesem Indium-Antimonid-Experiment rum.«
    »Richtig«, bestätigte Cooper leicht spöttisch.
    »Ich meine, es ist Zeit, dass Sie zu Potte kommen.«
    Cooper ließ keinerlei Reaktion erkennen. »Hmm. Ich weiß … hm … nicht, was Sie meinen.«
    »Ich komme heute Morgen hier rein. Ich frage Sie nach dem Job, den ich Ihnen gegeben habe. Sie sagen mir, Sie haben jeden Verstärker, jede Abweichung, den ganzen Aufbau geprüft.«
    »Hmhm. Das habe ich.«
    »Und das Rauschen ist immer noch da.«
    »Ich hab’s getestet. Den ganzen Ablauf.«
    »Das ist Mist!«
    Cooper seufzte theatralisch. »Sie haben’s also herausgefunden, hm?«
    Gordon runzelte die Stirn. »Was herausgefunden?«
    »Ich weiß, dass Sie pedantisch darauf bedacht sind, ein Experiment von A bis Z ohne Verzögerung durchzuführen, Dr. Bernstein. Ich weiß das.« Cooper zuckte entschuldigend die Achseln. »Aber ich konnte gestern Abend nicht die ganze Geschichte zu Ende bringen. Ich bin rausgegangen und hab mit den Jungs ein paar Bier genommen. Dann bin ich wieder zurück und hab alles noch mal gemacht.«
    Gordon runzelte die Brauen. »Dagegen ist nichts zu sagen. Sie können jederzeit eine Pause einlegen. Jedenfalls

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