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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Gartenschuppen.
    »Heather!«, rief sie. »Hier bin ich.«
    Heather kam zurück. »Was ist denn los? Du siehst ja furchtbar aus«, sagte sie.
    Marjorie trat vor die Tür und blickte umher. »Ist er weg?«, fragte sie. »Da war ein entsetzlicher Mann hier.«
    »So ein zerlumpter mit einer Frau und einem Kind? Sie gingen gerade, als ich kam. Was ist passiert?«
    »Er wollte sich etwas Milch borgen.« Sie begann hysterisch zu lachen. Es klang so alltäglich. »Dann wurde er grob und fing zu schreien an. Sie sind Squatter. Letzte Nacht in das leere Farmhaus unten an der Straße eingezogen.« Sie sank in einen Küchenstuhl. »Mein Gott, hatte ich eine Angst, Heather.«
    »Das glaube ich dir. Du wirkst ziemlich aufgelöst. Sieht dir gar nicht ähnlich, Marjorie. Ich dachte, du kämst mit allem zurecht, selbst mit wilden, gefährlichen Squattern.« Sie sprach in scherzendem Tonfall, und Marjorie reagierte darauf.
    »Natürlich, das könnte ich auch. Wäre er eingebrochen, hätte ich ihm eine mit dem Schürhaken übergebraten und ihn dann mit einem Küchenmesser niedergestochen.«
    Sie lachte, aber es war nicht komisch. Hatte sie tatsächlich daran gedacht, das zu tun?

3
     
    Herbst 1962
     
    I ch muss einen Weg finden, das verdammte Rauschen in dem Experiment auszuschalten, dachte Gordon mürrisch, während er seine abgegriffene Aktentasche nahm. Das verdammte Rauschen ging einfach nicht weg. Wenn er die Ursache nicht finden und korrigieren konnte, würde das ganze Experiment eine Pleite werden.
    Die Palme ließ ihn noch jedes Mal stehen bleiben. Jeden Morgen, nachdem Gordon Bernstein die gelbe Haustür des Bungalows ein wenig zu laut zugeschlagen hatte, wandte er sich um, schaute auf die Palme und blieb stehen. Die Pause war ein Moment der Bestätigung. Er war wirklich hier, in Kalifornien. Keine Filmkulisse, sondern ganz real. Die Silhouette der Palme warf sprießende Wedel in einen wolkenlosen Himmel, ein Bild stummer Exotik. Diese alltägliche Pflanze war weitaus beeindruckender als die seltsam leeren Schnellstraßen oder das unverändert milde Klima.
    Abends saßen Gordon und Penny meist zusammen, lasen und hörten Folk-Platten. Es war genauso wie während seiner Jahre in Columbia. Er pflegte die gleichen Gewohnheiten und vergaß beinahe, dass sich nur ein paar Häuser weiter die Brandung am Windansea-Strand brach. Wenn er die Fenster offen ließ, schien das Grollen der Wellen wie der Verkehrslärm auf der Second Avenue; das ferne Geräusch des Lebens anderer Menschen, dem er in seinem Apartment stets mit Erfolg ausgewichen war. So war es jeden Morgen ein kleiner Schock für ihn, wenn er forschen Schritts das Haus verließ, nervös und gedankenverloren mit den Wagenschlüsseln spielte und plötzlich von der Palme in seine neue Realität zurückgestoßen wurde.
    An den Wochenenden war es leichter, sich daran zu erinnern, dass dies Kalifornien war. Dann sah er Pennys langes blondes Haar auf dem Kissen neben sich ausgebreitet. Die Woche über musste sie früh zum Unterricht und ging, während er noch schlief. Sie bewegte sich so leise, dass sie ihn nie aufweckte. Jeden Morgen war es so, als wäre sie nie da gewesen. Sie ließ nie etwas liegen. Es blieb nicht einmal eine Vertiefung im Bett, in dem sie geschlafen hatte.
    Gordon ließ die klimpernden Schlüssel in die Tasche gleiten und ging an der Zinnkrauthecke vorbei, um auf die breiten Boulevards von La Jolla hinauszutreten. Auch das war ihm immer noch ein wenig fremd. Die Straßen waren breit genug, seinen 58er Chevy dort zu parken, und es blieb immer noch reichlich Raum für die beiden mittleren Fahrspuren. Die Straßen waren so groß wie die bebauten Grundstücke. Sie schienen der Landschaft ihren Stempel aufzudrücken; großzügige Tummelplätze für die dominierende Spezies: Autos. Verglichen mit der Second Avenue, die mehr wie ein Lüftungsschacht zwischen braunen Ziegelreihen wirkte, war das hier von extravaganter Maßlosigkeit. In New York hatte Gordon, wenn er die Treppe hinunterging, sich stets innerlich darauf einstellen müssen, dass Dutzende von Menschen um ihn herum waren, sobald er die Tür aus verdrahtetem Glas aufstieß. Sie bewegten sich hektisch, ein Wirbel von Leben. Er konnte sich immer darauf verlassen, in diese menschliche Enge zu geraten. Hier dagegen: nichts. Nautilus Street war eine weiße Ebene, menschenleer, die in der Morgensonne buk. Er stieg in seinen Chevy. Das Aufheulen des Motors zerbrach die Stille und schien in seinem Rückspiegel

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