Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
Rätsel zu lösen.
    Nachdenklich blinzelte Gordon. »Wir bekommen die Spitzen, aber nur zeitweise.«
    »So sieht es aus.«
    »Zeit. Zeit«, murmelte Gordon geistesabwesend. »He, der Stift braucht, sagen wir, dreißig Sekunden, um sich über das Blatt zu bewegen, richtig?«
    »Nun, das könnten wir natürlich verändern …«
    »Nein, nein, hören Sie mir zu!«, sagte Gordon hastig. »Angenommen, das Rauschen ist nicht ständig da? Hier« – er ging zurück zu dem zweiten Diagramm – »trat eine Störungsquelle auf, als der Stift die niedrigen Frequenzen aufzeichnete. Etwa zehn Sekunden später verschwand sie. Und hier« – er legte einen Finger auf das dritte Blatt – »fing das Durcheinander an, als der Stift die hohen Frequenzen erreichte. Das Rauschen trat wieder auf.«
    Cooper runzelte die Stirn. »Aber … ich dachte, es handele sich um ein Experiment unter konstanten Bedingungen. Ich meine, nichts wird verändert, und darum ginge es. Wir halten die Temperatur konstant niedrig. Die Oszillographen, die Verstärker und die Gleichrichter sind alle vorgewärmt und halten sich an die Vorgaben. Sie …«
    Mit einer Handbewegung brachte Gordon ihn zum Schweigen. »Es hat nichts mit dem zu tun, was wir machen. Wir haben Wochen damit verbracht, die Elektronik zu prüfen, da gibt es keine Fehlfunktionen. Nein, es ist etwas anderes, darauf will ich hinaus.«
    »Aber was?«
    »Etwas von außerhalb. Interferenzen.«
    »Wie kann …«
    »Wer weiß«, sagte Gordon mit neuer Energie. Er begann, charakteristisch für ihn, auf und ab zu gehen. Bei jeder Kehrtwende quietschten seine Schuhsohlen auf dem Boden. »Was geschieht, ist Folgendes: In dem Indium-Antimonid steckt eine zweite Impulsquelle. Oder aber das Indium nimmt eine zeitvariable Eingabe von außerhalb des Labors auf.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Zum Teufel, ich auch nicht. Aber irgendetwas versaut die Aufzeichnung der Kernresonanz. Wir müssen dieses Etwas aufspüren.«
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte Cooper die wahllosen Linien, als schätzte er vor seinem geistigen Auge die Veränderungen ab, die vorgenommen werden müssten, um das Problem weiter zu studieren. »Wie?«
    »Wenn wir das Rauschen nicht entfernen können, untersuchen wir es. Wir müssen herausfinden, woher es kommt. Tritt es in allen Indium-Antimonid-Proben auf? Dringt es aus einem anderen Labor hier herein? Oder ist es etwas Neues? In die Richtung.«
    Cooper nickte langsam. Gordon skizzierte auf der Rückseite eines der Blätter einige schnelle Schaltdiagramme. Jetzt konnte er neue Möglichkeiten sehen. Eine neue Justierung hier, ein neues Gerät dort. Sie konnten sich einige Apparate von Lakin leihen, und Feher konnten sie wahrscheinlich seinen Frequenzspektrumanalysator für ein oder zwei Tage abschwatzen. Gordons Bleistift erzeugte vor dem Hintergrund der stampfenden Pumpen und des durchdringenden Summens der Elektronik ein leises kratzendes Geräusch, aber er hörte nichts. Die Ideen schienen aus ihm zu strömen und sich durch den Bleistift auf dem Papier zu materialisieren; sie schienen aufgezeichnet, noch bevor er sie durchdacht hatte, und er spürte, dass er beim Problem dieser Störeinflüsse eine Spur aufgenommen hatte. Hinter diesen Daten mochte sich eine neue Struktur wie ein Großwild in dichtem Unterholz verbergen. Er würde es herausfinden, dessen war er sich sicher.

4
     
    1998
     
    G regory Markham umkurvte die zerbrechlichen Gebäude der Veterinärmediziner und bog in die Zufahrt zum Cavendish Laboratorium. Er genoss die sanft vorbeistreichende feuchte Luft, während er durch das Gelände radelte und in jeder Kurve behutsam sein Gewicht verlagerte. Sein Ziel war, eine Minimalkurve zu finden, die ihn zum Eingang des Labors brachte – eine geodätische Linie für diese spezifische örtliche Raumkrümmung. Ein letzter Druck auf die Pedale, und er stieg bei einer beachtlichen Geschwindigkeit ab und lief neben dem Fahrrad her, dessen noch verbleibende Energie er nutzte, es in einen der Betonständer zu rollen.
    Er zog seine braune irische Jacke glatt und nahm jeweils zwei Stufen auf einmal, eine Gewohnheit, die ihm stets den Anschein gab, zu irgendetwas zu spät zu kommen. Geistesabwesend schob er die Brille auf der Nase hoch, wo sie einen roten Eindruck hinterlassen hatte, und strich sich mit den Fingern durch den Bart, der von den Koteletten über die ausgeprägte Kieferpartie bis zu Kinn und Oberlippe ganz konventionell verlief, aber er schien wie sein Haar fast stündlich

Weitere Kostenlose Bücher