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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Lebens jenseits intellektueller Spröde waren sie sich bemerkenswert ähnlich; Schwestern, die den gleichen Zauber teilten. Er hatte versucht, seine eigene Einstellung in Begriffen psychologischer Theorie zu erfassen, war aber schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass die schlichte Tatsache des Lebens jenseits solcher Kategorien lag. Traditionelle Vorstellungen griffen nicht. Es war weder Ego-Stärkung noch kaschierte Aggression. Es war auch keine geschickte Ummäntelung einer eingebildeten Homosexualität – als er jung war, hatte er darin begrenzte Erfahrungen gesammelt und hatte es als fade und widerlich empfunden. Es lag jenseits der Ebene analytischen Geplauders. Frauen waren Teil jenes Welt-Umfassens, nach dem er immer gestrebt hatte; eine Methode, sinnlich zu bleiben, aber nicht durch Übersättigung abzustumpfen.
    Im letzten Jahr hatte er sie alle ausprobiert, war jeder Möglichkeit nachgegangen. Er hatte schon lange gewusst, dass etwas auf die Menschen zukam. Die zerbrechliche Pyramide, in der er sich nahe der Spitze aufhielt, würde zerbröseln. Er hatte genossen, was bald vorüber sein würde, Frauen und alles Übrige, und spürte jetzt kein Bedauern. Wenn man auf der Titanic fährt, ist es sinnlos, sich ins Zwischendeck zu begeben.
    Er fragte sich, wie viele der Futurologen herausgekommen waren. Wenige, schätzte er. Ihre ätherischen Szenarios handelten selten von individuellen Reaktionen. Bei jener Reise nach Nordafrika hatten sie beunruhigt weggeschaut. Verglichen mit den Gezeitenströmen großer Nationen waren die Menschen ein lästiges Detail.
    Er näherte sich dem Steinhaus. Erfreut stellte er fest, wie gewöhnlich, ja schäbig es wirkte.
    »Sie sind zurück, M’lord!«
    Peterson wirbelte herum. Ein Mann, der ein Fahrrad schob, kam heran. Ein Mann aus dem Dorf; Arbeitshose, verschlissene Jacke, hohe Stiefel. »Ja, ich bin endlich zu Hause.«
    »Ah, das ist gut.’n sichrer Hafen heutzutage, he? Ich habe Ihnen Speck und getrocknetes Rindfleisch gebracht, habe ich.«
    »Oh, sehr gut.« Peterson nahm ihm die Kartons ab. »Sie setzen sie auf die Rechnung, oder?« Er sprach es so beiläufig wie möglich aus.
    »Nun, äh, ich hatte vor, mit dem Haus« – er nickte zu dem Gebäude hin – »drüber zu reden.«
    »Sie können mit mir sprechen.«
    »Richtig. Tja, bei allem, was so vorgeht, würd ich direkte Bezahlung vorziehen.«
    »Nun gut, ich sehe nicht, was dagegen spricht. Wir …«
    »Und ich würd gerne in Waren bezahlt werden, bitte.«
    »In Waren?«
    »Geld ist heute nichts mehr wert, hm? Vielleicht was von Ihrem Gemüse? Konserven täten wir am liebsten nehmen.«
    »Oh.« Peterson versuchte, den Mann abzuschätzen. Sein starres Lächeln deutete auf etwas anderes als schlichte Freundlichkeit hin. »Ich schätze, da können wir etwas machen. Aber viele Konserven haben wir nicht.«
    »Trotzdem möchten wir sie gern, Sir.«
    Hatte seine Stimme eine Spur von Schärfe? »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Das wär nett, Sir.« Der Mann machte eine flüchtige Bewegung, als berührte er eine Stirnlocke – wie ein Gefolgsmann vor dem Lehnsherrn. Peterson blieb reglos, als der Mann sich auf sein Fahrrad schwang und davonradelte. Diese Bewegung hatte genug von einer Parodie gehabt, um das gesamte Gespräch in ein anderes Licht zu rücken. Er beobachtete, wie der Mann seinen Besitz verließ, ohne sich umzuschauen. Mit verdrossenem Gesichtsausdruck wandte er sich zum Haus um.
    Er ging um die Hecke, am Garten vorbei und überquerte den Hof. Aus dem Hühnerstall kamen leise, zufriedene Glucklaute. An der Tür kratzte er seine Stiefel an dem alten Fußabstreicher aus Eisen ab und warf sie im Haus in die Diele. Er zog Hausschuhe an und hängte seine Jacke auf.
    Die große Küche war warm und hell. Er hatte für moderne Geräte gesorgt, aber den alten abgetretenen Steinfußboden, den großen Kamin und die alte Eichenbank so gelassen, wie er sie vorgefunden hatte. Sein Onkel und seine Tante saßen auf beiden Seiten des Feuers in bequemen, hochlehnigen Sesseln, so stumm und reglos wie eiserne Kaminhunde. Die große runde Teekanne stand unter dem gesteppten Wärmer an ihrem Platz am Ende des Tischs. Schweigend setzte Roland, das Hoffaktotum, die Teller mit Teegebäck, Schälchen mit Butter und ein Glas selbst gemachter Erdbeermarmelade auf den Tisch.
    Er ging zum Fenster, um sich die Hände zu wärmen. Als seine Tante ihn sah, schreckte sie hoch.
    »Meiner Treu, es ist Ian!«
    Sie beugte sich vor und

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