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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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es.«
    Gordon sackte in seinem Stuhl zusammen und starrte den Mann von United Press International an.
    »Und nun?«, fragte der Mann und holte einen Notizblock heraus. »Werden Sie es mir erzählen, Herr Professor?«
    »Ich lasse mich nicht gerne ins Verhör nehmen.«
    »Tut mir Leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin. Ich verhöre Sie nicht. Ich habe nur ein bisschen herumgeschnüffelt und …«
    »Okay, okay. Ich bin darin ziemlich empfindlich.«
    »Irgendwann kommt es sowieso heraus. Die Ramsey-Hussinger-Geschichte hat in den Medien bislang noch keine rechte Aufmerksamkeit erregt, das weiß ich. Aber sie wird noch wichtig. Man wird darüber reden. Ihr Anteil könnte wertvoll sein.«
    Wie in Trance begann Gordon leise zu lachen. »Könnte wertvoll sein …«, sagte er und lachte erneut.
    Der Mann runzelte die Stirn. »He, Sie werden’s mir doch erzählen, oder?«
    Gordon fühlte sich von einer sonderbaren Müdigkeit ergriffen. Er seufzte. »Ich … ich denke schon.«

42
     
    G ordon hatte nicht erwartet, dass die Scheinwerfer so hell wären. Auf beiden Seiten des kleinen Podests waren Lampenreihen angebracht, um sein Gesicht schattenfrei zu halten. Eine Fernsehkamera starrte ihn wie ein Zyklop an. Im Saal waren einige Chemiker und fast alle Mitglieder der Physikabteilung. Die Abteilungszeichner hatten bis Mitternacht gearbeitet, um alle Karten fertig zu stellen. Die Mitarbeiter und Kollegen waren bei den eiligen Vorbereitungen eine große Hilfe gewesen. Allmählich wurde Gordon sich bewusst, dass die Feindseligkeit, die er bei ihnen empfunden hatte, eine Illusion, ein Produkt seiner eigenen Zweifel gewesen war. Die letzten Tage waren eine Offenbarung gewesen. Kollegen begrüßten ihn in der Halle, hörten sich gespannt seine Beschreibungen der Daten an und besuchten das Labor.
    Er sah sich nach Penny um. Dort, ziemlich weit hinten, in einem rosa Kleid. Sie erwiderte sein Winken mit einem leichten Lächeln. Die Presseleute unterhielten sich flüsternd, während sie ihre Plätze einnahmen. Die Fernsehmannschaft war bereit, und eine Frau mit einem Mikrofon gab ein paar letzte Anweisungen. Gordon zählte die Zuhörermenge. Unglaublich, sie war größer als bei der Konferenz anlässlich der Nobelpreisverleihung an Maria Mayer. Aber diesmal hatte es ja auch ein, zwei Tage Vorlaufzeit gegeben. Der UPI-Mann hatte seine Exklusivgeschichte veröffentlicht, die von den anderen Nachrichtensendungen aufgegriffen wurde; und dann hatte die Universität sich angehängt und diese Zirkusveranstaltung vorbereitet.
    Mit feuchten Fingern blätterte Gordon durch seine Notizen. Eigentlich hatte er das alles nicht gewollt. Sein Gefühl sagte ihm, dass es irgendwie nicht stimmig war – Wissenschaft, die offensiv an die Öffentlichkeit geht; Wissenschaft, die um ein paar Sekunden in den Abendnachrichten buhlt; Wissenschaft als Ware. Die Schwungkraft des Geschehens war enorm. Am Ende würde der Artikel in Science bleiben. Dort mussten seine Resultate der Überprüfung standhalten, und Vorurteile für oder gegen ihn würden keinerlei Ausschlag geben …
    »Dr. Bernstein? Wir sind so weit.«
    Ein letztes Mal wischte er sich über die Stirn. »Okay, drehen Sie!« Ein grünes Licht blinkte.
    Er blickte in die Kamera und versuchte zu lächeln.

43
     
    1998
     
    P eterson fuhr den Wagen in die Ziegelgarage und zerrte die Koffer heraus. Keuchend setzte er sie auf dem Pfad, der zum Bauernhaus führte, ab. Das Garagentor schloss sich mit einem beruhigenden Klack . Von der Nordsee her wehte ein beißender Wind über die flache ostenglische Landschaft. Er zog den Kragen seiner Schafswolljacke hoch.
    Im Haus war keine Bewegung zu erkennen. Wahrscheinlich hatte niemand das leise Schnurren des Wagens gehört. Er beschloss, einen kleinen Rundgang zu unternehmen, die Umgebung in Augenschein zu nehmen und sich dabei die Beine zu vertreten. Sein Kopf summte. Er brauchte frische Luft. Als ihn abends das Gefühl der Mutlosigkeit erneut überfiel, hatte er die Nacht in einem Hotel in Cambridge verbracht. Er hatte bis in den Vormittag hinein geschlafen und war, in Erwartung des Mittagessens, nach unten gegangen. Das Hotel war verlassen. Ebenso die Straßen draußen. In den benachbarten Häusern waren Anzeichen von Leben: qualmende Kamine und der orangefarbene Schein von Lampen. Peterson hielt sich damit nicht auf. Er verließ das bleiche, leere Cambridge und fuhr durch die melancholische, flache Moorlandschaft.
    Sein Händereiben war eher ein Ausdruck der

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