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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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dem Geruch der Saucen. Als Boyle aus seiner Jackentasche ein Notizbuch holte und etwas eintrug, erzählte Gordon von einem Physiker, der bei einer Party in Princeton in sein Notizbuch schrieb und von Einstein, der neben ihm saß, nach dem Grund dafür gefragt wurde. »Immer, wenn ich einen guten Einfall habe, sorge ich dafür, dass ich ihn nicht vergesse«, antwortete der Mann. »Vielleicht möchten Sie es auch einmal versuchen – es ist sehr praktisch.« Bekümmert schüttelte Einstein den Kopf und sagte: »Das bezweifle ich. Ich habe in meinem Leben nur zwei oder drei gute Einfälle gehabt.«
    Vergnügtes Gelächter begrüßte die Anekdote. Gordon strahlte Penny an. Sie hatte ihn zum Plaudern gebracht, und jetzt passte er sich gut in die Runde ein.
    Nach dem Essen diskutierten die fünf über einen gemeinsamen Kinobesuch. Penny wollte in Letzes Jahr in Marienbad , Boyle sprach sich für Lawrence von Arabien aus. Da er nur einen Film im Jahr sähe, wollte er auch den besten besuchen. Mit vier zu eins Stimmen entschieden sie sich für Lawrence . Als sie das Restaurant verlassen hatten, umarmte Gordon Penny auf dem Parkplatz. Als er sie küsste, dachte er an ihren Geruch im Bett. »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Nichts zu danken«, entgegnete sie lächelnd.
    Später, als er neben ihr lag, schien es, dass er sie auf die Töpferscheibe des Lichts gelegt hatte, das durchs Fenster hineinfiel, und sie nach einem Bild modellierte, das jedes Mal neu war. Er gestaltete sie mit seinen Händen und seiner Zunge. Sie wiederum führte und formte ihn. Er glaubte, in ihren sicheren Bewegungen und Entscheidungen späte Eindrücke früherer Liebhaber zu spüren. Seltsamerweise störte ihn der Gedanke nicht, obwohl er fühlte, dass es eigentlich so sein sollte. Echos anderer Männer kamen von ihr. Aber sie waren fort, und er war hier, mehr war nicht wichtig.
    Er atmete heftig und sagte sich, dass er häufiger zum Strand hinunter zum Laufen müsste. Im trübgrauen Straßenlicht, das in ihr Schlafzimmer drang, musterte er ihr Gesicht. Klare, gerade Linien ohne Finessen, die einzigen Krümmungen waren einige feuchtklebrige Haarsträhnen auf ihrer Wange. Erfolgreich abgeschlossenes Literaturstudium, gehorsame Tochter eines Finanziers in Oakland, abwechselnd lyrisch und praktisch, mit einer politischen Ausrichtung, die sowohl in Kennedy als auch in Goldwater Tugenden erkannte. Manchmal von eherner Härte, dann ängstlich, dann zügellos, entsetzt von seiner sinnlichen Ignoranz, überrascht von seinen plötzlichen Energieausbrüchen und dann von sanfter, streichelnder Anmut, wenn er neben ihr ermattet zusammensank.
    Irgendwo spielte irgendjemand ein leises Lied, Peter, Paul und Mary: »Lemon Tree«.
    »Du bist verflixt gut«, sagte Penny. »Auf einer Skala von eins bis zehn bekämst du eine Elf.«
    Stirnrunzelnd dachte er über diese Aussage nach. »Nein, wir sind gut. Du kannst die Aufführung nicht von den Darstellern trennen.«
    »Ach, du bist so analytisch.«
    Wieder runzelte er die Stirn. Er wusste, mit den widersprüchlichen Mädchen an der Ostküste wäre es anders geworden. Oraler Sex wäre eine verzwickte Angelegenheit, zu der viele Vorverhandlungen, falsche Versuche und Worte gehörten, die nicht recht passend wären, mit denen man sich aber behelfen musste: »Wie wäre es, wenn, nun …« und »Wenn es das ist, was du möchtest …« – und alles führte nur zu ungelenken Ergebnissen, überall Ellenbogen und unbequeme Positionen, die man, wenn man einmal so weit war, aus schierer unausgesprochener Verlegenheit nicht mehr zu ändern wagte. Mit den überspannten Mädchen, die er gekannt hatte, wäre es so geschehen. Mit Penny nicht.
    Er blickte auf sie und dann auf die Holzwände hinter ihr. Ein Ausdruck verwirrter Sorge huschte über sein Gesicht. Er wusste, jetzt müsste er eigentlich weltmännischer und locker sein, aber ihm schien es wichtiger, seinen Standpunkt zu vertreten: »Nein, nicht du oder ich«, wiederholte er. »Wir sind es.«
    Sie lachte und knuffte ihn.

8
     
    14. Oktober 1962
     
    G ordon blätterte den Stapel Post aus seinem Fach durch. Werbung für ein neues Musical, Stop the World – I Want to Get Off, von seiner Mutter weitergeschickt. Nicht sehr wahrscheinlich, dass er zur Herbstpremiere am Broadway sein würde; er ließ den Prospekt in den Papierkorb fallen. Etwas, das sich »Aktion saubere Literatur« nannte, hatte ihm eine knallbunte Broschüre geschickt, in der detailliert die Exzesse in Die

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