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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sie ihn in Ruhe lassen. Sie wollte, dass er von selbst wieder zu Sinnen kam. Ihr würde es schon gut gehen. Sie wollte nach Los Angeles, ihre Cousine Hazel besuchen; Hazel, die drei prächtige Kinder hatte und die sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte. Von Los Angeles würde sie zurück nach New York fliegen. Vielleicht könnte sie ihn in einigen Monaten noch einmal besuchen. Oder noch besser, er käme einige Zeit nach Hause, besuchte seine Freunde in Columbia. Und die Leute in der Nachbarschaft. Sie wären hocherfreut, ihn wiederzusehen, den Glückspilz des Viertels. Bis dahin würde sie schreiben und hoffen. Eine Mutter hofft immer.
    Gordon steckte den Brief in die Tasche und ging nach Hause. Er zeigte ihn Penny. Sie sprachen eine Zeit lang darüber, und dann beschloss er, ihn im Hinterkopf zu behalten und sich später wieder um seine Mutter zu kümmern. Mit der Zeit kurierten sich solche Dinge gewöhnlich von selbst.

9
     
    1998
     
    » W o, zum Teufel, ist er?«, explodierte Renfrew. Mit schnellen Schritten durchmaß er sein Büro, fünf Schritte hin, fünf Schritte zurück.
    Gregory Markham beobachtete ihn stumm. Er hatte an diesem Morgen über eine halbe Stunde meditiert und fühlte sich entspannt und konzentriert zugleich. Er blickte an Renfrew vorbei zu den großen Fenstern hinaus, wo das Cav-Gebäude in seinem ganzen Luxus prangte. Die weiten Felder dahinter, eben und still, strahlten im leuchtenden Grün des ersten Sommerwachstums. Lautlos glitten Radfahrer über den Coton-Fußweg, zusammengeschnürte Bündel auf dem Gepäckträger. Die Morgenluft war schon recht warm und lag wie ein Gewicht auf der Landschaft. Blau verhüllt waren die fernen Türme von Cambridge, blau eingefasst war die gelbe Sonne über der Stadt. Dies war die glückselige Bruchstelle des Tages, an der eine unendliche Zeitspanne vor einem zu liegen schien, dachte Markham; im Meer stiller Minuten, das sich vor ihm erstreckte, schien alles verwirklichbar zu sein.
    Renfrew wanderte immer noch hin und her. Markham raffte sich zu der Frage auf: »Wann wollte er hier sein?«
    »Um zehn, verflixt noch mal! Er ist schon vor Stunden aufgebrochen. Ich musste sein Büro wegen einer anderen Sache anrufen und habe gefragt, ob er noch da sei. Sie sagten mir, er sei schon in aller Frühe, noch vor der Rushhour, losgefahren. Wo steckt er nur?«
    »Es ist erst zehn nach«, meinte Markham besänftigend.
    »Sicher, ja doch, aber ich kann erst anfangen, wenn er hier ist. Die Techniker warten, wir sind alle bereit. Er verschwendet unsere Zeit. Das Experiment ist ihm gleichgültig, und er macht es uns alles andere als leicht.«
    »Sie haben den Zuschuss, oder? Und die Geräte aus Brookhaven.«
    »Einen begrenzten Zuschuss. Genug, um alles in Gang zu halten, aber nur so eben. Wir brauchen mehr. Sie drücken uns die Luft ab. Sie und ich, wir wissen, dass dies vielleicht die einzige Chance ist, uns aus dem Loch zu ziehen. Und was machen sie? Sie lassen mich das Experiment mit praktisch nichts durchführen, und dann zeigt der Mistkerl nicht einmal genug Interesse, um rechtzeitig dabei zu sein.«
    »Er ist ein Verwaltungsmensch, kein Wissenschaftler. Gewiss, die Zuschusspolitik scheint sehr kurzsichtig. Aber ohne mehr Druck überweist die National Science Foundation gar nichts. Wahrscheinlich setzen sie die Mittel woanders ein. Sie können von Peterson keine Wunderdinge erwarten.«
    Unvermittelt unterbrach Renfrew seine Wanderung und starrte ihn an. »Ich nehme an, ich habe deutlich erkennen lassen, dass ich ihn nicht mag. Hoffentlich hat Peterson es nicht bemerkt, es könnte ihn gegen das Experiment einnehmen.«
    Markham zuckte die Achseln. »Ich bin sicher, er weiß es. Es liegt auf der Hand, dass Sie beide völlig unterschiedliche Persönlichkeitstypen sind, und Peterson ist kein Dummkopf. Wenn Sie wollen, kann ich mit ihm reden – das werde ich auch. Und dass er sich Ihretwegen gegen das Experiment ausspricht – das ist Unsinn. Er muss es gewohnt sein, dass man ihn nicht mag. Ich schätze, es macht ihm überhaupt nichts aus. Nein, ich glaube, Sie können auf seine Unterstützung zählen. Allerdings nur auf teilweise Unterstützung. Er versucht, alle seine Bereiche abzudecken, und das heißt, dass die Zuschüsse dünn gestreut werden.«
    Renfrew ließ sich in seinem Drehstuhl nieder. »Tut mir Leid, Greg, wenn ich heute Morgen ein bisschen gereizt bin. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet und bin wahrscheinlich ziemlich erschöpft. Aber vor allem bin

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