Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
von Bowes & Bowes.«
»Wahrscheinlich brauche ich in einer Stunde etwas zu trinken und zu essen. Sollen wir uns dort treffen?«
»Gute Idee. Dann bis später.«
Das Whim war voll gepackt mit jungen Studenten. Ian Peterson drängelte sich durch eine Gruppe bei der Tür und blieb einen Moment stehen, um sich zu orientieren. Die Studenten um ihn herum reichten Bierkrüge über die Köpfe hinweg, und er bekam einige Tropfen ab. Peterson zog ein Taschentuch heraus und wischte die Spritzer angeekelt ab. Die Studenten hatten nichts bemerkt. Das akademische Jahr war zu Ende, die Stimmung war ausgelassen. Einige waren bereits betrunken. Sie unterhielten sich in Küchenlatein, eine Parodie auf eine offizielle Feier, die sie am Morgen besucht hatten.
»Eduardus, dona mihi plus Bierus!«, schrie einer.
» Bierus? O Deus, quid dicit? Ecce sanguinus barbarus!« deklamierte ein anderer.
»Mea culpa, mea maxima culpa!«, erwiderte der Erste in gespielter Zerknirschung. »Aber was heißt Bier in diesem blöden Latein?«
Mehrere Stimmen antworteten: »Alum!«, »Vinum barbaricum!«, »Imbibius hopius!« Brüllendes Gelächter. Sie hielten sich für ausgesprochen witzig. Einer von ihnen glitt hicksend langsam zu Boden und schlief ein. Der zweite Sprecher hob die Arme über ihn und intonierte feierlich: »Requiescat in pace. Et lux perpetua sonstwas oder so.«
Peterson entfernte sich von der Menge. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Licht, das im Vergleich zur Helligkeit der Trinity eher düster war. An der Wand verkündete ein vergilbtes Plakat, dass einige Speisen von der Karte gestrichen waren – natürlich nur zeitweilig. In der Mitte des Lokals zischte ein großer Kohleherd. Ein hektischer Koch schob Pfannen zwischen den Feuerstellen hin und her. Immer wenn er eine Pfanne von einem der Ringe hob, fiel ein Lichtschein aus dem Herd für Sekunden auf seine Hände und sein verschwitztes Gesicht, sodass er plötzlich wie ein emsiges, orangefarbenes Gespenst über der Kochstelle aufragte. Studenten an Tischen feuerten ihn an.
Peterson drängte sich durch den überfüllten Raum. Blaue Wolken aus Pfeifenrauch schwebten durch die Luft. Beißender Geruch von Marihuana drang zu ihm, vermischt mit den Gerüchen von Tabak, siedendem Öl, Bier und Schweiß. Jemand rief seinen Namen. Er spähte umher, bis er schließlich Markham in einer Nische erblickte.
»Reines Glück, hier jemanden zu finden, nicht wahr?«, sagte Peterson, als er sich setzte.
»Ich habe gerade bestellt. Jede Menge Salat gibt’s hier. Und Teller voll mit widerlichen Kohlehydraten. Heutzutage scheint sich das Essen kaum zu lohnen.«
Peterson studierte die Speisekarte. »Ich glaube, ich nehme die Zunge, auch wenn sie unglaublich teuer ist. Mit Fleisch ist es wirklich unmöglich.«
»Ja, nicht wahr?« Er grinste. »Ich begreife nicht, wie Sie Zunge essen können, wo Sie doch wissen, dass sie aus einem Tiermaul kommt.«
»Soll ich lieber ein Ei nehmen?«
Markham lachte. »Ich schätze, man kann es drehen und wenden, wie man will. Aber ich werde wohl mal auf den Putz hauen und die Würstchen nehmen. Das wird meinen Etat ganz schön aufzehren.«
Der Kellner brachte Petersons Ale und Markhams Mackeson Stout. Peterson nahm einen großen Schluck.
»Ist Marihuana hier erlaubt?«
Markham blickte sich um und sog die Luft ein. »Dope? Sicher. Alle milden Rauschmittel sind hier legal, oder?«
»Schon seit ein oder zwei Jahren. Aber ich hatte gedacht, gesellschaftliche Konventionen – falls es noch welche gibt – würden den Genuss in der Öffentlichkeit unterbinden.«
»Wir sind in einer Universitätsstadt. Ich nehme an, die Studenten haben schon in der Öffentlichkeit geraucht, als es noch nicht legalisiert war. Außerdem: Wenn die Regierung die Leute von den Nachrichten ablenken will, ist es sinnlos zu verlangen, dass sie es nur zu Hause tun.« Markham lächelte mild.
»Hmm«, brummelte Peterson.
Markham, der gerade sein Glas zum Mund führte, erstarrte und blickte ihn an. »Sie sind sehr zurückhaltend. Dann habe ich richtig vermutet? Die Regierung hatte es vor?«
»Sagen wir, es war ins Gespräch gebracht worden.«
»Und was hat die liberale Regierung in Bezug auf die Drogen vor, die die menschliche Intelligenz erweitern?«
»Seit ich für den Rat arbeite, habe ich mit solchen Problemen nicht mehr viel zu tun.«
»Gerüchten nach sollen die Chinesen dabei einiges voraus sein.«
»Ach? Das kann ich dementieren. Über ebendiesen Punkt lag dem
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