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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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in der Nähe von Zuhause.«
    »Nur geographisch.«
    »Du verstehst nicht.«
    »Sie klatscht Öl auf Leinwand, um ihre Psychose zu kurieren. O ja. Psycho-Schwesterchen.«
    »Hör auf!«
    »Es stimmt.«
    »Du lebst mit ihr zusammen, ja?«
    »Sicher. Ich brauche die Übung.«
    »Seit dein Vater gestorben ist …«
    »Fang nicht wieder damit an!« Eine ungeduldige Handbewegung. »Du hast gesehen, wie es ist. Und so wird es bleiben.«
    »Um deines Vaters willen, Gott möge seine Seele ruhen lassen …«
    »Du kannst …« Er wollte sagen »mich doch nicht mit einem Geist herumstoßen«, und genau das fühlte er auch, aber stattdessen fuhr er fort: »… nicht wissen, wie ich jetzt bin.«
    »Eine Mutter weiß das nicht?«
    »Richtig, manchmal nicht.«
    »Ich bitte dich: Brich das Herz deiner Mutter nicht!«
    »Ich tue, was mir gefällt. Sie passt zu mir.«
    »Sie ist … ein Mädchen, das ohne Heirat mit dir leben würde …«
    »Ich weiß noch nicht genau, was ich will.«
    »Und was will sie?«
    »Wir sind dabei, es herauszufinden. Sei vernünftig, Mom!«
    »Vernunft verlangst du von mir? Soll ich mich hinlegen und sterben, ohne etwas zu sagen? Ich kann nicht hier bleiben und zusehen, wie ihr wie zwei Tauben herumturtelt.«
    »Dann sieh nicht zu. Du musst lernen, wer ich bin, Mom.«
    »Dein Vater würde …« Aber sie beendete den Satz nicht. Sie nahm eine starre Haltung an. »Verlasse sie!« Ihr Gesicht verhärtete sich.
    »Nein.«
    »Dann bring mich zu Bett.«
     
    Als er zu ihrem Bungalow zurückkam, las Penny in der Times und knabberte Cashew-Kerne. »Wie war’s?« Ihr Mund verzog sich.
    »Den Susie-Semite-Wettbewerb wirst du nicht gewinnen.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Mein Gott, ich habe schon einiges an Stereotypem erlebt, aber …«
    »O ja, ihr dummes Gerede über Roth.«
    »Darum ging es ihr gar nicht.«
    »Nein, da hast du Recht.«
    Am nächsten Morgen rief ihn seine Mutter aus dem Motel an. Sie hatte vor, durch die Stadt zu bummeln und sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Sie wollte nicht seine Zeit stehlen, sagte sie, und deshalb auf eigene Faust losziehen. Gordon stimmte ihr zu, da ein arbeitsreicher Tag vor ihm läge; eine Vorlesung, ein Seminar, ein Mittagessen mit dem Seminarsprecher, zwei Ausschusssitzungen am Nachmittag und eine Besprechung mit Cooper.
    An diesem Abend kam er später als gewöhnlich nach Hause. Er rief im Motel an, aber seine Mutter nahm nicht ab. Penny kam nach Hause, und gemeinsam bereiteten sie das Abendessen vor. Sie hatte einige Probleme mit ihrem Unterricht und musste noch lesen. Gegen neun Uhr waren sie mit dem Aufräumen fertig. Gordon breitete einen Teil seiner Vorlesungsmaterialien auf dem Esstisch aus. Etwa um elf war er fertig, trug die Zensuren in sein Buch ein, und erst dann fiel ihm seine Mutter wieder ein. Er rief im Motel an. Sie sagten, sie hätte ein »Bitte nicht stören«-Schild an der Tür und wollte keine Anrufe durchgestellt bekommen. Gordon überlegte, hinüberzugehen und bei ihr anzuklopfen. Aber er war müde und beschloss, sie sofort am nächsten Morgen aufzusuchen.
    Er wachte spät auf. Er aß eine Schüssel Weizenflocken, während er sich die Vorlesungsnotizen zur Klassischen Mechanik anschaute und einige Schritte der Experimente überprüfte, die er durchführen wollte. Als er die Papiere in die Aktentasche steckte, dachte er wieder an den Anruf im Motel. Sie war nicht mehr in ihrem Zimmer.
    Am frühen Nachmittag machte ihm sein Gewissen zu schaffen. Er fuhr früh nach Hause und ging als Erstes zum Motel. Niemand antwortete auf sein Klopfen. Er ging zur Rezeption, und der Mann schaute in das kleine Brieffach unter ihrer Zimmernummer. Der Mann fischte einen kleinen weißen Umschlag heraus und gab ihn Gordon. »Dr. Bernstein? Ja. Das hat sie für Sie hinterlassen. Sie ist abgereist.«
    Verwirrt riss Gordon den Umschlag auf. In ihm befand sich ein langer Brief, der die Themen ihres nächtlichen Gesprächs noch detaillierter wiederholte. Sie konnte nicht verstehen, wie ein Sohn, der früher so treu war, seiner Mutter so wehtun konnte. Sie war gekränkt. Was er tat, war moralisch falsch. Sich mit einem Mädchen einzulassen, das so verschieden war, und so zu leben – ein schrecklicher Fehler. Und das für solch ein Mädchen zu tun, ein Schtunk von einem Mädchen! Seine Mutter weinte, seine Mutter war erfüllt von Kummer über ihn. Aber seine Mutter wusste, was für ein Junge er war. So schnell würde er seine Meinung nicht ändern. Deshalb wollte

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