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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Penny? – ein sehr scharfsinniger Schreiber.«
    Gordon lächelte und fragte sich dabei, ob er sich ein lautes Lachen erlauben konnte. Doch bevor er etwas sagen konnte, murmelte Penny: »Wenn man bedenkt, dass Faulkner im Juli gestorben ist und Hemingway im letzten Jahr, dann gehört Roth wohl irgendwo zwischen die besten hundert amerikanischen Schriftsteller, aber …«
    »O nein, sie haben über die Vergangenheit geschrieben, Penny«, sagte Mrs. Bernstein unnachgiebig. »Sein neues Buch, Letting Go , ist voller …«
    An diesem Punkt lehnte Gordon sich zurück und ließ seine Gedanken treiben. Seine Mutter war wieder bei ihrer Theorie über den Aufstieg und die hervorragende Stellung jüdischer Literatur, und Penny reagierte so präzise, wie er es hätte voraussagen können. Die Theorien seiner Mutter verwirrten sich schnell, Gedanken und Fakten verwischten sich. In Penny hatte sie jedoch einen störrischen Opponenten, der nicht um des lieben Friedens willen einfach nachgab. Er spürte die zunehmende Spannung zwischen den beiden und konnte nichts tun, diese Entwicklung aufzuhalten. Es ging eigentlich gar nicht um Literaturtheorie, sondern um das Thema Schikse gegen Mutterliebe . Er beobachtete, wie das Gesicht seiner Mutter sich anspannte. Ihre Lachfalten, in Wirklichkeit durch verkniffenes Blinzeln erzeugt, wurden tiefer. Er hätte sich einmischen können, wusste aber, wie es dann weiterging: Seine Stimme würde, ohne dass er es bemerkte, immer höher werden, bis er schließlich weinerlich wie ein Junge spräche, der gerade die Bar Mizwa hinter sich hatte. Jedes Mal löste seine Mutter diese Reaktion in ihm aus. Diesmal würde er ihr nicht ins Messer laufen.
    Ihre Stimmen wurden lauter. Penny zitierte Bücher, Schriftsteller; seine Mutter tat sie ab, sie war überzeugt davon, einige Lehrgänge in der Abendschule hätten sie zu gewichtigerer Urteilskraft befähigt. Gordon beendete seine Mahlzeit, nippte an seinem Wein, blickte zur Decke und sagte schließlich: »Mutter, du musst müde sein. Die lange Reise und der Zeitunterschied …«
    Mitten im Satz brach Mrs. Bernstein ab und starrte ihn an, als wäre sie gerade aus der Trance erwacht. »Wir hatten doch nur eine Diskussion, mein Junge, du musst nicht nervös werden.« Sie lächelte. Penny gelang es, ihrem Gesicht einen Ausdruck von Müdigkeit zu geben. Mrs. Bernstein fingerte in ihrer Bienenkorbfrisur, einer Burg aus Haaren, die jeder Veränderung widerstand. Penny stand auf und räumte klappernd die Teller ab. Die drückende Stille zwischen ihnen wuchs. »Komm schon, Mom. Besser, du gehst.«
    »Spülen.« Sie begann das Besteck einzusammeln.
    »Penny macht das.«
    »Ach so.«
    Sie stand auf, strich ein paar unsichtbare Krümel von ihrem glänzend schwarzen Kleid und nahm ihre Tasche. Auf der Treppe wurde ihr Schritt schnell, klack, klack, als flüchtete sie vor einer nicht entschiedenen Schlacht. Sie nahmen eine Abkürzung durch einen schmalen Weg, in dem ihre Schritte widerhallten. Am nahen Ufer plätscherten die Wellen, unter den Straßenlampen trieben Nebelfetzen.
    »Nun, sie ist anders, nicht wahr?«, stellte Mrs. Bernstein fest.
    »Wieso?«
    »Nun ja.«
    »Aber nein.« Er wusste, sie hatte Recht.
    »Ihr seid …« Den Worten nicht trauend, machte sie ein Zeichen: Sie krümmte den Mittelfinger über den Zeigefinger, um ein verflochtenes Paar zu bilden. »… so miteinander, ja?«
    »Ist das anders?«
    »Wo wir leben, ja.«
    »Ich bin inzwischen älter.«
    »Du hättest es vorher sagen können, um deine Mutter zu warnen.«
    »Besser, du lernst sie erst einmal kennen.«
    »Du. Ein Wissenschaftler.«
    Sie seufzte. Ihre Tasche schwang hin und her, die Straßenlaternen streckten ihren Schatten. Er glaubte, sie habe sich darein ergeben.
    Aber nein: »Kennst du keine jüdischen Mädchen in Kalifornien?«
    »Aber Mutter!«
    »Ich spreche nicht davon, dass du Tanzunterricht nimmst oder so.« Sie blieb stehen. »Es ist ganz und gar dein Leben.«
    Er zuckte die Achseln. »Zum ersten Mal. Ich werde lernen.«
    »Was lernen? Ein Sonstwas zu sein?«
    »Ist es nicht ein wenig verräterisch, dass du dich gegen meine Freundinnen so feindselig verhältst? Man muss kein Analytiker sein, um das zu verstehen.«
    »Dein Onkel Herb würde sagen …«
    »Zum Teufel mit Onkel Herb, Geschaftlhuber-Philosophie.«
    »Was für eine Sprache! Wenn ich ihm sagen würde, wie du redest …«
    »Sag ihm, ich hätte Geld auf der Bank. Das versteht er.«
    »Deine Schwester, wenigstens sie ist

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