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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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»Anspruch«, argumentierte die Seniorenbewegung, und die Gesellschaft sollte gefälligst genug ausspucken. Die Alten beteiligten sich häufiger an Wahlen und hatten einen scharfen Blick für ihre eigenen Interessen. Sie hatten Macht. In Kalifornien war ein ergrauter Kopf ein Symbol für politischen Aktivismus geworden.
    »… wochenlang kommen sie nicht raus, seit sie die schicken Televideo-Systeme haben. Erspart ihnen das Einkaufen, zur Bank zu gehen oder irgendjemanden unter sechzig zu sehen. Sie machen alles elektronisch. Die Stadt stirbt daran. Das älteste Filmtheater in La Jolla, das Unicorn, hat letzten Monat geschlossen. Verdammt schade.«
    Peterson nickte mit gespieltem Interesse, während er weiter über die Änderungen seiner Pläne grübelte. Der Wagen kurvte in eine steile Auffahrt, als sich das Tor vor ihm öffnete. Sie fuhren bis zu einem langgestreckten, weißen Haus hinauf. Spanischer Verschnitt, klassifizierte Peterson es. Teuer, aber stillos. Kiefer stellte den Wagen in der Parkbucht ab, Peterson bemerkte Fahrräder und einen Kinderwagen. Mein Gott, Kinder! Wenn er beim Abendessen von einer Horde amerikanischer Bälger umgeben wäre …
    Seine Befürchtungen schienen Realität zu werden, als sie an der Tür von zwei Jungen erwartet wurden, die Kiefer entgegenstürzten und beide gleichzeitig redeten. Kiefer gelang es, sie so lange zum Schweigen zu bringen, um ihnen Peterson vorzustellen, dem sie sofort ihre Aufmerksamkeit widmeten. Der ältere Junge verzichtete auf alle einleitenden Floskeln und fragte direkt: »Sie sind ein Wissenschaftler wie mein Dad?« Der Jüngere fixierte ihn ohne zu blinzeln und trat dabei von einem Fuß auf den anderen – eine aufreizende Bewegung. Vermutlich war er der lautere und problematischere der beiden, überlegte Peterson. Den Typ des Älteren kannte er: ernst, beredt, verbohrt und beinahe unerschütterlich.
    »Nicht ganz«, begann er, wurde aber sofort unterbrochen.
    »Mein Dad studiert Kieselalgen im Ozean«, sagte der Junge. Peterson schien für ihn abgetan. »Das ist sehr wichtig. Ich werde auch Wissenschaftler, wenn ich groß bin, vielleicht Astronom, und David wird Astronaut, aber er ist erst fünf, eigentlich weiß er es also gar nicht. Möchten Sie das Modell des Sonnensystems sehen, das ich für unsere Arbeitsgruppe gemacht habe?«
    »Nein, nein, Bill«, schaltete Kiefer sich eilig ein. »Ich weiß, es ist sehr schön, aber Mr. Peterson möchte jetzt nicht damit behelligt werden. Wir werden einen Drink nehmen und über Erwachsenensachen sprechen.« Gefolgt von Peterson und den beiden Jungen ging er zum Wohnraum vor.
    »Ich kann auch über Erwachsenendinge reden«, sagte Bill empört.
    »Ja, ja, natürlich kannst du das. Ich meinte, wir sprechen über Dinge, die dich nicht interessieren. Was möchten Sie zu trinken? Whisky-Soda, Wein, Tequila …?«
    »Woher weißt du, dass sie mich nicht interessieren, ich interessiere mich für viele Dinge«, beharrte das Kind, bevor Peterson antworten konnte. Eine helle, feste Stimme aus einem anderen Zimmer rettete die Situation. »Jungs! Kommt bitte sofort her!« Ohne Widerspruch verschwanden sie beide. Peterson merkte sich die verbale Rückhand, mit der er den älteren Jungen hatte kontern wollen, für spätere Gelegenheiten.
    »Ich sehe, Sie haben Pernod. Könnte ich einen Pernod-Tequila haben, mit einem Spritzer Zitrone, bitte?«
    »Hui, was für eine Mixtur! Ist sie gut? Ich selbst trinke selten harte Sachen. Die Leber. Setzen Sie sich, wir haben bestimmt etwas Zitronensaft im Haus. Meine Frau wird wissen, wo. Hat dieser Drink einen Namen, oder haben Sie ihn selbst erfunden?« Kiefer verfiel wieder in sein sprunghaftes Verhalten.
    »Ich glaube, man nennt ihn einen Macho«, erwiderte Peterson. Er blickte sich in dem Zimmer um. Es war von schlichter Eleganz, bis auf einige orientalische Stücke völlig weiß. Rechts vom Kamin hing eine japanische Schriftrolle, in einer Nische stand ein Blumenarrangement. Gegenüber vom Kamin gaben vorhanglose Panoramafenster den Blick über Dächer und Baumwipfel auf den Pazifik frei. Neben den Lichtern, die überall an der Küste glitzerten, so weit Peterson sehen konnte, war der Ozean ein schwarzes Tuch. Peterson setzte sich ans Ende eines niedrigen weißen Sofas, sodass er sowohl das Zimmer als auch den Ozean sehen konnte. Trotz kleiner, unordentlicher Papierstapel hier und dort – offenbar Kiefers – strahlte der Raum eine gewisse Ruhe aus.
    »Ich hoffe, so ist es richtig.

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