Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
ein gut funktionierendes inneres Sicherheitssystem; statt mit Caltech Briefe auszutauschen, hatten sie alles fotografiert, was ihnen in die Hände geraten war. Peterson seufzte. Eine riskante Methode, aber schließlich nicht sein Problem.
Der einzig verständliche Teil der Akte war ein privater Brief, der vermutlich wegen einiger Schlüsselworte beigeheftet worden war.
Lieber Jeff
ich komme Ostern nicht runter, hier bei Caltech gibt’s einfach zu viel zu tun. Die letzten Wochen waren ausgesprochen spannend. Ich arbeite mit zwei anderen zusammen, und wir wollen unsere Berechnungen nicht abbrechen, nicht einmal für einen Urlaub in Baja. Tut mir wirklich Leid, weil ich mich darauf gefreut hatte, wieder mit euch beiden zusammen zu sein (wenn du weißt, was ich meine). Der stachlige Kaktus und die angenehm trockene Wärme werden mir fehlen. Tut mir Leid vielleicht das nächste Mal. Sag Linda bitte, ich werde sie in den nächsten Tagen anrufen, falls ich die Zeit dazu finde. Gibt es die Möglichkeit, dass einer von euch einen Tag (oder besser eine Nacht) hier rauf kommt?
Nachdem ich mein Versprechen breche, schulde ich dir wohl eine Erklärung. Ein Meeresbiologe wie du wird es nicht für so bedeutend halten – Kosmologie zählt vermutlich in der Welt der Enzyme und Titrierlösungen nicht viel -, aber für uns, die wir mit der Schwerkrafttheorie arbeiten, sieht es so aus, als stehe eine Revolution bevor. Oder vielleicht schon da ist.
Es hat mit einem Problem zu tun, das in der Astrophysik schon längere Zeit eine Rolle spielt. Wenn es im Universum eine bestimmte Menge Materie gibt, dann besitzt es eine geschlossene Geometrie – das heißt, es wird schließlich aufhören, sich auszudehnen, und beginnen, sich zusammenzuziehen, eine Folge der Schwerkraftanziehung. Schon seit einiger Zeit haben sich unsere Kollegen gefragt, ob es im Universum genügend Materie gibt, eine geschlossene Geometrie herzustellen. Bisher sind direkte Messungen der Materie in unserem Universum nicht beweiskräftig gewesen.
Wenn man nur die leuchtenden Sterne im Universum zählt, erhält man nur eine kleine Materiemenge, nicht genug, die Raumzeit zu isolieren. Aber es gibt zweifellos eine Menge unsichtbarer Masse; Staub, tote Sterne und Schwarze Löcher, beispielsweise.
Wir sind uns ziemlich sicher, dass die meisten Galaxien im Zentrum ein schwarzes Loch haben. Dort haben wir die fehlende Materie, um unser Universum zu isolieren. Neu an den jüngsten Daten ist, wie entfernte Galaxien zusammengedrängt sind. Die Masseansammlungen auf galaktischer Ebene belegen eine hohe Bandbreite der Materiedichte in unserem Universum. Wenn Galaxien irgendwo in unserem Universum zusammenrücken und ihre Dichte hoch genug wird, könnte sich ihre Raumzeit-Geometrie um sich selbst falten, ebenso wie unser Universum abgeschlossen werden könnte.
Wir haben nun genug Belege, um an Tommy Golds alte Ideen zu glauben – dass es tatsächlich Teile unseres Universums gibt, die genügend zusammengedrängte Galaxien besitzen, um ihre eigene geschlossene Geometrie zu bilden. Für uns würden sie nicht nach viel aussehen – kleine Bereiche, aus denen schwaches rotes Licht dringt. Das Rot stammt von der Materie, die immer noch in diese Masseklumpen fällt. Das Irre daran ist, dass diese örtlich begrenzten Unterschiede in der Dichte die Eigenschaften unabhängiger Universen annehmen. Die Zeit für die Entstehung eines abgetrennten Universums ist unabhängig von seiner Größe. Sie richten sich nach der Quadratwurzel von Gn, wobei G die Schwerkraftkonstante und n die Dichte des Bereichs ist, der sich zusammenzieht. Folglich ist sie von der Größe des Mini-Universums unabhängig. Ein kleines Universum wird sich ebenso schnell isolieren wie ein großes. Das bedeutet, alle Universen verschiedener Größe existieren eine gleiche Menge »Zeit«. (Zu definieren, was Zeit in diesem Problem ist, wird dich in den Suff treiben, wenn du kein Mathematiker bist – vielleicht auch dann, wenn du einer bist.)
Hier liegt der Clou darin, dass es innerhalb unseres Universums isolierte Universen geben kann. Es wäre tatsächlich ein außergewöhnlicher Zufall, wäre unser Universum das größte von allen. Vielleicht sind wir ein Sternenhaufen im Universum von jemand anders. Erinnerst du dich noch an die alte Zeichnung von dem kleinen Fisch, der von einem etwas größeren Fisch verschluckt wird, hinter dem ein noch größerer lauert, und so weiter ohne Ende? Wir könnten einer dieser Fische
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