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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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blickte er Gordon an. »Sondereinheit.«
    Gordon nickte stumm und ein wenig unbehaglich. Er war wegen des Studiums vom Wehrdienst befreit worden. »Wie ist es da drüben?«, fragte er lahm.
    »Beschissen.«
    »Was meinten die Militärs zu der Raketenstationierung auf Kuba?«, fragte Penny ernsthaft.
    »Für mich ist die Sache gelaufen.« Cliff nahm erneut einen tiefen Schluck.
    »Cliff hat es hinter sich«, erklärte Penny.
    »Richtig«, bestätigte Cliff. »Ab jetzt nur noch High Life. Bin nach El Toro geflogen. Ich wusste, Penny war irgendwo hier in der Gegend, also habe ich ihren alten Herrn angerufen und mir die Adresse geben lassen. Dann hab ich den Bus genommen.« Eine beiläufige Handbewegung, seine Stimmung wechselte. »Ich mein, ist alles klar, Junge. Ich bin nur ein alter Freund. Nichts Tolles. Richtig, Penny?«
    Sie nickte. »Cliff hat mich zum Abschlussball mitgenommen.«
    »O ja, und toll hat sie ausgesehen. Ein Abendkleid in Pink, und dann die heiße Fahrt in meinem Thunderbird.« Plötzlich begann er mit hoher, schwankender Stimme zu singen: »When I Waltz Again with You.« Ebenso plötzlich brach er ab und sagte: »O Mann, was für ein Schmalz. Teresa Brewer.«
    Gereizt sagte Gordon: »Ich habe das gehasst. Das ganze aufgeblasene Highschool-Getue.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Cliff nüchtern. »Sie kommen aus dem Osten, was?«
    »Ja.«
    »Marlon Brando, Die Faust im Nacken, und all so was, he? Oh, Mann, da drüben ist der reinste Saustall.«
    »So schlimm ist es nicht«, murmelte Gordon. Cliff hatte, ohne es zu wissen, einen wunden Punkt getroffen. Eine Zeit lang hatte Gordon, genau wie Brando, Tauben auf dem Dachboden gehalten; und Samstagabend war er hinaufgegangen und hatte mit ihnen geredet, wenn er keine Verabredung hatte – und das war ziemlich häufig der Fall gewesen. Nach einer Weile hatte er sich selbst davon überzeugt, dass Verabredungen am Samstagabend nicht der Mittelpunkt eines Teenagerlebens sein mussten, und einige Zeit später hatte er die Tauben abgeschafft. Sie waren ohnehin sehr schmutzig.
    Gordon entschuldigte sich und holte noch etwas Wein. Als er mit einem Glas für Penny zurückkam, schwelgten die beiden in Erinnerungen an die alten Zeiten. Ivy-League-Mode; frisierte Autos, die Ted Mack Variety Hour ; Soft-Eis; Ozzie and Harriet ; Father Knows Best ; Entenschwanzfrisuren; die Abschlussklasse, die nachts den Wasserturm anpinselte; Mädchen, die im Unterricht Kaugummiblasen produzierten und schon im ersten Jahr schwanger die Schule verließen; My Little Margie ; der beknackte Rektor; trägerlose Abendkleider, die mit Draht stabilisiert werden mussten, damit sie nicht rutschten; Hot Dogs; Ansteckklammern; Eloise, die ihren Pettycoat ruinierte, als sie bei der Party in den Pool fiel; Besuche in Bars, wo es dem Personal egal war, wie alt die Kunden waren; Mädchen mit so engen Röcken, dass sie seitlich in den Bus einsteigen mussten; das Feuer im Chemiesaal; Hosen ohne Gürtel und eine Vielzahl anderer Dinge, an denen Gordon keinen Gefallen gefunden hatte, als er sich in seine Bücher vergrub und sich aufs Columbia vorbereitete. Und jetzt sah er keinen Grund, in nostalgische Schwärmerei darüber zu verfallen. Penny und Cliff beurteilten es in der Erinnerung ebenfalls als dumm und sinnlos, aber mit einer fast zärtlichen, liebevollen Verachtung, die Gordon nicht aufbringen konnte.
    »Hört sich mehr nach einem Country-Club an.« Er gab seiner Stimme einen freundlichen Klang, aber Cliff bemerkte den missbilligenden Unterton.
    »Mann, wir hatten unseren Spaß. Bevor alles einstürzte.«
    »Ich finde, es ist alles in Ordnung.«
    »Ist es aber nicht. Geh mal rüber, bis zum Arsch im Schlamm, und dann weißt du Bescheid! Die Chinks graben uns das Wasser ab. Kuba kriegt alle Schlagzeilen, aber da drüben passiert’s.« Er trank sein Glas leer und füllte es nach.
    »Verstehe«, sagte Gordon eisig.
    »Cliff«, schaltete Penny sich aufgekratzt ein, »erzähl ihm mal von dem toten Kaninchen in Mrs. Hoskins Klasse. Gordon, Cliff hat …«
    »Sieh mal«, sagte Cliff langsam. Er blinzelte Gordon an, als sei er kurzsichtig, und fuhr mit dem Finger ziellos durch die Luft. »Du kapierst einfach nicht …«
    Das Telefon klingelte.
    Dankbar stand Gordon auf. Als er das Zimmer verließ, begann Cliff, Penny etwas zuzuflüstern.
    Er nahm den Hörer ans Ohr und erkannte die Stimme seiner Mutter. »Gordon, bist du’s?«
    »Ja.« Er blickte zum Wohnzimmer und senkte die Stimme. »Wo

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