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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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bist du?«
    »Zu Hause, 2nd Avenue. Wo sonst?«
    »Nun, ich dachte …«
    »Dass ich womöglich wieder in Kalifornien bin und dich besuchen will«, fragte seine Mutter mit aufreizender Scharfsinnigkeit.
    »Nein, nein.« Er verstummte für den Bruchteil einer Sekunde. Fast hätte er sie Mom genannt, aber mit Cliff in Hörweite wollte er das nicht. »Nein, daran dachte ich überhaupt nicht – du hast alles falsch verstanden.«
    »Ist sie bei dir?« Ihre Stimme zwitscherte dünn, als würde ihre Verbindung schlechter.
    »Sicher. Sicher ist sie hier. Was hast du erwartet?«
    »Wer weiß schon, was man heutzutage zu erwarten hat, mein Sohn.«
    Immer wenn sie ihn »Sohny« nannte, wusste er, dass eine Strafpredigt bevorstand.
    »Du hättest nicht so abreisen sollen. Ohne ein Wort.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Wieder wurde ihre Stimme schwächer. »Meine Kusine Hazel hat gesagt, das sei falsch gewesen.«
    »Wir hatten zu tun. Und wir haben überlegt, wo wir mit dir hinfahren können«, log er.
    »Ich war so …« Sie konnte das Wort nicht finden.
    »Wir hätten über … alles reden sollen.«
    »Das werden wir noch. Im Moment fühle ich mich nicht so gut, aber ich hoffe, ich kann bald wieder rüberkommen.«
    »Nicht so gut? Was meinst du damit, Mom, nicht so gut?«
    »Eine kleine Rippenfellentzündung, nichts Ernsthaftes. Ich habe für den Arzt und ein paar Untersuchungen Geld rausgeworfen. Jetzt ist alles bestens.«
    »Oh, gut. Pass auf dich auf!«
    »Es ist nicht schlimmer als deine Halsentzündung damals, weißt du noch? Ich kenne mich damit aus, Gordon. Deine Schwester war gestern zum Abendessen hier, und wir haben noch darüber gesprochen, wie …« Ihre Stimme hatte wieder den gewohnten Tonfall, während sie Ereignisse der letzten Woche erzählte, behutsam auf die reumütige Rückkehr der vagabundierenden Schwester anspielte und über Kohlsuppe, Kugel, Flanken und Zunge – mit der berühmten ungarischen Rosinensoße – sprach, alles für ein einziges Abendessen. Und danach das »Teejater«, zusammen hatten sie Osbornes Luther gesehen (»So viel Getue!«). Seinen Vater hatte sie nie dazu bewegt, für solche Sachen sein hartverdientes Geld auszugeben, aber jetzt rechtfertigte die Zurückgewinnung ihrer Kinder kleine Extravaganzen wie diese. Er lächelte, lauschte der Flut von Worten aus einem anderen, früheren Leben, das dreitausend Meilen entfernt war, und fragte sich, ob Philip Roth schon von Laos gehört hatte.
    Vor seinem geistigen Auge sah er sie am anderen Ende des langen Kupferkabels stehen, die Hand fest um den Telefonhörer geklammert, sodass die Knöchel weiß wurden. Als ihre Stimme weicher wurde, konnte er spüren, wie die Hand sich lockerte. Als er den schweren, schwarzen Hörer in die Gabel des Wandapparats einhängte, fühlte er sich gut. Erst in diesem Moment fiel ihm das Geräusch unterdrückten Schluchzens aus dem Wohnzimmer auf.
    Penny saß neben Cliff auf der Couch und hatte den Arm um ihn gelegt, während er in seine vors Gesicht gelegten Hände schluchzte. »Ich habe doch … Wir gingen durch das Reisfeld, verfolgten eine Bande Pathet Lao auf die Ebene der Krüge zu. Ich war bei dieser beschissenen Gruppe von’Nam-Soldaten, ich und Bernie – Bernie aus unserer Klasse, Penny – und … dieses MG eröffnete das Feuer direkt auf uns, und Bernies Kopf fuhr zurück … Er plumpste in den Schlamm, sein Helm fiel in seine Hände, er griff nach seinem Gesicht, und er fing an, etwas aus dem Helm rauszuholen, und dann fiel er zur Seite. Ich warf mich hinter ihm zu Boden, die Garbe ging direkt über uns. Ich bin zu ihm rübergekrochen, und das Wasser war ganz rosa, und da wusste ich, was los war. Ich schaute in den Helm, und was er da rausholen wollte, war ein Teil seines Schädels, das Haar klebte im Helm, die Salve muss ihm ins Gehirn gedrungen sein, nachdem sie seinen Kiefer zerschmettert hatte.« Cliff sprach jetzt deutlicher. Sein Wortschwall wurde nur von lauten Seufzern unterbrochen, während er sich mit den Händen heftig die Augenhöhlen rieb. Penny umarmte ihn tröstend und murmelte etwas. Seine Schultern tätschelnd, küsste sie ihn traurig auf die Wange. Mit einem plötzlichen schmerzlichen Schock erkannte Gordon, dass sie irgendwann in den rosigen Highschool-Tagen mit ihm geschlafen hatte. Zwischen ihnen bestand eine alte, vertraute Intimität.
    Cliff blickte auf und sah Gordon. Sein Körper versteifte sich ein wenig, dann schüttelte er den Kopf. »Es fing zu regnen an«, fuhr er mit

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