Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
klarer Stimme fort, als hätte er sich entschlossen, den Rest zu erzählen, ganz gleich, wer noch zuhörte. »Sie konnten uns keinen Hubschrauber schicken. Diese Arschlöcher von’Nam-Piloten fliegen nicht unter Feuer. Wir steckten in dem kleinen Bambushain fest, in den wir uns zurückgezogen hatten. Pathet Lao und Cong hatten uns in der Falle. Ich und Bernie waren Berater, Befehle sollten wir nicht geben. Sie hatten uns mit dem Trupp zusammengesteckt, weil keiner annahm, dass wir Feindberührung kriegten. Alle dachten, in der Regenzeit würden sie sich zurückziehen.«
    Er hob den Brookside-Krug und goss sich noch ein Glas ein. Penny saß neben ihm, die Hände sittsam im Schoß gefaltet, Tränenglanz in den Augen. Gordon wurde sich bewusst, dass er starr zwischen Küche und Wohnraum stand, und nahm wieder in dem Schaukelstuhl Platz.
    Cliff trank das Glas halb leer, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und seufzte. Sein Gefühlsausbruch verebbte. Als er fortfuhr, schienen die Worte, die über seine Lippen kamen, die kleinen Tropfen der Empfindung wegzutrocknen. »Der’Nam-Zugführer drehte durch. Wusste nicht weiter, wollte nachts raus. Über den Reisfeldern breitete sich Nebel aus. Er wollte, dass ich mit zehn’Nams auf Erkundung ging. Ich also raus, die kleinen Burschen hatten den Arsch auf Grundeis und schleppten die M-1. Keine hundert Meter, und der Mann an der Spitze rammt sich einen Dorn durch den Stiefel. Er fängt zu schreien an, das MG-Feuer geht wieder los, wir zurück in den Bambus.«
    Cliff lehnte sich zurück, legte wie absichtslos den Arm um Penny und fixierte den Brookside-Krug. »Der Regen lässt einem Pilze in den Socken wachsen. Die Füße werden ganz weiß. Ich versuchte damit zu schlafen, die Füße so kalt, dass man glaubt, sie wären weg. Und als ich aufwachte, hatte ich einen Blutegel auf der Zunge.« Einen Moment verstummte er. Pennys Mund öffnete sich, aber sie sagte nichts. Gordon merkte, dass er heftig schaukelte, und zwang sich zu einem langsameren Rhythmus.
    »Zuerst dachte ich, es wäre ein Blatt oder so. Kriegte es nicht los. Einer der’Nams brachte mich zu Boden – ich war schreiend rumgerannt. Das Arschloch von Zugführer dachte, wir wären infiltriert. Der’Nam schmiert mir Stiefelfett auf die Zunge, und ich lieg da im Schlamm, und er holt mir den Egel aus dem Mund; ein kleines pelziges Ding. Den ganzen nächsten Tag habe ich noch den Stiefelfettgeschmack im Mund, schrecklich. Mittags treibt ein Hilfsbataillon die Congs zurück.« Er blickte Gordon an. »Erst als wir wieder im Stützpunkt waren, habe ich wieder an Bernie gedacht.«
     
    Cliff blieb bis spät in die Nacht. Je mehr er von dem süßen Wein trank, desto schwärmerischer wurden seine Geschichten über seine Beratertätigkeit bei der vietnamesischen Armee. Penny saß mit angezogenen Beinen auf der Couch, ihr Arm lag auf der Rückenlehne und unterstützte ihr gelegentliches Kopfnicken, das von einem entrückten Blick begleitet wurde.
    Gordon stellte kurze Zwischenfragen und steuerte ab und zu ein Kopfnicken oder beifälliges Murmeln bei; er hörte nicht sonderlich aufmerksam zu, sondern betrachtete Penny.
    Als er aufbrach, schien Cliff plötzlich von Fröhlichkeit besessen; der Wein machte ihn schwanken, Schweißtropfen standen auf seinem Gesicht. Er trat auf Gordon zu, zwinkerte verschmitzt, hob einen Finger und verkündete: »Werft den Gefangenen ins tiefste Verlies«, sagte er herablassend.
    Gordon runzelte die Stirn. Offenbar hatte der Wein das Hirn des Mannes angegriffen.
    »Das ist ein Tom Swiftie«, erklärte Penny.
    »Ein was?«, krächzte Gordon gereizt. Cliff nickte wissend.
    »Ein nun, ein Scherz, ein Wortspiel«, erwiderte sie. Mit Blicken beschwor sie Gordon, mitzumachen und dem Abend einen versöhnlichen Ausklang zu geben. »Du musst das Zitat übertreffen.«
    »Hm …« Gordon fühlte sich unbehaglich heiß. »Ich kann nicht …«
    »Ich bin dran.« Penny tätschelte Cliffs Schulter, als wollte sie ihn besänftigen. »Wie wär’s mit: ›Über Frauen habe ich in Paris einiges gelernt‹, sagte Tom lässig?«
    Cliff lachte bellend, gab ihr einen gutmütigen Klaps auf den Hintern und schwankte zur Tür. »Den Wein kannst du behalten, Gordie«, sagte er. Penny begleitete ihn nach draußen. Gordon lehnte sich an den Türrahmen. Im bleichgelben Licht der Außenlampe sah er, wie sie ihm einen Abschiedskuss gab. Cliff grinste und war fort.
     
    Er warf den Brookside-Krug in den Müll und spülte die

Weitere Kostenlose Bücher