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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Oktobermorgen, und er schäumte vor Begierde, sein neues Leben zu beginnen, auf das er sich so lange gefreut hatte, das Ziel langer Studentenjahre. Er hatte gewusst, er war brillant; hier, unter intellektuell Gleichwertigen, würde er endlich seinen rechten Platz finden. Er war am Vorabend mit dem Zug aus York gekommen, und jetzt wollte er in die Morgensonne hinaustreten und alles in sich aufnehmen.
    Zwei von ihnen kamen ihm auf dem Gang entgegengeschlendert. Sie trugen ihre kurzen akademischen Gewänder wie Höflingsroben, und sie gingen, als gehörte ihnen das Gebäude. Während sie sich ihm näherten, unterhielten sie sich laut, und sie musterten ihn, als sei er ein Ire. Als sie an ihm vorbeigingen, sagte der eine gedehnt: »Mein Gott, schon wieder so ein Bauernlümmel mit Stipendium!« Das hatte die Atmosphäre seiner Jahre in Oxford bestimmt. Natürlich hatte er summa cum laude abgeschlossen, und inzwischen hatte er sich in der Physik einen Namen gemacht. Aber er hatte immer das Gefühl gehabt, dass sie selbst dann, wenn sie ihre Zeit vergeudeten, ihr Leben mehr genossen, als er je können würde.
    Die Erinnerung daran schmerzte ihn, als er Peterson auf sich zukommen sah. Nach so langer Zeit konnte er sich nicht mehr an die Gesichter der beiden studentischen Snobs erinnern, und wahrscheinlich bestand keinerlei physische Ähnlichkeit, aber dieser Mann demonstrierte die gleiche geschmeidige, arrogante Selbstsicherheit. Er bemerkte auch, wie Peterson gekleidet war, und er verabscheute es, die Art der Kleidung eines anderen Mannes zu bemerken. Peterson war hochgewachsen, schlank und dunkelhaarig. Aus einiger Entfernung vermittelte er den Eindruck eines jungen, athletischen Stutzers. Er ging leichtfüßig. Nicht wie ein Rugbyspieler, der Renfrew in jungen Jahren gewesen war, sondern wie ein Tennisoder Polospieler oder vielleicht sogar ein Speerwerfer. Aus der Nähe besehen, sah er aus wie Anfang vierzig und war zweifellos ein Mann, der es gewohnt war, Macht auszuüben. Er war auf eine sehr strenge Art gut aussehend. Sein Gesichtsausdruck zeigte keine Verachtung, aber Renfrew dachte bitter, dass er es als Erwachsener wahrscheinlich gelernt hatte, sie zu verbergen. Reiß dich zusammen, John, ermahnte er sich stumm. Du bist der Experte, nicht er. Und lächle!
    »Guten Morgen, Dr. Renfrew.« Die samtglatte Stimme entsprach genau seiner Erwartung.
    »Guten Morgen, Mr. Peterson«, murmelte er und streckte eine große, klobige Hand aus. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.« Verdammt, wieso hatte er das gesagt? Es hätte fast die Stimme seines Vaters sein können. »Ich freue mich wirklich, Sie kennen zu lernen.« Er wurde paranoid. In Petersons Gesicht war nichts, das etwas anderes als ernsthaftes Interesse an seiner Arbeit offenbarte.
    »Ist das das Experiment?« Peterson blickte sich mit sachlichem Ausdruck um.
    »Ja. Wollen Sie es als Erstes sehen?«
    »Bitte.«
    Sie gingen an einigen alten grauen Schränken englischer Herstellung vorbei und dann an einigen neueren Geräten, die in hellen Fächern von Tektronics, Physics International und anderen amerikanischen Firmen untergebracht waren. Diese grellroten und gelben Einheiten stammten aus dem kargen Zuschuss des Weltrats. Renfrew führte Peterson zu einer komplizierten Apparatur zwischen den Polen eines großen Magnets.
    »Eine superleitende Anordnung, natürlich. Wir brauchen die hohe Feldstärke, um während der Übertragung eine gestochen scharfe Kurve zu bekommen.«
    Peterson betrachtete das Labyrinth aus Drähten und Messgeräten. Über ihnen türmten sich in Regalschränken elektronische Geräte. Er zeigte auf ein bestimmtes und fragte nach dessen Funktion.
    »Oh, ich hätte nicht gedacht, dass Sie so viel über die technische Seite wissen wollen«, sagte Renfrew.
    »Versuchen Sie’s!«
    »Nun, hier haben wir eine große Indiumantimonid-Probe, sehen Sie …« Renfrew zeigte auf das verkleidete Gehäuse zwischen den Magnetpolen. »Wir beschießen sie mit hochenergetischen Ionen. Wenn die Ionen auf das Indium auftreffen, geben sie Tachyonen ab. Es ist eine komplexe, sehr empfindliche Ionenkernreaktion.« Er blickte Peterson an. »Tachyonen sind Teilchen, die schneller als Licht sind, wissen Sie. Auf der anderen Seite« – er zeigte hinter die Magneten und führte Peterson zu einem langen blauen zylindrischen Tank, der zehn Meter von den Magneten entfernt aufragte – »ziehen wir die Tachyonen heraus und bündeln sie zu einem Strahl. Energie und Spin sind bei ihnen

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