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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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es klingt komisch, aber…« Das Summen unter den Zuhörern hörte nicht auf. Er hustete und fand anscheinend nicht die dröhnende Selbstsicherheit, die Lakin gezeigt hatte. Der Lärm wurde lauter.
    »Ähm, Gordon…« Überrascht bemerkte er, daß der Abteilungsdirektor neben ihm stand. Professor Glyer hob die Hand, das Murmeln erstarb. »Wir haben die festgesetzte Zeit bereits überschritten, und hier findet gleich eine andere Vorlesung statt. Weitere… äh… weitere Fragen können bei einer Tasse Kaffee gestellt werden, die oben im Foyer serviert wird.« Es folgte ein gedämpfter ritueller Applaus. Aber er ging in einem Stimmengewirr unter, als die Menge den Hörsaal verließ. Jemand ging an Gordon vorbei und sagte zu seinem Begleiter: »Tja, vielleicht glaubt Cronkite es, aber…« Der andere lachte. Gordon stand mit dem Rücken zur Tafel und sah, wie der Raum sich leerte. Niemand kam, um eine Frage zu stellen. Um Lakin bildete sich ein Menschenknäuel. Dyson tauchte neben Gordon auf. »Tut mir leid, daß es so aufgenommen wurde«, sagte er. »Ich hatte es nicht als…«
    »Ich weiß«, murmelte Gordon. »Ich weiß.«
    »Es erscheint nur so verflixt unwahrscheinlich…«
    »Schriffer meint…«, begann Gordon, entschied dann aber das Thema nicht zu verfolgen. »Was hielten Sie von dem Rest der Botschaft?«
    »Offen gesagt, ich glaube nicht, daß es eine Botschaft gibt. Es ergibt keinen Sinn.«
    Gordon nickte.
    »Ja, und die Presseberichte haben Ihnen ganz und gar nicht geholfen, das wissen Sie.«
    Gordon nickte.
    »Tja, trinken wir mal einen Kaffee.« Dyson verabschiedete sich mit einem linkischen Kopfnicken und ging mit der Menge hinaus. Das Kolloquium hatte sich zu Kaffee und Keksen verlagert. Gordon spürte, wie ihn die Anspannung verließ und von der vertrauten Benommenheit am Ende eines Tages ersetzt wurde. Als er seine Schaubilder einsammelte, zitterten seine Hände. Ich sollte mehr trainieren, dachte er. Ich bin außer Form. Abrupt beschloß er, die Kaffeestunde zu meiden. Zum Teufel mit ihnen. Zum Teufel mit dem ganzen verdammten Haufen!

 
– 19 –
29. Mai 1963
     
     
    Der Empfangschef im »Top of the Cove« fragte: »Dinner, Sir, s’il vous plaît?«
    »Ja.«
    Er führte sie zu einem Platz, von dem aus man einen bestechenden Blick auf La Jolla Cove hatte. In gischtigem Schaum brachen sich die Wellen unter den Scheinwerfern. »Iest diese Tisch okee?« Gordon nickte, während Penny ihre Augen verdrehte. Nachdem der Mann die riesigen Speisenkarten gebracht hatte und wieder gegangen war, sagte sie: »Das Theater mit dem Akzent sollten sie weglassen.«
    »Was iest, Madame? Mögen Sie nicht ochgestochen Sprack?« sagte Gordon.
    »Mein Französisch ist ja nicht sehr toll, aber…« Sie verstummte, als der Kellner kam. Gordon wählte aus der umfangreichen Karte einen Wein, den er kannte. Als er sich umblickte, sah er die Carroways ein Stück entfernt sitzen. Sie schienen sich gut zu amüsieren. Er wies Penny darauf hin, und pflichtgemäß nahm sie die Begegnung in ihrer Liste auf. Sie gingen allerdings nicht hinüber. Das Kolloquium lag fünf Tage zurück, aber Gordon fühlte sich in der Abteilung zur Zeit unwohl. Heute im »Top of the Cove« zu schlemmen, war Pennys Idee gewesen, um ihn aus seiner verdrossenen Stimmung zu holen.
    Etwas stieß an seinen Ellbogen. »Iech öffnen sie jetzt«, sagte der Kellner und beschäftigte sich mit der Flasche. »Ärr muß atmän.«
    »Was?« fragte Gordon überrascht.
    »Atmän. Luft olen!«
    »Ach ja, sicher.« Der Kellner dankte ihm mit einem leicht herablassenden Lächeln.
    Als er gegangen war, sagte Gordon: »Wenigstens sein Lächeln ist perfekt. Sind alle Spitzenrestaurants hier so?«
    Penny zuckte die Achseln. »Wir besitzen nicht die Kultur der Alten Welt wie New York. Aber wir wurden auf dem Weg auch nicht von Straßenräubern überfallen.«
    Normalerweise hätte er die spitzfindige Anspielung auf New York überhört, aber diesmal entgegnete er: »Krechts nicht von Sachen, die du nicht verstehst.« Ohne darüber nachzudenken, redete er plötzlich über die Zeit, nachdem er die Wohnung seiner Eltern verlassen hatte und in einem engen Apartment wohnte, eisern büffelte und zum erstenmal wirklich die Stadt spürte, sie einatmete. Seine Mutter hatte Onkel Herb beauftragt, ab und zu nach ihm zu schauen, da er schließlich ganz in der Nähe lebte. Onkel Herb war ein hagerer, angespannter Mann, der stets große Geschäfte in der Textilindustrie machte. Der Physik

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