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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Dyson unmittelbar vorher über einige spekulative Ideen sprach, mochte das einige der zu erwartenden Reaktionen auf Gordon ablenken.
    Dyson war unterhaltsam und humorvoll, bewegte sich wie in leichter Trance mit sanften Bewegungen vor der Tafel, überlegte sich seine Worte genau und brachte jeden Satz auf einen präzisen Punkt. Eingangs hatte Gordon Fehler korrigiert, als er als »Doktor« vorgestellt wurde. Dyson hatte seine Promotion nie abgeschlossen und schien nun ein wenig stolz darauf zu sein – der Stolz des Briten, zumindest im formellen Sinne ein Amateur zu sein. Aber Dysons Kolloquium war alles andere als amateurhaft. Die präzisen Schaubilder, zum Teil in Farbe, glänzten durch klare Grafiken. Sie hatten einen professionellen letzten Schliff, der für Gordon die angenehmen Zutaten des Wohlstands unterstrich; in seinen ersten Columbia-Jahren waren ungelenke Skizzen und handbeschriebene Dias die Norm.
    Dyson beschrieb seine Arbeitsjahre beim Orion-Projekt und einen Plan, gewaltige Raumschiffe durch Atomexplosionen in den Himmel zu jagen. Die Explosionsenergie sollte eine »Schubplatte« treffen, die sie durch Stoßdämpfervorrichtungen an das Schiff weitergeben sollte. Auf den ersten Blick schien die Idee aus dem Fundus eines Filmregisseurs zu stammen, aber mit Dysons Erläuterungen wurde sie plausibel. Die einzige Methode, schwere Lasten um das Sonnensystem zu bewegen, war ein Atomantrieb. Im Grunde war Orion simpel und nutzte eine Fähigkeit, die wir ohnehin schon unter Beweis gestellt hatten: die Produktion wirkungsvoller Bomben. Warum sollte das destruktive Vermögen des Menschen nicht für etwas Nutzbringendes eingesetzt werden? Dyson hielt es nicht nur für möglich, durch energische Anstrengungen den Menschen bis 1970 auf den Mond zu bringen – Kennedys Ziel –, sondern sogar bis zum Mars. Die Grundlagen waren in Experimenten im kleinen Maßstab getestet worden, und sie funktionierten. Das Problem war natürlich der erste Schritt: das Raumfahrzeug auf einer Folge atomarer Explosionen von der Erdoberfläche abheben zu lassen.
    »Werden Sie uns nicht mit radioaktivem Abfall überschütten?« rief eine Stimme aus dem Hintergrund des Hörsaals.
    Dyson schürzte die Lippen. Er war ein stämmiger Mann, und seine scharfen Züge schienen das Problem wie einen Schmetterling aufzuspießen. »Weit weniger als die Atomtests in der Atmosphäre, die wir und die Sowjetunion zur Zeit durchführen. Wir kalkulieren, daß Orion nicht mehr als ein Prozent der Strahlung hinzufügt, die die Politik…« – er betonte das Wort sorgsam – »… uns bereits vorsetzt.«
    An diesem Punkt wurde Dyson nachdenklich, als könnte er spüren, wie Orion ihm entglitt. Die Zeitungen berichteten täglich über den Atomteststop befürwortende Stimmen; in Washington gingen Gerüchte um, der Vertrag würde innerhalb eines Monats unterzeichnet. Stimmte das, würde Orions geringe Dosis an Radioaktivität für unzulässig erklärt. Gegen Ende der Stunde, nach Gleichungen und Grafiken, blieb ein bittersüßer Nachgeschmack. Die Geschichte würde an Orion vorbeigehen. Eines Tages mochte das Raumfahrzeug über der irdischen Atmosphäre fliegen, sobald der Mensch einen Weg fand, mit chemischen Raketen in den Orbit zu gehen. Aber selbst dann würde viel von dem Abfall schließlich doch seinen Weg in die Luft finden. Vielleicht gab es keine völlig risikolose Methode, unsere Begabung für die Herstellung von Bomben zum Guten zu nutzen. Vielleicht gab es keine Abkürzungen zu den Planeten.
    Der Applaus nach Dysons ernsten Schlußworten hielt lange an. Zögernd verbeugte er sich, lächelnd und mit traurigen Augen.
     
    Gordon hielt das letzte Kolloquium des Jahres. Der Hörsaal war voller als eine Woche vorher bei Dyson – und lauter. Gordon begann mit Details des Experiments, der Geschichte des Felds und Schaubildern normaler Resonanzlinien. Er hatte alle konventionellen Daten Goopers zusammengestellt und zeigte auf, wie sie die traditionelle Theorie stützten. Es war eine befriedigende, aber relativ langweilige Diskussion. Gordon hatte sich überlegt, es dabei zu belassen – keine Hinweise auf die Botschaften, kein Risiko. Aber plötzlich veranlaßte ihn etwas, die Dia-Serie abzubrechen. Leise sagte er: »Allerdings gibt es in den Störungen, die wir bei unseren Experimenten feststellten, einige ungewöhnliche Erscheinungen.« Und schon hatte es ihn gepackt. Er beschrieb die Unterbrechungen von Coopers Resonanzkurven, ihre Vermutung, daß

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