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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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verhängnisvolle Wissenslücken verriet. Beide Antworten waren zu einfach, schloß Gordon.
    Inzwischen hatte Lakin Cooper in die Enge getrieben. Lakin forderte ihn auf, ein klares Bild des theoretischen Modells zu zeichnen und die zugrunde liegenden Voraussetzungen zu beschreiben. Dann nahm Lakin Coopers Erklärung auseinander. Seine Aussagen seien vage, seine Ableitungen unsauber. Er habe zwei wesentliche Effekte vernachlässigt. Gordon verhielt sich ganz still, er wollte nicht unterbrechen, weil er sich an die Hoffnung klammerte, Cooper würde sich nach diesem schnellen Sturm von selbst wieder fangen und richtig antworten.
    Doch seine Hoffnung schwand. Gordon erinnerte sich an einen Kommentar, den Lakin vor einigen Jahren zu einer Dissertation geschrieben hatte: »Junger Mann, vieles in dieser Arbeit ist originell, und vieles ist korrekt. Leider ist das, was korrekt ist, nicht originell, und das, was originell ist, nicht korrekt.«
    Carroway schaltete sich mit einigen eindringlichen Fragen ein. Cooper schien weiterzukommen, begann dann jedoch wieder, auf Zeit zu spielen. Aber in einer zweistündigen Prüfung gibt es mehr als genug Zeit, Schwächen aufzudecken. Carroway hörte Coopers stockenden Antworten zu; seine Augen waren noch immer halb geschlossen, aber jetzt war er völlig wachsam, und auf seinem Gesicht machte sich Ärger breit. Gates starrte zu Cooper. Er konnte offenbar nicht verstehen, wie ein Student, der eben noch so scharfsinnig erschienen war, in solche Schwierigkeiten geraten konnte. Als Cooper sich umwandte, um eine plötzliche Zwischenfrage Lakins zu beantworten, schüttelte Gates den Kopf.
    Gordon entschloß sich einzugreifen. Es war nie von Vorteil, den eigenen Studenten im Rigorosum zu sehr zu verteidigen, vor allem, weil man damit selbst zugab, daß der Student Schwächen zeigte. Gordon ergriff das Wort und unterbrach den Fluß von Carroways bohrenden Fragen. Er wies darauf hin, daß der Ausschuß in der noch verbleibenden Zeit den Aufbau und die Details des Cooper-Experiments betrachten müsse, ein Thema, das bisher noch gar nicht angeschnitten worden war. Das funktionierte. Gates nickte, Cooper, der mit dem Rücken dicht an der Tafel gestanden hatte, nickte mit erkennbarer Erleichterung. Raschelnd wurden Papiere durchgeblättert, die Prüfer rutschten auf den unbequemen Stühlen hin und her: Die Stimmung hatte sich gewandelt. Cooper konnte einigen Schaden wiedergutmachen.
    Fünf Minuten lang ging alles glatt. Cooper erklärte den Aufbau des Experiments, ging auf Einzelheiten der Ausstattung ein. Dann ließ er Beispiele seiner ersten Ergebnisse herumreichen.
    Lakin widmete diesen Papieren kaum einen Blick. Statt dessen legte er ihnen einige eigene Seiten bei und gab sie an Cooper zurück. »Ich kann mich hier nicht nur mit den leicht verständlichen Ergebnissen befassen, Mr. Cooper. Ich bin sicher, sie werden den Ausschuß nicht überraschen. Was ich wissen möchte ist, ob sie korrekt sind.«
    »Bitte?« fragte Cooper leise.
    »Wir wissen alle, daß es… merkwürdige… Erscheinungen in Ihrer Arbeit gibt.«
    »Äh, ich…«
    »Könnten Sie uns diese Dinge erklären?«
    Lakin wies auf seine Papiere, die offen auf dem Tisch lagen. Sie zeigten die plötzlichen Unterbrechungen der gleichmäßigen Resonanzkurven. Gordon blickte ihn mit sinkender Hoffnung an.
    Der Rest der Prüfung schien sehr schnell zu vergehen. Cooper verlor eine gewisse ruhige Distanz, die er während der vorherigen Befragung erfolgreich aufrechterhalten hatte. Er erklärte den Effekt der spontanen Resonanzen in stockenden Sätzen. Erklärungen, die er kannte, gingen ihm glatt über die Zunge, doch dann wich er vor den darin enthaltenen Implikationen zurück. Er versuchte, die Frage zu umgehen, durch was der Effekt ausgelöst wurde. Carroway, jetzt sichtlich interessiert, brachte ihn wieder darauf zurück. Gordons Einwürfe konnten die Flut nicht aufhalten. Gates sekundierte Carroways skeptischen Fragen, so daß Cooper sich von Lakin zu Carroway und dann zu Gates drehte und auf immer neue Einwände traf. »Dieses Problem ist das Herzstück der Arbeit«, sagte Lakin, und die anderen nickten. »Es muß geklärt werden. Nur Mr. Cooper kennt die volle Wahrheit dieser Materie.« Jeder in dem Raum wußte, daß sie über die Botschaften, über Gordon und Saul Schriffer sprachen und nicht nur über den Aufbau von Coopers Elektronik. Aber diese Prüfung gab der Fakultät Gelegenheit, ihr berufliches Urteil über das Problem abzugeben,

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