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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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und der Kampf mußte auf diesem Feld ausgetragen werden.
    Gordon schaltete sich erst recht spät wieder ein. »Das ist alles ganz richtig, aber sind wir noch beim Thema? Sie haben die Daten gesehen…«
    »Natürlich«, unterbrach Lakin ihn, »aber sind sie richtig?«
    »Ich gebe zu bedenken, daß diese Fragen hier nicht zur Debatte stehen. Das hier ist eine Kandidatenprüfung. Wir urteilen über die Brauchbarkeit eines Themas – nicht über das letztendliche Ergebnis.«
    Gates nickte. Zu Gordons Überraschung folgte Carroway diesem Beispiel. Lakin blieb stumm. Als wäre diese Frage damit erledigt, stellte Gates eine harmlose Frage über die Anordnung des Experiments. Die Prüfung ging allmählich ihrem Ende zu. Carroway war in seinen Stuhl zurückgesackt, in sich selbst versunken. Sein Interesse war wie weggewischt. Einen Moment überlegte Gordon, was die Steuerzahler von ihrem halbwachen öffentlichen Bediensteten halten würden, doch dann erinnerte er sich daran, daß Carroway den normalen Arbeitstag der theoretischen Physiker hatte. Er traf mittags ein und nahm die erste Mahlzeit als Ersatz fürs Frühstück. Seminare und Gespräche mit Studenten hielten ihn bis in den Abend fest. Dann war er bereit, seine Berechnungen zu beginnen – das hieß, die eigentliche Arbeit. Die Prüfung am frühen Nachmittag war für ihn so etwas wie Morgengymnastik.
    Gordons eigentliche Arbeit begann, als Cooper den Raum verließ. In diesem Moment hörte der Doktorvater sorgfältig den Anmerkungen und Kritiken seiner Kollegen zu, vorgeblich dazu gedacht, die künftige Richtung der Forschung des Kandidaten zu lenken. Ein subtiler Kleinkrieg.
    Lakin begann mit Zweifeln daran, daß Cooper das Problem begriff. Gewiß, gab Gordon zu, in der umfassenden Theorie war Cooper schwach. Aber experimentelle Studenten waren traditionell mehr mit ihrer detaillierten Laborarbeit befaßt -»sie streicheln ihre Geräte«, nannte Gordon es, um die dringend benötigte Heiterkeit zu provozieren – als mit den Feinheiten der Theorie. Gates akzeptierte das, Carroway runzelte die Stirn.
    Achselzuckend nahm Lakin das als ein Unentschieden hin.
    Er hielt sich zurück, während Carroway und dann auch Gates einige Befürchtungen über Coopers gelegentlich recht nachlässige Arbeit bei grundlegenden physikalischen Problemen äußerten – die beiden Elektronen in einer Schachtel, zum Beispiel. Gordon stimmte zu. Er betonte jedoch, daß die Physikabteilung die Studenten nur zu den wesentlichen Kursen verpflichten konnte und dann darauf hoffen mußte, daß sie ihr Wissen vertieften. Die Qualifikationsprüfung der Abteilung hatte Cooper bereits bestanden – drei Tage schriftlicher Problemstellungen, gefolgt von einer zweistündigen mündlichen Prüfung. Die Tatsache, daß Cooper noch nicht in allen Punkten sattelfest war, war natürlich bedauerlich. Aber was könnte dieser Prüfungsausschuß tun? Gordon versprach, Cooper mit allen Mitteln dazu zu bringen, seine Mängel in diesen Bereichen auszugleichen. Der Ausschuß akzeptierte diese Aussage, eher eine Standardantwort, mit Kopfnicken.
    So weit hatte Gordon sich auf relativ sicherem Wissen bewegt. Jetzt klopfte Lakin mit seinem Stift nachdenklich auf den Tisch, Tick, und nahm Coopers Daten langsam, fast gemächlich noch einmal in Augenschein. Die Nagelprobe eines Experimentators, sagte er, sind seine Daten. Die Crux in Coopers Arbeit war der Effekt der spontanen Resonanz. Und genau das war der umstrittene Punkt. »Die Dissertation ist eine Erörterung, vergessen wir das nicht, und kein Stapel Papier«, sagte Lakin ganz gespannt.
    Gordon konterte so gut wie möglich. Das Phänomen der spontanen Resonanzen war wichtig, gewiß, aber Cooper hatte nicht vorrangig damit zu tun. Sein Thema war viel konventioneller. Der Ausschuß sollte die spontanen Resonanzen als eine Art Schicht betrachten, die gelegentlich die konventionelleren Daten, die Cooper zu erhalten versuchte, überlagerte.
    Lakin konterte ernsthaft. Er brachte den Aufsatz in Physical Review Letters zur Sprache, unter dem die Namen Lakin, Bernstein und Cooper standen. Die Dissertation müßte ihn erwähnen. »Und das heißt natürlich…« – ein bekümmerter, müder Blick traf Gordon – »…daß wir das Gesamtproblem der… Interpretation ansprechen müssen, die sich auf diese… Unterbrechungen der Resonanzkurven bezieht.«
    »Nicht einverstanden«, widersprach Gordon barsch.
    »Der Ausschuß muß alle Fakten in Betracht ziehen«, sagte Lakin

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