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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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mußte beinahe lachen.
    Das Stühlescharren und Papiergeraschel ließen ihn aufschrecken. Noch immer benommen von dem Ergebnis, verabschiedete er jeden der Männer mit einigen gemurmelten Worten. Lakin schüttelte ihm sogar die Hand und sagte, bevor er hinausging, heiter: »Wir müssen das einfach in Ordnung bringen, wissen Sie.« Während Gordon Lakin mit Blicken verfolgte, erkannte er, daß es sich für den anderen Mann um einen bedauerlichen Zwischenfall handelte, bei dem ein jüngeres Fakultätsmitglied beteiligt war, das sich tangential entfernt hatte. Die behutsamen Überredungsmethoden hatte Lakin aufgegeben. Er konnte nicht mehr zu Gordon kommen und ihn bedrängen, seine Meinung aufzugeben. Solche Gespräche führten zu nichts – hatten zu nichts geführt. Ihre Persönlichkeiten paßten nicht zueinander, und das war vielleicht am Ende der wichtigste Faktor in der Forschung. Crick und Watson waren mit Rosalind Franklin nicht zurechtgekommen, und das hatte ihre Zusammenarbeit beim Problem der DNS-Spirale verhindert. Gemeinsam hätten sie es vielleicht früher lösen können. Die Wissenschaft litt unter einem Überfluß an heftigen Konflikten, von denen viele den Fortschritt hemmten. Große Gelegenheiten waren verpaßt worden – hätte Oppenheimer Einsteins zunehmende Isolation durchbrochen, wären sie zu zweit möglicherweise über Oppenheimers Arbeit über Neuronensterne hinausgegangen, um das gesamte Relativitätsproblem zusammengebrochener Materie zu beleuchten. Aber es war nicht dazu gekommen; zum Teil, weil Einstein anderen nicht mehr zuhörte, sich mit seinen trägen Träumen von einer vollständigen einheitlichen Feldtheorie isolierte…
    Gordon merkte, daß er allein in dem Raum saß. Cooper wartete unten auf das Ergebnis. Es bereitete Freude, Menschen zu unterrichten, aber Gordon fragte sich plötzlich, ob sie die schlimmen Momente aufwog. Drei Viertel seiner Zeit widmete man sich den schwächsten Studenten, die wirklich guten bereiteten einem keine Probleme. Jetzt mußte er hinuntergehen und Cooper informieren.
    Er sammelte seine Unterlagen zusammen und ging. Durch die Flurfenster strömte gelbes Sonnenlicht herein. Die Tage wurden länger. Das Studienjahr war zu Ende. Einen Moment vergaß Gordon Cooper, Lakin und die Botschaften und ließ sich von einem einzigen Gedanken erfassen: Der glückspendende lange Sommer begann.

 
– 21 –
August 1998
     
     
    Als Marjorie einen Wagen in der Kieszufahrt knirschen hörte, hatte sie alles vorbereitet. Im Kühlschrank war Eis, das sie sorgfältig über die Stunden der Stromsperre hinweggerettet hatte. Nach einer eintönigen Woche freute sie sich auf den Besuch. Johns Beschreibung von Peterson hatte sie darauf vorbereitet, ihn nicht zu mögen! Mitglieder des Rats waren entrückte, drohende Gestalten. Eines in ihrem Haus zu haben, enthielt die Drohung, einen drastischen gesellschaftlichen Fauxpas zu begehen; kompensiert wurde das durch den erregenden Kitzel, mit jemandem in Berührung zu kommen, der bedeutender als eine Cambridge-Kapazität war.
    John hatte ihr erst zwei Stunden vorher Bescheid gegeben, die typische Gedankenlosigkeit eines Ehemannes. Zum Glück war das Haus einigermaßen aufgeräumt, und Männer bemerkten solche Dinge ohnehin nie. Das Problem war das Essen. Sie fühlte, sie würde ihn auffordern müssen zu bleiben, aus reiner Höflichkeit, aber mit einigem Glück würde er ablehnen. Sie hatte einen Rostbraten in dem von einer Batterie mitbetriebenen Gefrierfach. Sie hatte ihn für besondere Gelegenheiten aufbewahrt, hatte aber keine Zeit, ihn aufzutauen. Es war wichtig, vor Peterson einen guten Eindruck zu machen – John lud ihn nicht aus Freundschaft nach Hause ein. Ein Souffle, vielleicht. Sie hatte ihre Küchenschränke durchsucht und eine Dose Shrimps gefunden. Ja, das wäre das Richtige. Ein Shrimpssoufflé, Salat und französisches Brot. Dann Erdbeeren aus dem Garten und Süßspeise. Alles in allem recht vornehm. Das Essen würde einen beträchtlichen Teil ihres wöchentlichen Haushaltsgelds verschlingen, aber zum Teufel mit der Ökonomie bei so kurzfristigen Einladungen. Sie hatte eine Flasche ihres teuren kalifornischen Chablis herausgeholt und ihn in das winzige Gefrierfach gelegt, als einzige Methode, ihn in der kurzen Zeit zu kühlen. Man könnte die Gelegenheit ja auch zu einem kleinen festlichen Abend nutzen, dachte sie. Seit Tagen hatte sie John kaum gesehen, da er jeden Abend im Labor arbeitete. Sie hatte sich angewöhnt,

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