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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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August 1963
     
     
    »Ich überlege, in die Industrie zu gehen«, sagte er beim Abendessen zu Penny. Ihre abendlichen unverbindlichen Gespräche waren bereits ein kleines Ritual geworden. Gordon weigerte sich, das Treffen am Strand zu diskutieren, weigerte sich, Cliff zu einem Drink nach Hause einzuladen, und hatte das Gefühl, das würde die Angelegenheit ein für allemal erledigen. Nur vage kam ihm zu Bewußtsein, daß seine Weigerungen der Grund für ihre sonderbar schalen Unterhaltungen waren, die sie jetzt miteinander führten.
    »Was heißt das?«
    »Arbeit im Forschungslabor eines Unternehmens. GE, Bell Labs…« Er stürzte sich in eine Propagandarede über die Tugenden der Arbeit dort, wo Ergebnisse zählten, wo Ideen rasch zu Konkretem wurden. Eigentlich glaubte er nicht, daß Industrielabors den Universitätsteams überlegen waren, aber sie hatten eine besondere Aura. Es ging dort schneller vorwärts. Hilfskräfte und Techniker im Überfluß. Die Gehälter waren höher. Und dann genoß er auch die unvermeidliche Blasiertheit des Wissenschaftlers, der wußte, daß er jederzeit ohne den akademischen Rahmen auskommen konnte. Nicht nur ein Job, sondern ein Ziel. Wirkliche Forschung, und das bei angemessener Bezahlung. Vielleicht auch noch etwas mehr als reine Laborarbeit – zum Beispiel Herb York mit seiner Beratung zu Verteidigungsfragen und den wolkigen Abrüstungstheorien. Die Regierung konnte in diesem Bereich klares wissenschaftliches Denken brauchen, argumentierte er.
    »Gordon, das ist alles schierer Blödsinn!«
    »Hä?« Einen Moment war sein Schwung gebremst.
    »Du willst gar nicht für ein Unternehmen arbeiten.«
    »Ich denke ernsthaft daran…«
    »Du willst Professor sein. Forschen. Studenten haben. Vorlesungen geben. Das genießt du.«
    »Ach was?«
    »Natürlich tust du das. Wenn alles vernünftig läuft, stehst du morgens summend auf, und du summst, wenn du abends nach Hause kommst.«
    »Du überschätzt die Freuden des Jobs.«
    »Ich schätze gar nichts. Ich sehe, was die Arbeit als Professor aus dir macht.«
    »Hm.« Er mußte sich eingestehen, daß sie ihn recht gut kannte.
    »Statt von einem zwielichtigen Schlupfloch wie der Industrie zu reden, solltest du etwas tun.«
    »Zum Beispiel?«
    »Etwas anderes. Deine x und y bewegen. Einen neuen…«
    »Anlauf versuchen«, beendete er den Satz.
    »Genau. Die Probleme aus einem anderen Blickwinkel angehen.« Sie unterbrach sich, zögerte, und sprach weiter. »Gordon, ich könnte dir sagen, wie das mit Cliff war. Ich könnte es, aber ich bin mir nicht mehr sicher, daß du mir glauben würdest.«
    »Mhm.«
    »Vergiß eins nicht!« sagte sie entschlossen. »Du besitzt mich nicht, Gordon. Wir sind nicht einmal verheiratet.«
    »Ist es das, was dich quält?«
    »Mich quält. Herrgott, du bist es…«
    »Vielleicht sollten wir darüber sprechen und…«
    »Moment, Gordon. Als wir zusammengezogen sind, waren wir uns einig, daß wir es ausprobieren wollen. Das ist alles.«
    »Sicher. Sicher.« Er nickte heftig. »Aber ich bin bereit, wenn du deswegen solche Spielchen wie das mit Cliff treibst – und das war wirklich kindisch –, ich bin bereit, darüber zu sprechen, ob…«
    Penny hielt ihm die geöffnete Hand entgegen. »Nein. Warte! Zwei Dinge, Gordon. Erstens: Ich habe kein Treffen arrangiert. Vielleicht hat Cliff uns gesucht, aber ich weiß es nicht. Zum Teufel, ich wußte nicht einmal, daß er in der Gegend ist. Zweitens: Gordon, glaubst du, eine Ehe würde alles lösen?«
    »Nun, ich habe das Gefühl…«
    »Weil ich nicht will, Gordon. Ich will dich nicht heiraten.«
     
    Er kam aus der dumpfen Sommerluft der U-Bahn und trat in die kaum weniger drückende Hitze der 116th Street. Der Ausgang war relativ neu. Er erinnerte sich schwach an einen alten Gußeisenkasten, der bis in die frühen 50er die Studenten in die Tiefe brachte. Das Gehäuse stand zwischen zwei schnellen Verkehrsstraßen und sorgte für einen sauberen Darwinschen Selektionsdruck gegen übermäßige geistige Konzentration. Hier wurden die Bahnen der Studenten, deren Kopf mit Einstein, Mendel und Hawthorne vollgestopft war, abrupt von Hudsons, DeSotos und Fords gestoppt.
    Gordon ging die 116th Street entlang und warf einen Blick auf die Uhr. Er hatte sich geweigert, bei seiner ersten Rückkehr zu seiner Alma mater seit Erhalt des Doktortitels ein Seminar zu geben, aber er wollte sich bei seiner Verabredung mit Claudia Zinnes nicht verspäten. Sie war eine freundliche Frau, die

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