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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Cavendish-Gruppe hatte Sauls Bitte um Teleskopzeit abschlägig beschieden. Saul machte ein paar zuversichtliche Bemerkungen, und Gordon stimmte mechanisch zu.
    Als Saul einhängte, verspürte Gordon eine unerwartete Enttäuschung. Er sah, daß er – ohne es vor sich selbst einzugestehen – an die Radiosignale große Hoffnungen geknüpft hatte. Am Abend, als er Penny zum Abendessen im Buzzy’s traf, erwähnte er den Anruf nicht. Am nächsten Tag schrieb er Saul einen Brief, in dem er ihn bat, keine Zusammenfassung seiner Suche nach Radiosignalen zu veröffentlichen. Warten wir, bis sich etwas Positives ergibt, argumentierte er. Aber vor allem wollte Gordon stillhalten. Vielleicht würde alles vorübergehen. Vielleicht würde es in Vergessenheit geraten.
     
    Als Penny in der Scripps Beach surfen ging, saß Gordon im Sand und sah ihr zu. Das hatte er in letzter Zeit häufig getan – sitzen, nachdenken, das Sommervergnügen anderen überlassen. Er lief gern am Strand und wußte, er sollte es mit Wellenreiten versuchen, jetzt, da er jemanden hatte, der es ihm beibringen konnte, aber irgend etwas hielt ihn zurück. Er beobachtete die La-Jolla-Ladys, wie sie an ihrer Hautfarbe arbeiteten, und allmählich konnte er die verschiedenen Typen unterscheiden: Leute, die im Freien arbeiteten, waren oberhalb der Knie weiß, während die Strandfaulenzer uniformes Schokoladenbraun zur Schau stellten, eine sorgfältig erreichte Vollendung.
    Penny kam aus dem gischtenden Wasser, das Brett auf die Hüfte gestemmt, das Haar tropfnaß. Sie ließ sich neben ihm in den Sand sinken, wrang das Haar aus und warf ihm einen Blick zu. »Okay«, sagte sie, »zur Sache!«
    »Was meinst du?«
    »Gordon, nun komm! Du machst wieder auf Zombie.«
    Gordon war immer stolz darauf gewesen, direkt zum Thema zu kommen; jetzt suchte er nach Worten. »Weißt du… Ich habe die Zeitschriften in der Bibliothek durchgestöbert. Astronomische Zeitschriften, meine ich. Mercury, Scientific, American, Science News. Die meisten ignorieren Sauls PR-Arbeit einfach. Selbst wenn sie sie erwähnen, drucken sie das Bild nicht ab. Und keine einzige hat die Herkules-Koordinaten veröffentlicht.«
    »Dann tu du es!«
    Gordon schüttelte den Kopf. »Das wird alles nichts nützen.«
    »Wann hast du angefangen, dich zu unzulänglich zu fühlen?«
    »Mit zehn«, antwortete Gordon in der Hoffnung, von dem Thema abzulenken. »Als ich zum erstenmal vermutete, daß ich nicht Mozart bin.«
    »Hmhm.«
    »Ich war der amerikanische Mythos, der 95-Pfund-Schwächling. Wenn ich zum Strand ging, haben die Rüpel mir keinen Sand ins Gesicht geworfen – sie haben mir ins Gesicht getreten. Keine Umwege.«
    »Hm hm.« Sie musterte ihn ernst. »Weißt du eigentlich, daß es das erste Mal seit, hm, einem Monat ist, daß du mir von der Sache mit Saul erzählst?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Du erzählst mir gar nichts mehr.«
    »Ich will nicht, daß du so weit reingezogen wirst, daß die Leute dir Fragen darüber stellen. So brauchst du mich nicht vor Freunden zu verteidigen.« Und dann nach einer kleinen Pause: »Oder dich mit Irren herumzuschlagen.«
    »Gordon, ich wüßte lieber, was vorgeht. Wirklich, wenn ich mit UCLJ-Leuten spreche, kann ich nicht einfach darüber hinweggehen.«
    Erneut zuckte er die Achseln. »Was soll’s. Vielleicht verlasse ich UCLJ sowieso.«
    »Was?«
    Er erzählte ihr von der verweigerten Beförderung. »Sieh mal«, schloß er. »Als Assistenzprofessor angestellt zu sein, ist immer riskant. Wenn es nicht klappt, muß man weiterziehen. Das habe ich dir alles schon klargemacht. Wir haben darüber gesprochen.«
    »Ja, sicher, wenn schließlich…« Mit ausdruckslosem Blick starrte sie zum La Jolla Point hinüber. »Ich meine, langfristig, wenn du nichts veröffentlichst…«
    »Ich habe veröffentlicht«, murmelte er.
    »Warum dann?«
    »Die Sache mit Lakin. Ich kann in einer Gruppe nicht arbeiten, in der ich zwei Leute mag, Feher und Schultz, und in der ich mit dem dritten ständig aneinandergerate, Lakin. Persönlichkeiten sind…«
    »Ich dachte, Wissenschaftler ständen über solchen Streitereien. Das hast du mir einmal gesagt.«
    »Das ist mehr als eine Streiterei, begreifst du das nicht?«
    »Ha!«
    »Lakin gehört zur alten Schule. Er glaubt, ich versuchte absichtlich, ihm Schwierigkeiten zu machen. Er wird älter und fühlt sich vielleicht ein bißchen unsicher. Zum Teufel, ich weiß es nicht. Aber ich kann nicht in einer Gruppe arbeiten, die von so einem Typen

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