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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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dominiert wird. Das habe ich dir auch schon gesagt.«
    »Aha.« Ihre Stimme hatte einen gereizten Unterton. »Also haben wir darüber auch schon gesprochen, ja?«
    »Herrje!«
    »Ich bin froh, daß du all diese Probleme mit mir diskutierst. Deine Probleme.«
    »Sieh mal…« – er spreizte die Hände, breitete die Arme aus – »ich weiß nicht, was ich tun werde. Hab’ nur so dahingeredet.«
    »Es bedeutet, daß wir La Jolla verlassen. Kalifornien verlassen, wo ich mein ganzes Leben verbracht habe! Wenn es soweit ist, gib mir bitte ein paar Minuten, darüber nachzudenken.«
    »Sicher, sicher.«
    »Aber du kannst auch hierbleiben, oder? Es ist deine Entscheidung.«
    »Ja. Wir werden das gemeinsam entscheiden.«
    »Gut. In aller Offenheit? Fair und eindeutig?«
    »Ein Mann, eine Stimme.«
    »Das habe ich befürchtet.«
    »Ein Mensch, eine Stimme.«
    »Top!«
    Gordon legte sich hin und schützte sich mit einer verknitterten Time- Ausgabe vor der Sonne. Er versuchte, die in seinem Kopf brodelnden Alternativen zu verbannen und sich auf einen Bericht über das geplante Apollo-Mondprogramm zu konzentrieren. Er kam langsam voran; ein Jahrzehnt mit der Lektüre der verknappten Sprache der Physik hatte ihm seine Lesegeschwindigkeit geraubt. Andererseits stärkte das sein Stilempfinden. Er kam allmählich zu der Meinung, daß die oberflächlichen Vereinfachungen von Time mehr verbargen als mitteilten. Als er über diesen Punkt sinnierte, fiel ein Schatten auf ihn.
    »He, habe ich doch richtig gesehen«, sagte eine heisere Männerstimme.
    Gordon blinzelte ins dunstige Sonnenlicht. Cliff. In Badehose und mit einem Sechserpack Bier.
    Gordon wurde ganz ruhig. »Ich dachte, Sie leben in Nordkalifornien?«
    »Hee! Cliffie!« Penny war auf den Rücken gerollt. »Was machst du hier?« Sie setzte sich auf.
    Mit einem Blick auf Gordon kauerte Cliff sich in den Sand. »Ein bißchen Rumbummeln. Mein freier Tag. Ich habe einen Job in Oceanside.«
    »Und bist hier über uns gestolpert?« plauderte Penny fröhlich. »Wie lange bist du schon da? Du hättest mich anrufen sollen.«
    »Ja«, merkte Gordon trocken an, »ein bemerkenswerter Zufall.«
    »Eine gute Woche. In zwei Tagen hatte ich den Job.«
    Cliff saß nicht im Sand, sondern hockte, die Bierdosen in beiden Händen zwischen den Beinen, auf den Fußsohlen. Gordon erinnerte sich an einen Film, in dem Japaner stundenlang so saßen. Eine seltsame Haltung. So als wollte Cliff nicht richtig bei ihnen sitzen.
    Penny plapperte weiter, aber Gordon hörte nicht zu. Er musterte Cliffs sonnengebräunte Leichtigkeit und suchte nach etwas, das hinter seinen Augen lag, etwas, das diesen unwahrscheinlichen Zufall erklärte. Natürlich glaubte er nicht eine Sekunde daran. Cliff wußte, daß Penny surfte, und das war der nächstgelegene geeignete Strand. Die einzige interessante Frage war, ob auch Penny gewußt hatte, daß das geschehen würde.
    Es gab kein Zeichen zwischen ihnen, kein unerklärliches kurzes Lächeln, keine Handbewegung, keine falsche Note, die Gordon erkennen konnte. Aber genau das war es – so etwas lag ihm nicht. Und als er zusah, wie sie sich in langsamer, lockerer Anmut unterhielten, schienen sie sich so ähnlich, so vertraut aus Tausenden Filmen und Werbestreifen, und so fremd. Gordon saß daneben, im Vergleich so weiß wie der Bauch eines Fisches, ein kraftloser, schmutziger Alabaster mit einem schwarzen Haarschopf. Er verspürte eine plötzliche Gefühlsaufwallung, die er nicht identifizieren konnte. Er wußte nicht, ob sie ein ausgetüfteltes Spiel aufführten, aber wenn das der Fall war…
    Gordon stand auf. Penny beobachtete ihn. Ihre Lippen teilten sich angesichts seines eisigen Gesichtsausdrucks. Er suchte nach Worten, nach etwas, das die Kluft zwischen Wissen und Argwohn füllte, etwas, das stimmig war, und murmelte schließlich: »Kümmert euch nicht um mich!«
    »He, Junge, ich…«
    »Goy-Spielchen.« Mit hochrotem Kopf machte Gordon eine abfällige Handbewegung. Die Worte hatten bitterer geklungen, als er beabsichtigte.
    »Gordon, jetzt ist aber…« begann Penny, aber er wandte sich ab und fiel in einen leichten Trab. Der Rhythmus erfaßte ihn sofort. Er hörte ihre Stimme über dem Krachen der Brecher, aber sie war dünn und schwindend, als sie ihm nachrief. Okay, dachte er, kein Gatsby-Finale, aber es hat mich von dieser, dieser…
    Er wollte den Satz nicht beenden, nicht mehr daran denken, und lief auf die fernen zerklüfteten Hügel zu.

 
– 27 –
6.

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