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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Schachspiel am Washington Square beobachtete. Sein Onkel runzelte die Stirn, als Gordon die Figuren über das Spielfeld bewegte, und sagte immer wieder mißbilligend: »Gott bewahre, daß es keine rationale Erklärung gibt.«
     
    Am Morgen des 5. November, einem Montag, fuhr er spät zur Arbeit. Er hatte mit Penny eine sinnlose Auseinandersetzung über häusliche Kleinigkeiten gehabt. Um sich abzulenken, schaltete er das Autoradio ein. Die Spitzennachricht war, daß Maria Goeppert Mayer von UCLJ den Nobelpreis für Physik gewonnen hatte. Die Nachricht verblüffte Gordon so sehr, daß er es kaum noch schaffte die Kurve am Ende der Torrey Pines Road zu nehmen. Ein Lincoln hupte ihn an, und der Fahrer – ein Mann mit Hut, der mit eingeschalteten Scheinwerfern fuhr – starrte grimmig. Die Mayer hatte den Preis für das Schalenmodell des Atomkerns gewonnen. Sie teilte ihn sich mit Eugene Wigner von Princeton und Hans Jensen, einem Deutschen, der das Modell etwa zur gleichen Zeit wie Maria entwickelt hatte.
    Nachmittags gab die Universität eine Pressekonferenz. Maria blieb unter dem Ansturm der Fragen zurückhaltend und leise. Gordon nahm als Zuhörer teil. Die meisten Fragen waren einfältig, aber das war zu erwarten. Die freundliche Frau, die aufgehört hatte, sich rasch nach seinen Ergebnissen zu erkundigen, als der Rest der Abteilung ihn ignorierte, war jetzt Nobelpreisträgerin. Es dauerte eine Weile, bis er diese Tatsache verarbeitet hatte. Er hatte ein plötzliches Gefühl, daß hier und jetzt alles zusammenlief. Die hier geleistete Forschungsarbeit war bedeutend. Da waren die Carroways und ihr Quasar-Rätsel, Gell-Manns Teilchen-Anordnung, Dysons Visionen, Marcuse, Maria Mayer und die Nachricht, daß Jonas Salk kommen würde, um ein Institut aufzubauen. La Jolla war ein Brennpunkt. Er war dankbar, hier zu sein.

 
– 41 –
6. November 1963
     
     
    Urplötzlich wurde die Signalstärke besser. Er empfing ganze Absätze über die Wheeler-Feynmann- Theorie. Gordon rief Claudia Zinnes an, um zu fragen, ob die Columbia-Gruppe die gleichen Ergebnisse bekam.
    »Nein, seit fünf Tagen nichts mehr«, sagte sie. »Zuerst hatten wir einen Gerätedefekt. Dann bekam der Student, den ich daran gesetzt habe, die Grippe. Ich glaube, er war übermüdet. Die Zeiten, die Sie uns gegeben haben, Gordon – das sind zehn, zwölf Stunden im Labor.«
    »Sie meinen, Sie haben gar nichts?«
    »Während dieser Zeit nicht.«
    »Können Sie nicht selbst ins Labor?«
    »Morgen fange ich an. Ich habe ja auch noch anderes zu tun.«
    »Ja, sicher. Ich brauche nur eine Bestätigung, das ist alles.«
    »Die haben wir jetzt, Gordon. Zumindest, was den Effekt angeht.«
    »Nicht nur der Effekt selbst ist wichtig, Claudia. Sehen Sie sich die alten Signale noch einmal an; denken Sie darüber nach, was sie bedeuten!«
    »Gordon, ich glaube, wir wissen noch nicht genug…«
    »Okay, im Grundsatz stimme ich Ihnen zu. Die meisten meiner Daten sind der reinste Wirrwarr. Fragmente. Satzteile. Formeln. Aber sie vermitteln ein Gefühl von logischem Zusammenhang.«
    Ihre Stimme nahm die präzise, professionelle Klarheit an, an die er sich noch aus seinen Studentenjahren erinnerte. »Zuerst die Daten, Gordon. Dann stürzen wir uns, vielleicht, in eine Theorie.«
    »Ja, sicher.« Eine Diskussion mit ihr über die Philosophie experimenteller Physik hätte ihm nichts eingebracht. Sie hatte recht starre Ansichten.
    »Ich verspreche Ihnen, morgen fange ich an.«
    »Okay, aber bis dahin könnte es verschwinden. Ich meine…«
    »Kein Aber, Gordon! Morgen fangen wir wieder an.«
     
    Nicht einmal drei Stunden später, kurz nach der Mittagsstunde des 6. November, kam es. Namen, Daten. Die sich ausbreitende Blüte. Die Sätze waren knapp gehalten, verkürzt. Teile von ihnen waren durcheinander. Buchstaben fehlten. Eine lange Passage allerdings schilderte, wie die Experimente begonnen hatten und wer daran beteiligt war. Diese Sätze waren länger, fast schon im Gesprächsstil, als sendete jemand einfach alles, was ihm gerade in den Kopf kam.
     
    JETZT OHNE MARKHAM UND MIT DEM STROHDUMMEN RENFREW ALS LEITER HAT UNSER KLEINER PLAN KEINE ZUKUNFT MEHR UND WOHL AUCH KEINE VERGANGENHEIT NEHME ICH AN DIE SPRACHE ALLEIN KANN ES NICHT ERFASSEN ABER DIE SACHE HAETTE FUNKTIONIERT WENN…
     
    Das Folgende ging in Störungen unter. Die lange Passage verschwand und kam nicht mehr wieder. Statt dessen erschienen die knappen biologischen Informationen erneut. Worte fehlten. Die

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