Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
davon zu erzählen. Aufmerksam verfolgte Gordon das Auf und Ab der Unterhaltung und versuchte zu entdecken, welche Eigenschaften diese Kollegen von den anderen abhoben. Gewiß, sie besaßen eine gewisse Geistesschärfe und eine locker-skeptische Einstellung zur Politik und der Art und Weise, Menschen wie alle anderen auch zu sein. Er versuchte, seine Fühler einmal in eine ganz andere Richtung auszustrecken.
    »Wie sehen Sie Listons K.-o.-Sieg über Patterson?«
    Verständnislose Blicke.
    »Nach nur zwei Minuten der ersten Runde hatte er ihn am Boden.«
    »Tut mir leid, solche Sachen verfolge ich nicht«, sagte Boyle. »Ich kann mir vorstellen, daß die Zuschauer ziemlich sauer waren, wenn sie so viel für ihre Plätze bezahlt haben.«
    »Hundert Dollar für einen Sitz am Ring«, sagte Gordon.
    »Fast ein Dollar pro Sekunde«, meinte Bernard kichernd, und das führte sie zu einem Kosten-Zeit-Vergleich aller menschlichen Ereignisse. Boyle versuchte, das Teuerste herauszufinden, und Penny führte den Sex an: fünf Minuten Vergnügen und ein außerordentlich teures Kind, wenn man nicht achtgab. Boyles Augen blitzten auf, und er erwiderte: »Fünf Minuten? Das spricht nicht gerade für Sie, Gordon.«
    Im allgemeinen Gelächter fiel niemandem auf, wie sich Gordons Kiefermuskeln verkrampften. Er war leicht entsetzt, daß Boyle annahm, sie schliefen zusammen, und dann einen Witz darüber machte. Verflixt ärgerlich. Aber das Gespräch wandte sich anderen Themen zu, und die verkrampfte Spannung löste sich.
    Das Essen kam, und Penny, die auf Boyle offenbar einen nachhaltigen Eindruck machte, glänzte weiter mit pfiffigen Randbemerkungen. Im stillen bewunderte Gordon, wie sie sich so behende in so tiefen Gewässern bewegte. Im Gegensatz dazu fiel ihm immer etwas Originelles ein, nachdem das Gespräch schon längst eine neue Wendung genommen hatte. Penny bemerkte das. Sie bezog ihn mit ein, indem sie ihm eine verbale Vorlage gab, auf die er, wie sie wußte, eine witzige Erwiderung parat hatte. Das Limehouse war erfüllt von summenden Gesprächen und dem Geruch der Saucen. Als Boyle aus seiner Jackentasche ein Notizbuch holte und etwas eintrug, erzählte Gordon von einem Physiker, der bei einer Party in Princeton in sein Notizbuch schrieb und von Einstein, der neben ihm saß, nach dem Grund dafür gefragt wurde. »Immer, wenn ich einen guten Einfall habe, sorge ich dafür, daß ich ihn nicht vergesse«, antwortete der Mann. »Vielleicht möchten Sie es auch einmal versuchen – es ist sehr praktisch.« Bekümmert schüttelte Einstein den Kopf und sagte: »Das bezweifle ich. Ich habe in meinem Leben nur zwei oder drei gute Einfälle gehabt.«
    Vergnügtes Gelächter begrüßte die Anekdote. Gordon strahlte Penny an. Sie hatte ihn zum Plaudern gebracht, und jetzt paßte er sich gut in die Runde ein.
    Nach dem Essen diskutierten die fünf über einen gemeinsamen Kinobesuch. Penny wollte in Letztes Jahr in Marienbad, Boyle sprach sich für Lawrence von Arabien aus. Da er nur einen Film im Jahr sähe, wollte er auch den besten besuchen. Mit vier zu eins Stimmen entschieden sie sich für Lawrence. Als sie das Restaurant verlassen hatten, umarmte Gordon Penny auf dem Parkplatz. Als er sie küßte, dachte er an ihren Geruch im Bett. »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Nichts zu danken«, entgegnete sie lächelnd.
    Später, als er neben ihr lag, schien es, daß er sie auf die Töpferscheibe des Lichts gelegt hatte, das durchs Fenster hineinfiel, und sie nach einem Bild modellierte, das jedesmal neu war. Er gestaltete sie mit seinen Händen und seiner Zunge. Sie wiederum führte und formte ihn. Er glaubte, in ihren sicheren Bewegungen und Entscheidungen späte Eindrücke früherer Liebhaber zu spüren. Seltsamerweise störte ihn der Gedanke nicht, obwohl er fühlte, daß es eigentlich so sein sollte. Echos anderer Männer kamen von ihr. Aber sie waren fort, und er war hier, mehr war nicht wichtig.
    Er atmete heftig und sagte sich, daß er häufiger zum Strand hinunter zum Laufen müßte. Im trübgrauen Straßenlicht, das in ihr Schlafzimmer drang, musterte er ihr Gesicht. Klare, gerade Linien ohne Finessen, die einzigen Krümmungen waren einige feuchtklebrige Haarsträhnen auf ihrer Wange. Erfolgreich abgeschlossenes Literaturstudium, gehorsame Tochter eines Finanziers in Oakland, abwechselnd lyrisch und praktisch, mit einer politischen Ausrichtung, die sowohl in Kennedy als auch in Goldwater Tugenden erkannte. Manchmal von eherner Härte,

Weitere Kostenlose Bücher