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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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befanden sich im Basement des neuen Physikgebäudes. Da es am Hang lag, wies das Ende des Baus ins Flachland hinein. Hinter den Glastüren am Ende des Flurs wartete die dunkle Nacht, ein schwarzes Rechteck. Gordon spürte, wie die sich verkürzende Eingangshalle an ihm vorbeischwamm, und wurde sich bewußt, daß er müder war, als er gedacht hatte. Er sollte wirklich mehr trainieren, um in Form zu bleiben.
    Da trat plötzlich Penny in die gerahmte Schwärze und öffnete die Tür.
    »Oh«, sagte er verblüfft und starrte sie ausdruckslos an. Ihm fiel ein, daß er morgens versprochen hatte, früh heimzukehren und das Essen zuzubereiten. »Oh, verdammt!«
    »O ja, ich bin das Warten schließlich leid geworden.«
    »Ach Gott, tut mir leid, ich… ich…« Er machte eine unbeholfene Handbewegung. Tatsache war, daß er es völlig vergessen hatte, aber es schien nicht klug, das zuzugeben.
    »Liebling, du hast zuviel um die Ohren.« Ihre Stimme wurde sanft, als sie sein Gesicht musterte.
    »Ich weiß, ich… tut mir wirklich leid. Mein Gott, ich bin…« Schuldbewußt dachte er: Noch nicht einmal eine Entschuldigung bekomme ich zustande. Er starrte sie an und bewunderte diese festgefügte, wohlgeformte Schöpfung; weiblich und schlank, wie sie war, verlieh sie ihm ein Gefühl von Massigkeit und Plumpheit. Er wollte ihr wirklich erklären, was mit ihm los war, wie die Probleme allen Raum in ihm einnahmen, während er an ihnen arbeitete, und für nichts anderes Platz ließen – in gewissem Sinn nicht einmal für sie. Es klang herb, aber es war die Wahrheit, und er überlegte, wie er es ihr sagen konnte, ohne…
    »Manchmal frage ich mich, wie ich so einen Tölpel lieben kann«, sagte sie kopfschüttelnd und begann dabei zu lächeln.
    »Tut mir wirklich leid, aber… ich muß dir erzählen, wie wir uns mit Lakin in die Haare geraten sind.«
    »Ja, erzähl es.« Sie bückte sich, um seine Aktentasche zu nehmen. Sie war drahtig und hob die pralle Tasche ohne Schwierigkeiten mit einer leichten Hüftdrehung. Trotz seiner Mattigkeit verfolgte Gordon ihre Bewegungen genau. Als ihr Rock sich straffte, zeichneten sich ihre Schenkel gegen den Stoff deutlich ab. »Komm schon, du brauchst etwas zu essen.« Er begann zu erzählen. Sie kommentierte seine Worte mit einem Nicken und ging voraus, nahm den Weg um die Abfüllstation für Flüssigstickstoff hinab zu dem kleinen Parkplatz, wo die Sicherheitslampen durch die Absperrgitter ein langgezogenes Schattengitter auf den glänzenden Asphalt warfen.

 
– 7 –
     
     
    Penny drehte den Zündschlüssel. Das Radio schaltete sich ein und schmetterte ein schrilles: »Pepsi Cola’s große Masche – ein halber Liter in der Flasche…« Gordon schaltete es aus.
    Penny steuerte auf den Boulevard hinaus. Kühle Nachtluft ließ ihr Haar flattern. Nahe der Kopfhaut waren die Strähnen mausbraun und hellten sich zu den Spitzen hin auf, gebleicht von der Sonne und dem Chlor der Swimmingpools. Meeresgeruch erfüllte die sanfte Brise.
    »Deine Mutter hat angerufen«, sagte Penny behutsam.
    »Aha. Hast du ihr gesagt, ich rufe zurück?« Gordon hoffte, das Thema damit abzuschneiden.
    »Sie wird dich in Kürze besuchen.«
    »Was? Verdammt noch mal, wieso?«
    »Sie sagt, du schreibst ihr überhaupt nicht mehr, und sie wollte sowieso mal sehen, wie die Menschen an der Westküste so sind. Sie überlegt, ganz hierherzuziehen.« Penny sprach bewußt ruhig und ausdruckslos und steuerte den Wagen mit schnellen, präzisen Bewegungen.
    »Ach, du lieber Gott!« Plötzlich sah er vor seinem geistigen Auge seine Mutter in einem schwarzen Kleid die Girard Avenue im gelben Sonnenlicht entlangspazieren, in die Schaufenster der Geschäfte spähend und einen ganzen Kopf kleiner als alle anderen Passanten. Sie wäre genauso fehl am Platze wie eine Nonne in einer Nudistenkolonie.
    »Sie wußte nicht, wer ich bin.«
    »Hm?« Die Vorstellung des Stirnrunzelns seiner Mutter beim Anblick der knapp geschürzten Mädchen auf der Girard irritierte ihn.
    »Sie fragte, ob ich die Raumpflegerin wäre.«
    »Oh.«
    »Du hast ihr wohl nicht gesagt, daß wir zusammenleben, oder?«
    Eine Pause. »Das werde ich noch.«
    Penny lächelte verdrossen. »Und warum hast du es noch nicht?«
    Er schaute aus dem Seitenfenster, das dort, wo er sich angelehnt hatte, fettig verschmiert war, und betrachtete eingehend die juwelengleichen Lichter. La Jolla, das Juwel. Sie befuhren jetzt die holprige Canyonstraße, der frische Minzegeruch des Eukalyptus

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