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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Plasmatheoretiker, den einige für den besten der Welt hielten. Matthias, Spezialist für Niedertemperaturen, der Mann, der den Rekord für den Supraleiter mit der höchsten Funktionstemperatur hielt. Kroll, Suhl, Piccioni und Feher – jeder Name bedeutete zumindest eine einschneidende Erkenntnis, eine brillante Berechnung oder ein denkwürdiges Experiment. Und hier, am Ende neonbeleuchteter Ziegelgleichförmigkeit des Flurs: Lakin.
    »Ach ja, Sie haben meine Nachricht erhalten«, sagte Lakin, nachdem Gordon eingetreten war. »Gut. Wir müssen Entscheidungen treffen.«
    »Oh? Wieso?« reagierte Gordon und setzte sich an die andere Seite von Lakins Schreibtisch nahe am Fenster. Draußen knickten mechanisch brummende Bulldozer einige der Eukalyptusbäume um, Vorbereitungen für das neue Chemiegebäude.
    »Mein Stiftungszuschuß steht vor der Neubewilligung«, erklärte Lakin vielsagend.
    Gordon fiel auf, daß Lakin nicht »unser« Zuschuß sagte, obwohl er, Shelly und Gordon gemeinsam forschten. Lakin war der Mann, der die Schecks abzeichnete, der E. F., wie die Sekretärinnen es nannten – der Erste Forscher. Das machte den Unterschied aus. »Der Vorschlag für die Neubewilligung steht erst um Weihnachten an«, sagte Gordon. »Sollen wir wirklich schon so früh schreiben?«
    »Ich rede nicht vom Schreiben an sich. Worüber sollen wir schreiben?«
    »Ihre eingegrenzten Drehimpuls-Experimente.«
    Lakin schüttelte den Kopf, ein finsterer Ausdruck zog über sein Gesicht. »Sie befinden sich noch immer im Probestadium. Ich kann sie nicht als gewichtigstes Argument anführen.«
    »Shellys Resultate…«
    »O ja, sie sind vielversprechend. Gute Arbeit. Aber sie sind noch nichts Herausragendes, nur lineare Projektionen früherer Arbeiten.«
    »Dann bleibe nur noch ich.«
    »Genau Sie.« Lakin legte die Fingerspitzen gegeneinander.
    Sein Schreibtisch war bemerkenswert aufgeräumt, alle Papiere lagen parallel zur Kante, die Bleistifte waren in Reih und Glied geordnet.
    »Ich habe noch keine eindeutigen Ergebnisse.«
    »Ich habe Ihnen das Problem der Nuklearresonanzen gegeben und dazu einen hervorragenden Studenten, Cooper, um das Experiment zu beschleunigen. Eigentlich habe ich bis heute eine komplette Datenaufstellung erwartet.«
    »Sie kennen die Probleme, die wir mit den Störungen haben.«
    »Gordon, ich habe Ihnen den Komplex nicht zufällig gegeben«, sagte Lakin mit leichtem Lächeln. Seine hohe Stirn krauste sich in einem Ausdruck besorgter Freundlichkeit. »Ich dachte, das Thema würde Ihre Karriere vorantreiben. Zugegeben, es handelt sich nicht voll und ganz um einen Testaufbau, wie Sie ihn gewohnt sind, Ihr Dissertationsproblem war eindeutiger ausgerichtet. Aber ein sauberes Ergebnis wäre gewiß in Phys Rev Letters veröffentlichbar, und das müßte uns bei der Zuschußverlängerung helfen. Und Ihnen in bezug auf Ihre Position in der Abteilung.«
    Durchs Fenster betrachtete Gordon die Maschinen, die sich in die Landschaft fraßen. Dann wandte er seinen Blick wieder Lakin zu. Physical Review Letters war derzeit das Prestigeorgan der Physik; in ihm wurden die brisantesten Ergebnisse innerhalb weniger Wochen veröffentlicht, so daß man nicht Monate auf Physical Review oder, noch ärger, auf irgendeine andere Fachzeitschrift warten mußte. Die steigende Informationsflut zwang den Physiker, seine Lektüre auf wenige Zeitschriften zu beschränken, da jede einzelne immer dicker wurde. Es war, als versuchte man, aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken. Um Zeit zu sparen, begann man, sich auf die schnellen Zusammenfassungen in Physical Review Letters zu verlassen, und versprach sich selbst, später, wenn man mehr Zeit hätte, die längeren Aufsätze in den Zeitschriften zu lesen.
    »Das trifft alles zu«, sagte Gordon beschwichtigend, »aber ich habe kein Ergebnis, das zu veröffentlichen wäre.«
    »Ach, gewiß haben Sie das«, sagte Lakin leise. »Dieser Störungseffekt. Er ist äußerst interessant.«
    Gordon runzelte die Stirn. »Vor ein paar Tagen noch haben Sie gesagt, es sei nur die mangelhafte Technik.«
    »Damals war ich ein wenig hitzig. Ich habe Ihre Schwierigkeiten nicht in vollem Umfang erkannt.« Seine langen Finger kämmten durch sein lichter werdendes Haar. Der weiße Schädel darunter bildete einen starken Kontrast zu seinem gebräunten Gesicht. »Die Störung, die Sie gefunden haben, Gordon, ist keine simple Erschwerung. Nach einigem Nachdenken bin ich zu dem Schluß gekommen, daß es sich um einen

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