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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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heißt, vielleicht wären wir noch schlechter dran, hätte Renfrew nicht existiert und diese Idee gehabt. Das Problem mit Kausalschleifen ist, daß unser Zeitsinn sie nicht akzeptiert. Aber denken Sie wieder an den Schalter auf Mittelstellung!«
    Peterson schüttelte den Kopf, als müßte er ihn klar bekommen. »Das fällt gar nicht so leicht.«
    »Als würde man Knoten in die Zeit knüpfen«, gab Markham zu. »Ich habe Ihnen eine mathematische Interpretation gegeben. Wir wissen, Tachyonen sind real; allerdings wissen wir nicht, welche Auswirkungen sie haben.«
    Peterson, der Verzweiflung nahe, blickte sich in dem Lokal um. »Seltsam, sich das hier als Ergebnis von Handlungen vorzustellen, die wir noch nicht vollzogen haben. Alles. Alles mit Schlingen und Schleifen verknüpft.« Er blinzelte und dachte an die Vergangenheit, als er hier gegessen hatte. »Der Kohleofen – wie lange haben sie den schon?«
    »Seit Jahren, nehme ich an. Scheint eine Art Markenzeichen zu sein. Sorgt im Winter für Wärme und ist billiger als Gas oder Strom. Außerdem können sie den ganzen Tag über kochen, nicht nur während der Energiestunden. Und die Gäste haben etwas zum Zuschauen, während sie auf ihre Bestellung warten.«
    »Ja, für England ist Kohle der Langzeit-Kraftstoff«, murmelte Peterson. Die Bemerkung war offenbar mehr für ihn selbst als für Markham gedacht. »Allerdings ist sie unhandlich.«
    »Wann haben Sie hier studiert?«
    »In den Siebzigern. Sehr oft bin ich nicht mehr hier gewesen.«
    »Haben sich die Dinge sehr verändert?«
    Peterson lächelte in Erinnerung. »Ich würde behaupten, mein Zimmer hat sich nur wenig verändert. Ein malerischer Blick auf den Fluß, und meine Kleider schimmeln wegen der Feuchtigkeit…« Mit einem Kopfschütteln löste er sich aus seiner Stimmung. »Ich muß bald nach London zurück.«
    Sie quetschten sich durch die Studenten, bis sie vor der Tür standen. Nach dem trüben Licht des Lokals blendete sie die Junisonne, einen Moment standen sie blinzelnd auf dem schmalen Gehweg. Fußgänger wichen auf die Straße aus, um an ihnen vorbeizugehen, Radfahrer umkurvten die Fußgänger mit lautem Klingeln. Sie wandten sich nach links und schlenderten ein Stück. An der Ecke gegenüber blieben sie vor den Schaufenstern des Buchgeschäfts Bowes & Bowes stehen.
    »Hätten Sie etwas dagegen, daß ich eine Minute hineingehe?« fragte Peterson. »Ich möchte mich nach etwas umsehen.«
    »Sicher, ich komme mit. Ich bin verrückt nach Buchläden, an keinem kann ich vorbeigehen.«
    Bowes & Bowes war fast so überfüllt wie vorher das Whim, aber die Stimmen waren hier gedämpfter. Vorsichtig schlängelten sie sich zwischen Studenten in schwarzen Talaren und Bücherpyramiden hindurch. Peterson zeigte auf ein Buch auf einem weniger auffälligen Tisch weiter hinten im Laden.
    »Haben Sie das schon gesehen?« fragte er, nahm ein Exemplar und gab es Markham.
    »Holdrens Buch? Nein, gelesen habe ich es noch nicht, aber mit ihm schon darüber gesprochen. Ist es gut?« Markham blickte auf den Titel, in roten Lettern auf einen schwarzen Einband geprägt: Die Geographie des Elends: Geopolitik des Niedergangs des Menschen von John Holdren. In der rechten unteren Ecke befand sich eine kleine Reproduktion eines mittelalterlichen Kupferstichs – ein grinsendes Skelett mit einer Sense. Markham blätterte, hielt inne und begann zu lesen. »Sehen Sie sich das an!« sagte er und reichte Peterson das Buch. Der überflog die Tabelle und nickte.
     
    Todesfälle (geschätzt)
    1984-96 – Java – 8 750.000
    1986 – Malawi – 2 300.000
    1987 – Philippinen – 1600 000
    1987-heute – Kongo – 3 700.000
    1989-heute – Indien – 68.000.000
    1990-heute – Kolumbien, Equador, Honduras – 1 600.000
    1991-heute – Dominikanische Republik – 750.000
    1991-heute – Ägypten, Pakistan – 3 800.000
    1993-heute – Südostasien – 113.500 000
     
    Markham pfiff durch die Zähne. »Ist die Tabelle genau?«
    »O ja. Eher zu niedrig geschätzt.«
    Peterson ging in den hinteren Teil des Ladens. Auf einem hohen Stuhl saß eine junge Frau und tippte eine Zahlenreihe in eine automatische Kasse. Ihr nach vorn fallendes blondes Haar verbarg ihr Gesicht. Unauffällig musterte Peterson sie, während er eins der Bücher vor sich aufblätterte. Hübsche Beine. Modisch gekleidet, allerdings mochte er den folkloristischen Stil nicht. Um den Hals ein kunstvoll drapiertes blaues Halstuch. Schlank, aber wahrscheinlich nicht mehr lange.

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