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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zu reduzieren. Und außerdem müssen Sie dem Schalter einen gewissen Impuls geben, damit er von aus auf ein springt. Es ist tatsächlich möglich, den Schalter so fest zu drücken, daß er auf halbem Weg stehenbleibt – versuchen Sie es! Das müssen Sie auch schon erlebt haben. Der Schalter bleibt in der Mitte stehen.«
    »In Ordnung, zugegeben«, sagte Peterson ungeduldig. »Aber wo ist die Verbindung mit Tachyonen? Ich meine, was ist neu daran?«
    »Neu daran ist, daß man sich diese Ereignisse – Senden und Empfangen – als in einer Kette, einer Schleife verbunden vorstellt. Angenommen, wir senden einen Befehl ›Sender ausschalten!‹ zurück. Stellen Sie sich vor, wie der Schalter auf ›aus‹ kippt. Dieses Ereignis ist wie eine Welle, die sich von der Vergangenheit in die Zukunft bewegt. Der Sender wechselt von ›ein‹ zu ›aus‹. Nun, die – nennen wir sie Informationswelle – bewegt sich in der Zeit vorwärts. Also wird das ursprüngliche Signal nicht gesendet.«
    »Richtig. Paradox.«
    Markham lächelte und hob den Finger. Ihm machte das Gespräch Spaß. »Moment mal! Stellen Sie sich vor, daß sich all die Zeiten in einer Art Schleife befinden. In dieser Schleife bedeuten Ursache und Wirkung nichts. Sie sind nur Ereignisse. Jetzt, da der Schalter sich auf ›aus‹ zubewegt, dringt die Information in die Zukunft vor. Stellen Sie sich vor, daß der Sender immer schwächer wird, während der Schalter sich auf die ›aus‹-Stellung zubewegt. Dann wird der Tachyonenstrahl, den der Sender ausschickt, schwächer.«
    »Aha!« Plötzlich verstand Peterson den Kniff. »Folglich erhält der Empfänger ein schwächeres Signal aus der Zukunft. Der Schalter wird nicht so fest gedrückt, weil das rückwärts gerichtete Signal schwächer ist. Folglich bewegt er sich nicht so schnell auf ›aus‹ zu.«
    »Das ist es. Je näher er der ›aus‹-Stellung kommt, desto langsamer bewegt er sich. Eine Informationswelle reist in die Zukunft, und der Tachyonenstrahl kommt wie eine Reflektion in die Vergangenheit zurück.«
    »Und was passiert dann in dem Experiment?«
    »Also, angenommen der Schalter nähert sich dem ›aus‹, und dann wird er Tachyonenstrahl schwächer. Der Schalter erreicht das ›aus‹ nicht ganz und beginnt – wie der Kipphebel fürs Licht – auf ›ein‹ zurückzukippen. Aber je mehr er sich dem ›ein‹ nähert, desto stärker wird der Sender in der Zukunft.«
    »Also wird der Tachyonenstrahl stärker«, beendete Peterson Markhams Folgerungen. »Das wiederum bewegt den Schalter vom ›ein‹ weg auf ›aus‹ zu. Der Schalter verharrt in einer Mittelstellung.«
    Markham lehnte sich zurück und trank sein Stout aus. Sein vom trüben Cambridge-Winter aufgehellter Teint furchte sich unter einem aufgesetzten Lächeln. »Er wackelt um die Mitte.«
    »Kein Paradox.«
    »Nun…« Markhams Schultern zuckten unmerklich. »Keine logischen Widersprüche, sicher. Aber wir wissen noch nicht, was dieses Zwischenstadium eigentlich bedeutet. Aber es verhindert die Paradoxe. Man kann eine Menge quantenmechanischer Formeln darauf anwenden, aber ich bin nicht sicher, was ein echtes Experiment ergeben wird.«
    »Warum nicht?«
    Erneut zuckte Markham die Achseln. »Keine Experimente. Renfrew hat noch keine Zeit dazu gehabt – oder kein Geld.«
    Peterson ignorierte die implizite Kritik; oder hatte er sie sich nur eingebildet? Es war eindeutig, daß die Arbeit in diesem Bereich seit Jahren beschnitten worden war. Markham stellte nur eine Tatsache fest. Er mußte sich daran erinnern, daß ein Wissenschaftler wahrscheinlich eher geneigt war, Tatsachen beim Namen zu nennen, ohne die Wirkung einer solchen Feststellung in Rechnung zu ziehen. Peterson wechselte das Thema: »Würde der Balanceeffekt nicht verhindern, daß Sie Ihre Information ins Jahr 1963 senden?«
    »Sehen Sie, der Punkt ist doch, daß unsere Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung eine Illusion ist. Dieses kleine Experiment, über das wir gesprochen haben, ist eine Kausalschleife – ohne Anfang, ohne Ende. Das haben Wheeler und Feynmann mit ihrer Forderung gemeint, unsere Beschreibung müsse logisch folgerichtig sein. In der Physik herrscht Logik, nicht der Mythos von Ursache und Wirkung. Den Ereignissen eine Ordnung aufzuerlegen ist nur unsere Perspektive. Eine eigentlich menschliche Perspektive, nehme ich an. Die Gesetze der Physik kümmert das nicht. Das ist die neue Vorstellung von der Zeit, die wir jetzt haben – ein Bündel vollständig

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