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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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beraten sehen. Nun, das war leicht gewesen, dachte er. Du lieber Gott, ich weiß nicht einmal ihren Namen.
    Er überquerte den Platz und ging durch die Petty Cury, in der sich die Einkaufenden drängten, und kam gegenüber des Christ’s heraus. Durch das offene Tor sah er den grünen Rasen im Innenhof und dahinter die lebhaften Farben der Kräuterbeete vor der grauen Mauer des Master’s Lodge. Der Pförtner las in der Zeitung. Vor dem Schwarzen Brett stand eine Gruppe Studenten. Peterson ging weiter in die Hobson’s Alley. Schließlich fand er das Haus, das er suchte: Foster und Jagg, Kohlenhändler.

 
– 10 –
     
     
    Den Sonntagmorgen verbrachte John Renfrew damit, neue Regale an der Längswand der Küche anzubringen. Marjorie hatte ihn schon seit Monaten darum gebeten. Ihre anfänglichen freundlichen Randbemerkungen über die Frage, was mit den Modellflugzeugen geschehen solle, »wenn du dazu kommst«, waren allmählich zu einem drückenden Gewicht gewachsen – die Aufgabe wurde zur Pflicht, der er sich nicht entziehen konnte. Die Lebensmittelgeschäfte waren nur noch wenige Tage in der Woche geöffnet – »um Versorgungsengpässe zu vermeiden«, lautete die gängige Erklärung in den Abendnachrichten –, und durch die Stromsperren war Einfrieren nicht möglich. Marjorie hatte begonnen, Gemüse einzumachen. Eine Menge großer Gläser mit dicken Deckeln wartete in Pappkartons auf die versprochenen Regale.
    Mit der gleichen Sorgfalt, die ihn im Labor auszeichnete, legte Renfrew sich systematisch seine Werkzeuge zurecht. Ihr Haus war alt und ein wenig schief, als würde es von einem unmerklichen Wind angeblasen. Renfrew stellte fest, daß sein an der Wandverkleidung befestigtes Lot volle drei Zoll von der abgescheuerten Fußleiste weghing. Der Boden gab wie eine vielbenutzte Matratze nach. Er trat von der Wand zurück, kniff die Augen zusammen und sah, daß die Linien seines Hauses schief waren. Man steckt sein Geld in ein Haus, überlegte er, und bekommt ein Labyrinth von Pfosten, Balken und Leisten, die von der Geschichte samt und sonders aus dem Lot gedrückt werden. Dort hatte sich die Wand etwas gesetzt, da war eine Diagonallinie verrutscht. Plötzlich fiel ihm ein, wie er als kleiner Junge von einem Steinfußboden zu seinem Vater aufgeschaut hatte, der den Deckenputz musterte, als wollte er abschätzen, ob das Dach einstürzen würde.
    Während er das Problem durchdachte, polterten seine eigenen Kinder durchs Haus. Ihre Füße traten über die Kanten aus poliertem Holz, die den dünnen Teppichboden säumten. Sie erreichten die Haustür und lärmten nach draußen. Ihm wurde bewußt, daß er für sie wahrscheinlich den gleichen ernsten, angespannten Gesichtsausdruck hatte wie sein Vater.
    Er ordnete sein Werkzeug und begann mit der Arbeit. Der Holzstapel auf der hinteren Veranda schrumpfte allmählich, als er passende Bretter zurechtschnitt. Um das Holz an der Decke einzupassen, mußte er mit der Langsäge Schrägschnitte anbringen. Das Holz splitterte, riß aber nicht aus. Johnny kam, der keine Lust mehr hatte, mit seiner älteren Schwester Fangen zu spielen. Renfrew beschäftigte ihn damit, das Werkzeug je nach Arbeitsgang anzureichen. Durchs Fenster verkündete ein blechern klingendes Radio, daß Argentinien dem Atomklub beigetreten war. »Was ist ein Atomklub, Daddy?« fragte Johnny mit großen Augen. »Leute, die Bomben abwerfen können.« Johnny betastete eine Holzfeile. »Kann ich da mitmachen?« Renfrew unterbrach seine Arbeit, leckte sich über die Lippen und spähte in den tiefblauen Himmel. »Nur Dummköpfe machen da mit«, sagte er und arbeitete weiter.
    Das Radio schilderte die brasilianische Ablehnung eines Vorzugshandelsabkommens, das eine großamerikanische Zone unter Beteiligung der USA gebildet hätte. Es gab Berichte, die Amerikaner hätten billigere Importe zur Bedingung für ihre Hilfe bei dem Blütenproblem in Südamerika gemacht. »Eine Blüte, Daddy? Der Ozean ist doch keine Blume.« Kurz angebunden erwiderte Renfrew: »Das ist eine andere Blüte.« Er nahm einen Bretterstapel unter den Arm und trug ihn hinein.
    Als er dabei war, Sägekanten abzuschleifen, kam Marjorie aus dem Garten herein, um seine Arbeit zu inspizieren. Dankenswerterweise hatte sie das batteriebetriebene Radio mit hinausgenommen. »Wieso springt es unten vor?« fragte sie beim Hereinkommen und stellte das Radio auf den Küchentisch. Es schien sie an diesen Tagen überallhin zu begleiten, dachte Renfrew, als

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