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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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könnte sie ein wenig Ruhe allein nicht ertragen.
    »Die Regale sind gerade, die Wände sind schief.«
    »Es sieht merkwürdig aus. Bist du sicher…?«
    »Überzeuge dich selbst!« Er reichte ihr die Wasserwaage, die sie behutsam auf eins der Bretter legte. Die Luftblase blieb genau zwischen den beiden Markierungen. »Siehst du? Völlig plan.«
    »Scheint so«, gab Marjorie widerwillig zu.
    »Mach dir keine Sorgen, deine Gläser werden schon nicht runterfallen.« Er stellte einige Gläser aufs Regal. Die rituelle Handlung vollendete seine Arbeit. Das nüchterne Fichtenholz des Kastenrahmens hob sich von der alten Eichentäfelung ab. Langsam fuhr Johnny mit der Hand über die Bretter; daß er dabei geholfen hatte, die Holzkonstruktion fertigzustellen, schien ihm Ehrfurcht einzuflößen.
    »Ich werde wohl noch mal kurz ins Labor fahren«, sagte Renfrew, während er Säge und Feilen zusammenlas.
    »Nur die Ruhe, du hast noch mehr Vaterpflichten. Du wirst Johnny mit zur Quecksilberjagd nehmen.«
    »Oh, verdammt, habe ich ganz vergessen. Sieh mal, ich dachte…«
    »…du könntest noch einen ganzen Nachmittag herumbasteln«, beendete Marjorie den Satz mit mildem Vorwurf. »Wohl kaum, fürchte ich.«
    »Na gut, dann hole ich mir nur ein paar Notizen über Markhams Arbeit.«
    »Dazu nimmst du am besten Johnny mit. Kannst du nicht mal am Wochenende pausieren? Ich dachte, du hättest gestern alles erledigt.«
    »Wir haben mit Peterson eine Botschaft ausgearbeitet. Größtenteils betrifft es die Ozeane. Die Sache mit der Massengärung von Zuckerrohr zur Treibstofferzeugung lassen wir fallen.«
    »Warum das denn? Die Verbrennung von Alkohol ist sauberer als das gepantschte Benzin, das jetzt verkauft wird.«
    Renfrew wusch sich die Hände im Waschbecken. »Sicher. Der Haken ist, daß die Brasilianer für die Zuckerrohrfelder so viel Dschungel roden. Das verringert die Anzahl der Pflanzen, die Kohlendioxyd aus der Luft absorbieren können. Wenn man die Auswirkungen ein wenig weiterdenkt, erklären sie Veränderungen im Klima, Treibhauseffekt, Regenfälle und so weiter.«
    »Hat der Rat das entschieden?«
    »Nein, nein, das waren Forschungsgruppen auf der ganzen Welt. Der Rat macht nur Politik, um Probleme auszugleichen. Das UN-Mandat, zusätzliche Energiegewinnung und so was.«
    »Dein Mr. Peterson muß ein sehr einflußreicher Mann sein.«
    Renfrew zuckte die Achseln. »Er meint, es sei schieres Glück, daß das Vereinigte Königreich eine so gewichtige Stimme hat. Der einzige Grund dafür ist, daß wir immer noch Forschungsgruppen haben, die an deutlich erkennbaren Problemen arbeiten. Sonst hätten wir einen Sitz wie Nigeria, die Viet-Union, oder irgendein anderer stümpernder Niemand.«
    »Und was du machst ist – wie hast du es genannt: ›erkennbar‹, nicht wahr?«
    Renfrew kicherte. »Nein, es ist total durchsichtig. Peterson hat einiges an Unterstützung für mich abgezweigt, aber das ist wohl eher eine persönliche Grille, schätze ich.«
    »Das ist sehr nett von ihm.«
    »Nett?« Nachdenklich trocknete Renfrew sich die Hände. »Er hat intellektuelles Interesse, da bin ich sicher, auch wenn er nach meinem Verständnis alles andere als ein Intellektueller ist. Ein fairer Handel, würde ich sagen: Er hat seinen Spaß dabei, und ich habe seine Pfundnoten.«
    »Aber er muß doch von deinem Erfolg überzeugt sein.«
    »Muß er? Mag sein. Ich bin selbst nicht sicher, daß ich es schaffe.«
    Marjorie schien entsetzt. »Warum tust du es dann?«
    »Es ist handfeste Physik. Ich weiß nicht, ob wir die Vergangenheit ändern können. In dieser Frage liegt die Physik im Chaos. Wäre die Forschung nicht praktisch lahmgelegt, würden sich alle möglichen Leute mit dem Problem befassen. Ich habe hier eine Chance, die wesentlichen Experimente durchzuführen. Das ist der Grund, Wissenschaft, Schatz.«
    Marjorie runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Renfrew prüfte das Produkt seiner Basteltätigkeit. Geschäftig räumte sie Gläser in das Regal. Jedes hatte einen Gummiring unter dem Deckel und Metallverschlußklammern. Hinter dem Glas schwammen farblose Gemüseklumpen. Renfrew fand den Anblick ausgesprochen unappetitlich.
    Plötzlich hielt Marjorie inne. Mit besorgtem Gesichtsausdruck sagte sie: »Du betrügst ihn, oder?«
    »Nein, Schatz, ich – wie heißt es noch? – halte seine Erwartungen hoch.«
    »Er erwartet…«
    »Sieh mal, Peterson ist an dem Thema interessiert. Meine Aufgabe ist es nicht, seine wahren Motive zu erraten.

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