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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Fluggäste zerrten ihr Handgepäck heraus, um schnell nach draußen zu stürzen. Das war für Peterson der schlimmste Teil eines Linienflugs; erneut wünschte er, Sir Martin die Genehmigung abgerungen zu haben, für diesen Flug eine Maschine des Rats zu benutzen. Das wäre teuer, verschwenderisch und so weiter, aber um einiges besser als die Reise in einem Viehwagen mit Tragflächen. Das Standardargument, daß der Flug im eigenen Jet den Beamten mehr Ruhe gab und damit ihre kostbaren Energien schonte, war in einer Zeit schrumpfender Etats nicht mehr zu halten.
    Wie nach Plan verließ er vor allen anderen die Maschine durch die vordere Tür. Ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften in Lederstiefeln und Helmen wartete. Inzwischen hatte er sich an den Anblick der offen getragenen automatischen Pistolen gewöhnt.
    In seiner Limousine saß ein Protokollbeamter, der ziel- und endlos redete, aber Peterson brachte ihn bald zum Verstummen und genoß die Fahrt. Der Sicherheitswagen blieb dicht hinter ihnen, wie er bemerkte. Anzeichen der jüngsten »Unannehmlichkeiten« waren nicht zu erkennen. Einige ausgebrannte Gebäudeblocks, gewiß, und ein Straßentunnel mit Einschüssen großkalibriger Waffen, aber kein Gefühl latenter Spannung. Die Straßen waren kaum frequentiert, die Autobahn wirkte verlassen. Seit die mexikanischen Ölfelder die notorisch optimistischen Prognosen Lügen gestraft hatten, war Kalifornien kein autoanbetendes Paradies mehr. Das und der politische Druck der Mexikaner, die hochfliegenden Versprechungen ökonomischen Aufschwungs einzulösen, hatten sich mit dem übrigen politischen Gebräu hier gemischt und zu »Unruhen« geführt.
     
    Die üblichen Zeremonien nahmen wenig Zeit in Anspruch. Das Ozeanographische Institut machte einen verwitterten, aber soliden Eindruck; blaue Kacheln, Salzgeruch und alles, was dazugehörte. Das Personal hatte sich inzwischen an die Besuche von Würdenträgern gewöhnt. Die Fernseh-Knaben bekamen ihre Aufnahmezeit und wurden wieder hinausgescheucht. Peterson lächelte, schüttelte Hände, plauderte Belangloses. Das Päckchen, das Markham von Caltech hatte haben wollen, tauchte auf, und Peterson verstaute es in seinem Aktenkoffer. Markham hatte um das Material gebeten, das nach seinen Worten mit dem Tachyonen-Experiment zu tun hatte, und Peterson hatte versprochen, seine guten Beziehungen zu nutzen, um es von den Amerikanern zu bekommen. Die Arbeit war noch nicht veröffentlichungsreif, ein üblicher Kniff, um nichts zu früh zu verraten, aber mit einigen Bemühungen hatte er sie beschaffen können.
    Der Morgen verlief wie geplant. Ein allgemeiner Überblick durch einen Ozeanographen, Dias und Schaubilder vor einer zwanzigköpfigen Zuhörerschaft. Dann eine Wiederholung, diesmal offener und weitaus pessimistischer, vor einem Kreis von fünf. Und dann Alex Kiefer, der Chef des Ganzen, unter vier Augen mit Peterson.
    »Wollen Sie Ihren Mantel nicht ablegen? Heute ist es ziemlich warm. Ein herrlicher Tag.« Kiefer sprach schnell, fast nervös. Jetzt, da sie unter sich waren, schien Kiefer einen Energieüberschuß zu besitzen. Er schritt schnell aus, federte auf den Zehenspitzen, blickte sich ständig um und grüßte die wenigen Menschen, die ihnen begegneten, mit ruckhaften Bewegungen. Er komplimentierte Peterson in sein Büro.
    »Kommen Sie, kommen Sie!« sagte er händereibend. »Nehmen Sie Platz! Geben Sie mir Ihre Jacke! Nein? Ja, ein herrlicher Ausblick, nicht wahr? Herrlich.«
    Die letzte Bemerkung war die Antwort auf eine Äußerung, die Peterson gar nicht gemacht hatte; allerdings war er, angezogen vom schimmernden Glanz des Pazifik unter ihnen, automatisch auf das große Panoramafenster zugetreten. »Ja«, sagte er jetzt und machte die erwartete Bemerkung. »Ein großartiger Ausblick. Lenkt er Sie nicht ab?«
    Der breite Sandstrand erstreckte sich auf La Jolla zu und ging dann in ein von paradiesischen Palmen umgebenes Hügelgebiet über. Auf dem Ozean saßen Reihen von Surfern in Schutzanzügen wie große schwarze Meeresvögel auf ihren Brettern, die sie mit geduldigen Paddelbewegungen antrieben.
    Kiefer lachte. »Wenn ich merke, daß ich mich nicht konzentrieren kann, ziehe ich mir einen Neoprenanzug über und gehe schwimmen. Das klärt den Verstand. Ich versuche, jeden Tag zu schwimmen. Eigentlich braucht man jetzt kaum noch einen Anzug, das Wasser ist bereits ziemlich warm. Die jungen Leute dort draußen meinen nur, es sei kalt.« Er zeigte zu den Surfern. Die

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