Zeitschaft
allem Manodrin.«
»Manodrin?«
»Manodrin ist ein chlorierter Kohlenwasserstoff, der in Insektiziden verwandt wird. Es hat eine neue Lebensnische unter den mikroskopischen Algen geöffnet, eine neue Variante der Kieselalge hat sich entwickelt. Sie setzt ein Enzym aus, das Manodrin zerlegt. Außerdem scheidet sie ein Zerfallsprodukt aus, das die Übertragung von Nervenimpulsen bei Tieren unterbricht. Die dendritischen Verbindungen versagen. Aber das müssen Sie bei der Konferenz doch alles erörtert haben.«
»Es ging zumeist um die politische Ebene; welche Maßnahmen gegen die akute Krise ergriffen werden sollten und so weiter.«
»Was wird man tun?«
»Sie werden versuchen, Stoffe zur Eindämmung der Blüte von den Experimenten im Indischen Ozean abzuzweigen, aber ich weiß nicht, ob das funktioniert. Sie haben die Tests noch nicht abgeschlossen.«
Kiefers Finger trommelten auf den Keramikplatten. Plötzlich fragte er: »Haben Sie selbst die Blüte gesehen?«
»Ich bin darüber hinweggeflogen«, antwortete Peterson. »Sie ist häßlich wie eine Sünde. Die Farbe versetzt die Fischdörfer in Angst und Schrecken.«
»Ich werde es mir wohl selbst mal anschauen«, murmelte Kiefer, mehr zu sich selbst als zu Peterson. Er stand auf und ging hin und her. »Trotzdem, wissen Sie, ich spüre, da ist noch etwas anderes…«
»Ja?«
»Einer von meinen Laborjungs meint, es geht etwas Besonders vor – der Prozeß könne sich aus sich selbst heraus verändern. Aber das ist alles rein hypothetisch. Ich halte Sie auf dem laufenden, wenn sich etwas Neues ergibt.«
»Tun Sie das!«
Später als vorgesehen verließ Peterson das Scripps Institut. Er nahm eine Einladung zum Abendessen bei Kiefers an, um die Entwicklung auf einer freundschaftlichen, persönlichen Ebene fortzuführen; das hatte sich immer noch bewährt. Es fiel weitaus schwerer, jemanden übers Ohr zu hauen, wenn man mit ihm einiges getrunken, einen Witz erzählt und einen Braten in seiner Begleitung verschlungen hatte, mochte die Unterhaltung auch noch so langweilig gewesen sein.
Petersons Limousine und das unvermeidliche Sicherheitskommando brachten ihn nach La Jolla hinein, wo er einen Termin in der San-Diego-Bundessparkasse hatte. Es war ein wuchtiges, eckiges Gebäude inmitten einer Kette langweiliger Läden mit den üblichen baulichen Varianten. Er überlegte, ein Reisesouvenir als Geschenk mit nach Hause zu nehmen, was er in jüngeren Jahren häufiger getan hatte, gab den Gedanken aber sofort wieder auf. Die Läden jonglierten mit allen möglichen Preisaufschlägen, und trotz des schwachen Dollars erging es dem Pfund noch schlechter. Das wäre nur zweitrangig gewesen, wären die Läden einigermaßen interessant, aber sie stellten nur Schnickschnack wie Zierlampen und bunte Aschenbecher aus. Er zog eine Grimasse und betrat das Bankgebäude.
Durch den Anblick der Sicherheitstruppe vorgewarnt, erwartete ihn der Direktor an der Tür. Ja, ihm war Mr. Petersons Ankunft gestern avisiert worden, gewiß, sie hatten die Aufzeichnung der Bank geprüft. Kaum im Büro des Direktors angekommen, fragte Peterson knapp: »Und?«
»Oh, Sir, für uns war es eine Überraschung, das kann ich Ihnen sagen«, meinte der dünne Mann mit ernster Stimme. »Ein Bankschließfach, für das die Gebühren auf Jahrzehnte im voraus bezahlt sind. Recht ungewöhnlich.«
»Wie wahr.«
»Man… man sagte mir, Sie würden keinen Schlüssel haben?« Offenbar hoffte der Mann, Peterson würde doch einen haben und ihm damit ersparen, seinen Vorgesetzten später eine Unzahl von Erklärungen liefern zu müssen.
»Richtig, ich habe keinen. Aber Sie haben doch festgestellt, daß das Fach auf meinen Namen ausgestellt war, oder?«
»Oh, ja, das haben wir. Ich verstehe nicht…«
»Sagen wir einfach, es handelt sich um eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit.«
»Trotzdem, ohne Schlüssel…«
»Nationale Sicherheit! Äußerst wichtig. Ich glaube doch, Sie verstehen, was ich damit sagen will.« Peterson schenkte dem Mann sein bestes distanziertes Lächeln.
»Nun ja, der Unterstaatssekretär hat einen Teil am Telefon erklärt, und ich habe es mit meinem direkten Vorgesetzten besprochen, ab er…«
»Na großartig, ich freue mich, daß es so schnell ging. Meinen Glückwunsch zu Ihrem Tempo! Es macht immer Vergnügen, eine erfolgreiche Operation zu sehen.«
»Nun, wir tun…«
»Ich würde es mir jetzt gerne mal anschauen«, unterbrach Peterson in entschlossenem Tonfall.
»Nun,
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