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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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meisten hockten auf den Knien und paddelten vor einer hohen Welle her. »Früher wurde es richtig kalt. Bevor die Multi-Gigawatt- Kernreaktoren in San Onofre gebaut wurden. Aber das wissen Sie sicher selbst. Das gehört doch zu Ihren Aufgaben, oder? Na ja, dadurch stieg die Wassertemperatur ein wenig, genau vor diesem Küstenstreifen. Interessant. Anscheinend wurden die Meeresfauna und -flora dadurch stimuliert. Wir beobachten das hier natürlich sehr sorgfältig. Es gehört zu unseren wichtigsten Untersuchungen. Wenn die Temperatur weiter zunimmt, könnte das einige Lebenskreise verändern, aber soweit wir wissen, ist die Spitze bereits erreicht. Seit einigen Jahren gab es keine Zunahme mehr.«
    Kiefers Bewegungen und seine Sprache wurden weniger sprunghaft, als er über seine Arbeit zu sprechen begann. Peterson schätzte ihn auf Ende Vierzig. Um die Augen machten sich Fältchen breit, sein dichtes, schwarzes Haar war an den Schläfen grau, aber er machte einen sportlichen Eindruck. Er wirkte wie ein Asket, doch sein Büro strafte diesen Anschein Lügen. Peterson hatte mit einer Mischung aus Neid und Verachtung, die er in Amerika häufig empfand, Kiefers Büroausstattung registriert: den tiefen, olivgrünen Teppichboden, den glattglänzenden Rosenholzschreibtisch, die Hängefarne und Spinnenpflanzen, die japanischen Drucke an den Wänden, die Illustrierten auf dem Kaffeetisch mit Keramikoberfläche und natürlich die großen getönten Fenster mit Blick auf den Pazifik. Einen Moment sah er Renfrews unordentliches, aber gemütliches Zimmer vor sich. Doch abgesehen von der Aussicht zeigte Kiefer keinerlei Stolz auf seine Umgebung, er schien sie nicht einmal bewußt wahrzunehmen. Sie setzten sich – nicht an seinen Schreibtisch, sondern in die bequemen Sessel neben dem Kaffeetisch. Peterson entschied, daß es jetzt genug des Spielchens »Schüchtere deinen Besucher ein« wäre; eine Geste der Gleichgültigkeit war vonnöten.
    »Haben Sie was dagegen, daß ich rauche?« fragte er und zog eine Zigarre und ein goldenes Feuerzeug heraus.
    »Oh… ich… nun, gewiß.« Kiefer schien einen Moment verwirrt. »Ja, ja, natürlich.« Er stand auf und öffnete das große Fenster einen Spalt, dann ging er zum Schreibtisch zurück und sprach ins Intercom. »Carrie? Würden Sie, bitte, einen Aschenbecher bringen!«
    »Tut mir leid«, sagte Peterson. »Ich scheine ein Tabu verletzt zu haben. Ich dachte, in Einzelbüros sei Rauchen erlaubt.«
    »O ja, das ist richtig«, bestätigte Kiefer. »Das ist schon in Ordnung. Es ist nur, daß ich selbst Nichtraucher bin und versuche, anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen.« Er bedachte Peterson mit einem plötzlichen entwaffnenden Lächeln. »Ich hoffe, Sie verstehen das. Und es ist ja auch nicht so schlimm, wenn ich die ganze Zeit Rückenwind habe.«
    Die Tür öffnete sich, Kiefers Sekretärin kam herein und setzte den Aschenbecher vor Peterson ab. Peterson dankte ihr, schätzte im stillen ihre körperlichen Merkmale ein und gab acht von zehn möglichen Punkten. Vergnügt registrierte er, daß nur sein Status als Mitglied des Weltrats Kiefers Rauchverbot aufgehoben hatte.
    Kiefer war auf seinem Sessel nach vorn gerutscht. »So… nun schildern Sie mir, welche Situation Sie in Südamerika vorgefunden haben!« Ungeduldig rieb er die Hände aneinander.
    Peterson stieß genüßlich den Rauch aus. »Es steht schlecht. Nicht hoffnungslos, noch nicht, aber sehr ernst. In letzter Zeit ist Brasilien immer mehr vom Fischfang abhängig geworden, dank der kurzsichtigen Rodungspolitik vor ein oder zwei Jahrzehnten – und die Blüte beeinträchtigt den Fischfang natürlich beträchtlich.«
    Kiefer beugte sich noch weiter vor. Wie eine klatschsüchtige Hausfrau war er auf Einzelheiten gespannt, und in diesem Augenblick wurde Petersons Vorgehensweise blanke Routine. Er teilte das Notwendige mit und entlockte Kiefer einige fachliche Hinweise, die zu merken sich lohnen würde. Über Biologie wußte er besser Bescheid als über Physik, deshalb kam er besser zurecht als mit Renfrew und Markham. Kiefer schwenkte zur Frage der Zuschüsse – natürlich sah es trostlos aus. Überall das gleiche Lied –, und Peterson lenkte das Gespräch auf nützlichere Dinge.
    »Wir glauben, die gesamte Nahrungsmittelkette könnte gefährlich werden«, sagte Kiefer. »Das Phytoplankton geht durch Chlorkohlenwasserstoffe zugrunde – solche, wie sie in Düngern verwendet werden.« Kiefer blätterte durch die Akten. »Vor

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