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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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reichte ihm vollauf. Der Erfolg in der Bank ließ seine Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Einen Teil der angestauten Energie ließ er bei dreißig Runden im Schwimmbecken des Hotels verpuffen, dann stürzte er sich in einen erfolglosen Plünderungszug durch die Läden in der Nähe. Am meisten interessierten ihn die Bekleidungsgeschäfte, aber sie gehörten zu der Sorte, die ihre Waren nicht einfach ausstellten, sondern sie in Szenarien englischer Herrenhäuser oder französischer Schlösser arrangierten. Hier gab es noch Geld, auch wenn das meiste fehlgeleitet schien. Die Menschen waren freundlich, sauber und geschmeidig. Vermögend zu sein, hob einen in England zumindest aus der Masse heraus; hier bürgte er für gar nichts, nicht einmal für guten Geschmack.
    Die Gehwege waren voller alter Leute, von denen einige recht ungehalten werden konnten, wenn man ihnen nicht auswich. Die jüngeren Männer jedoch waren freundlich und athletisch. Ihn interessierten die Frauen mehr, ihre frische Eleganz und ihr makelloser Chic. Ihnen war eine gewisse Sanftheit zu eigen, eine unbestimmbare Prägung wohlhabender Neutralität. Zum Teil beneidete er dieses Leben. Zwar wußte er, daß die Menschen, die den Girard so selbstbewußt entlangschritten, von ebensoviel Beschränkungen wie die Briten gehemmt wurden – Südkalifornien bestand aus einer Vielzahl von Einschränkungen, das galt für Einwanderungen, Hauskauf, Wasserverbrauch, Berufswechsel, Autos, praktisch alles –, aber sie wirkten freier. Hier fand sich jener Weltüberdruß, den Europäer häufig mit Reife gleichsetzten, noch nicht so ausgeprägt. Bei den Frauen vermißte er stets eine gewisse Komplexität. Sex mit ihnen war gesund, qualifiziert und ungezwungen. Wenn man ihnen ein Abenteuer vorschlug, waren sie nie erstaunt oder gar schockiert. Ihr Nein hieß nein, und ihr Ja hieß ja. Er vermißte die Herausforderung des Nein, das vielleicht hieß, das elegante Spiel der Verführung. Diese Amerikaner spielten nicht; sie waren voller Tatendrang und Gewandtheit, aber niemals unaufrichtig, verstohlen oder listig. Sie bevorzugten direkte Fragen, gaben direkte Antworten. Sie waren gern vorneweg.
    An diesem Punkt seiner Überlegungen blieb er vor einem Weinladen stehen und entschloß sich, den Versuch zu unternehmen, einige Kartons guten kalifornischen Weins nach England mitzunehmen. Man wußte nie, wann man wieder so eine Chance hatte.
    Als er in der Bar auf Kiefer wartete, kam ihm plötzlich ein Gedanke. Was wäre, wenn er einfach einen Brief mit der Botschaft darin an Renfrew geschickt hätte? So wie die Post heutzutage arbeitete, hätte er ihn bis jetzt wahrscheinlich noch gar nicht erreicht. In dem Fall hätte er nach Erhalt des gelben Papiers Renfrew anrufen und ihm auftragen können, die Botschaft nicht zu senden. Wie würde Markham damit zurechtkommen?
    Er trank seinen Gin aus, und dann fiel ihm die Sache mit den Schleifen wieder ein. Ja, der Plan, den er gerade ausgetüftelt hatte, hätte alles in einen unentschiedenen Zustand versetzt. Das war die Antwort. Aber was für eine Antwort war das?
     
    »Verdammte Straßen«, klagte Kiefer. »Immer mehr wie Slums.« An einer scharfen Kurve riß er das Lenkrad herum. Reifen quietschten.
    Für Peterson war dieser Themenwechsel ein entschiedener Vorteil. Kiefer hatte die ganze Zeit die Vorzüge des Verzehrs von frischem Gemüse geschildert, das mit annähernder Lichtgeschwindigkeit aus »dem Tal« hergebracht wurde – einem Füllhorn, das keines weiteren Namens bedurfte.
    Um die neue Gesprächsrichtung anzuregen, sagte Peterson mit mildem Zweifel: »Mir erscheint die Gegend recht wohlhabend.«
    »Ja, sicher, natürlich, man sieht nichts, wenn man auf den Hauptstraßen bleibt. Aber es wird schwerer, den Lebensstandard zu erhalten. Sehen Sie sich zum Beispiel hier einmal um! Fällt Ihnen etwas auf?«
    Sie fuhren jetzt durch die Hügel. Die gewundene, schmale Straße gab ab und zu den Blick auf den Ozean zwischen spanischen Ranchos und französischen Miniatur-Chateaux frei.
    »Sehen Sie, wie sie sich eingemauert haben? Als wir zum ersten Mal hierherkamen, das war vor etwa zwanzig Jahren, waren sie alle offen. Von jedem Haus hatte man eine großartige Aussicht. Jetzt kann man sich nicht einmal an seinen Nachbarn wenden, ohne sich auf die Straße zu stellen, einen Knopf zu drücken und sich über Intercom zu unterhalten. Und dann sollten Sie erst einmal die Anti-Einbrecher-Elektronik sehen! Sie kostet soviel wie hundert deutsche

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