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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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steigt mir sofort zu Kopf.«
    Kiefer ging hinaus, um den Zitronensaft zu holen.
    »Wie stehen die Dinge in England, Mr. Peterson?« fragte sie und legte ihren Kopf ein wenig zur Seite. »In den Nachrichten hier hört es sich schlimm an.«
    »Es ist schlimm, auch wenn sich viele Leute nicht klarmachen, wie schlimm«, erwiderte er. »Kennen Sie England?«
    »Ich war vor einiger Zeit für ein Jahr dort. Ich mag England.«
    »Ach ja? Haben Sie dort gearbeitet – «
    »Nach der Promotion bekam ich einen Lehrauftrag am Imperial College in London. Ich bin Mathematikerin. Jetzt unterrichte ich an der UCSD.« Sie lächelte, während sie ihn beobachtete; offenbar erwartete sie eine überraschte Reaktion, die Peterson aber nicht zeigte. »Sie haben vermutlich eher einen Doktor der Philosophie erwartet.«
    »O nein, nichts so Gewöhnliches«, entgegnete er geschmeidig und erwiderte ihr Lächeln. Philosophen waren für ihn Menschen, die ihre Zeit mit so tiefschürfenden Fragen wie »Wenn es keinen Gott gibt, wer zieht dann das nächste Kleenex heraus?« verbrachten. Er wollte seine Einstellung gerade in ein paar sarkastische Worte kleiden, als Kiefer mit einem Glas Wein und einer kleinen Flasche zurückkam.
    »Hier ist dein Wein, Liebes. Und etwas Zitronensaft – wieviel? Nur ein Spritzer?«
    »Das ist hervorragend, danke.«
    Kiefer setzte sich und wandte sich Peterson zu. »Hat Mitsuoko Ihnen erzählt, daß sie ein Jahr an der Universität London war? Sie ist eine brillante Frau. Doktor mit fünfundzwanzig. Brillant und bildschön. Ich bin ein Glückspilz.« Stolz strahlte er sie an.
    »Laß das, Alex!« Ihr liebevolles Lächeln nahm den Worten die Schärfe. Mit tadelndem Unterton meinte sie zu Peterson: »Es ist peinlich. Alex prahlt vor seinen Freunden immer mit mir.«
    »Das kann ich verstehen.« Hinter der freundlich lächelnden Fassade rechnete Peterson. Er hatte nur einen Abend. Führten sie eine offene Ehe? Wie direkt durfte ein Annäherungsversuch sein, daß sie ihn hinnahm? Wie sollte er Kiefer auf das Thema ansprechen? »Ihr Gatte sagte mir, hier stände es auch ziemlich schlecht, auch wenn es einem Besucher nicht so erscheint.«
    Was bedeutete ihr Lächeln? Es war beinahe, als teilten sie ein Geheimnis miteinander. Las sie tatsächlich seine Gedanken? Flirtete sie nur? Oder konnte es sein – dieser Gedanke kam ihm ganz plötzlich –, daß sie nervös war? Ganz gewiß sendete sie ihm Signale.
    »Es besteht eine psychologische Unfähigkeit, gewohnten Luxus aufzugeben«, sagte Kiefer gerade. »Die Leute werden keinen Lebensstil aufgeben, den sie für… äh… einzigartig amerikanisch halten.«
    »Ist das ein aktuelles Schlagwort?« fragte Peterson. »Ich fand die Formulierung in einigen Illustrierten im Flugzeug.«
    Angestrengt dachte Kiefer über die Hypothese nach. »Hmm, ›einzigartig amerikanisch‹? Ja, ich glaube schon. Irgendwo habe ich diese Woche einen Leitartikel darüber gelesen. Oh, Moment, entschuldigen Sie mich, ich werde mal nach den Jungen sehen.«
    Wie ein hungriger Terrier verließ Kiefer das Zimmer. Sekunden später hörte Peterson ihn leise, aber entschieden mit den Jungen reden. Sie unterbrachen ihn regelmäßig in der erwarteten Art: helle Jungs, die wissen, daß sie helle sind. Peterson nahm einen Schluck von seinem Drink und dachte darüber nach, ob es klug wäre, bei Mitsuoko fortzufahren. Kiefer war ein Glied in Petersons Informationskette, dem wesentlichsten Teil seines Arbeitsmechanismus. Sicher, er war in Kalifornien, dem berühmt-berüchtigten Kalifornien, und das 19. Jahrhundert war längst vorbei; aber man konnte nie wissen, wie ein Ehemann auf diese Dinge reagierte, ganz gleich, was er in der Theorie darüber äußerte. Doch jenseits solcher Berechnungen lag die Tatsache, daß der Mann ihn mit seinem Fanatismus in Sachen Gesundheitsnahrung und Nichtrauchen irritierte, ebenso wie mit seiner unwürdigen Hingabe an diese ausgesprochen unangenehmen Kinder.
    Nun ja, Beamte des Rats waren dazu da, schnelle und eindeutige Entscheidungen zu treffen, richtig? Richtig.
    Er wandte sich Mitsuoko zu. Noch suchte er den besten Weg, diese wenigen Augenblicke allein zu nutzen. Sie starrte auf das Landschaftspanorama, das sie schon seit Jahren auswendig kennen mußte.
    Bevor er einen einleitenden Satz formulieren konnte, fragte sie, ohne ihn anzuschauen: »Wo wohnen Sie hier, Mr. Peterson?«
    »La Valencia. Und ich heiße Ian.«
    »Ach ja. Südlich der Bucht liegt ein sehr hübscher Strand. Abends

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